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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Kopf umschwärmten.
    Abgefallene Ranken schlangen sich um seine Knöchel, und zweimal rutschte er auf dem nassen Boden aus und fiel hin. Eine dichte Schicht aus Lehm und Blättern klebte an seinem Körper, so daß er aussah wie ein Sumpfungeheuer aus einem Geistermoor. Allmählich zehrte die dampfige Luft an seinen Kraftreserven, und er mußte gegen den Drang ankämpfen, sich hinzulegen und ein Nickerchen zu machen. Dieser Wunsch verging ihm allerdings sofort, als er eine Buschmeister sah, die sich über einen Haufen Ballaststeine neben ihm schlängelte.
    Diese berüchtigte Grubenotter, mit bis zu drei Metern Länge die größte Giftschlange der Neuen Welt, ist äußerst tödlich, und so sah sie auch aus: der Körper rosa bis braun gefärbt und mit einem dunklen Rautenmuster überzogen. Pitt machte einen großen Bogen um sie und achtete von nun an darauf, daß er nicht über eine ihrer Artgenossinnen stolperte.
    Er wußte, daß er sich an der richtigen Stelle befand, als er auf Fingerling und Ruderöse stieß, die inzwischen total verrostet waren. Aus Versehen trat er gegen einen halb im Boden vergrabenen Gegenstand – einen kaum mehr zu erkennenden Ring aus verziertem Eisen. Als er sich bückte, um ihn näher in Augenschein zu nehmen, sah er Glassplitter. Er schlug in Perlmutters Zeichnungen nach und stellte fest, daß er die Hecklaterne vor sich hatte. Die Ruderbeschläge und die Lampe verrieten ihm, daß er sich über der einstigen Kapitänskajüte befinden mußte. Jetzt begann die eigentliche Suche nach dem Jadekästchen.
    Nachdem er vierzig Minuten lang auf allen vieren gebuddelt hatte, hatte er ein Tintenfaß, zwei Weinpokale und die Überreste mehrerer Öllampen zutage gefördert. Ohne sich eine Rast zu gönnen, fegte er vorsichtig einen kleinen Blätterhaufen weg, und plötzlich sah er ein grünes Auge vor sich, das ihn aus dem feuchten Humus anstarrte. Er wischte sich die nassen Hände an der Hose ab, zog ein Halstuch aus der Tasche und wischte sacht den Schmutz rund um das Auge ab. Ein menschliches Gesicht kam zum Vorschein, das kunstvoll und mit großer Sorgfalt aus einem schweren Stück Jade herausgeschnitzt worden war. Pitt hielt den Atem an.
    Mühsam zügelte er seine Begeisterung und hob vorsichtig vier kleine Gräben rund um das starre Gesicht aus. Bald sah er, daß es sich um den Deckel eines Kastens handelte, der etwa so groß wie eine zwölf Volt starke Autobatterie war. Als er den Kasten vollständig freigelegt hatte, hob er ihn aus dem feuchten Erdreich, in dem er seit 1578 geruht hatte, und stellte ihn zwischen seine Beine.
    Gute zehn Minuten lang saß Pitt voller Ehrfurcht und Staunen da. Er hatte Angst, auf nichts als feuchten Moder zu stoßen, wenn er den Deckel hob. Beklommen zog er sein kleines Schweizer Offiziersmesser heraus, klappte die dünnste Klinge auf und fing an, den Deckel hochzustemmen. Er saß so dicht auf, daß Pitt mit dem Messer zunächst um den ganzen Kasten herumfahren und den Deckel Millimeter für Millimeter anheben mußte. Zweimal mußte er innehalten und sich den Schweiß abwischen, der ihm in die Augen lief. Schließlich löste sich der Deckel. Danach hielt Pitt sich respektlos die Nase zu, hob den Deckel und schaute hinein.
    Die Schachtel war innen mit Zedernholz ausgekleidet und enthielt etwas, das seiner Ansicht nach wie ein zusammengefalteter Haufen aus bunten, verknoteten Schnüren aussah. Mehrere Schnüre waren zwar verblaßt, aber sie waren alle intakt, und man konnte die Farbe noch erkennen. Pitt traute seinen Augen kaum, als er sah, wie gut sein Fund erhalten war.
    Doch dann untersuchte er die Schnüre genauer und stellte fest, daß sie nicht aus Baum- oder Schurwolle hergestellt waren, sondern aus gefärbten und zusammengedrehten Metalldrähten.»Das ist es!« schrie er und schreckte einen ganzen Baum voller Aras auf, die unter wildem Gekreisch in die Tiefen des Regenwaldes davonflatterten. »Das Drake-
Quipu

    Dann raffte Pitt das Kästchen an sich wie Ebenezer Scrooge seine Geldbörse, als er um eine milde Weihnachtsgabe für die Bedürftigen gebeten wurde, und suchte sich einen halbwegs trockenen Sitzplatz auf einem umgestürzten Baum. Er starrte in das Jadegesicht und fragte sich, ob es wohl jemanden gab, der das Geheimnis des
Quipu
enträtseln könnte. Laut Dr. Ortiz war der letzte Mensch, der Knotenschnüre deuten konnte, vor vierhundert Jahren gestorben. Er hoffte inständig, daß Yeager mit Hilfe seines raffinierten Computers in der Lage war, die

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