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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hielt.
    Pitt meldete Giordino den Fund. »Sag Doc Miller, daß ich hier unten einen seit langem toten Spanier mitsamt Helm und Harnisch gefunden habe.« Dann ließ er, als würde ihn eine unsichtbare Kraft leiten, den Blick in die Richtung schweifen, in die der gekrümmte Knochenfinger deutete.
    Dort lag eine weitere Leiche, aber diese war jüngeren Datums.
    Allem Anschein nach handelte es sich um einen Mann, der dort mit angezogenen Beinen und zurückgelegtem Kopf ruhte.
    Das Fleisch war noch nicht restlos verwest, sondern befand sich im Zustand der Saponifikation, wie man die Verseifung des Körperfetts bei unter Luftabschluß modernden Leichen bezeichnet.
    Wegen der teuren Wanderstiefel, des um den Hals gebundenen roten Seidenschals und der silbernen, mit Türkisen besetzten Navajo-Gürtelschnalle kam Pitt sofort zu dem Schluß, daß es sich nicht um einen einheimischen Bauern handeln konnte.
    Doch wer immer er auch gewesen sein mochte, er war nicht mehr der Jüngste gewesen. Lange silberne Haarsträhnen von Kopf und Bart wogten in der Strömung, die durch Pitts Bewegungen erzeugt wurde. Ein breiter Schlitz am Hals verriet, woran er gestorben war.
    Ein schwerer Goldring mit einem großen gelben Stein funkelte im Lichtstrahl der Unterwasserlampe. Pitt fiel ein, daß der Ring bei der Identifizierung der Leiche ganz nützlich sein könnte. Er unterdrückte den Würgereiz und streifte, während er ständig damit rechnete, daß von irgendwoher eine Schattengestalt auftauchte und ihn der Leichenfledderei bezichtigte, den Ring mühelos vom verwesenden Finger des Toten. Anschließend zog er, so abstoßend es ihm auch vorkam, den Ring durch den Schlick, um die Überreste des früheren Besitzers abzuwischen, und steckte ihn dann an seinen Finger, um ihn nicht zu verlieren.
    »Ich habe noch einen«, berichtete er Giordino.
    »Einen der Taucher oder einen alten Spanier?«
    »Weder noch. Der wirkt nicht älter als ein paar Monate, allenfalls ein Jahr.«
    »Willst du ihn bergen?« fragte Giordino.
    »Jetzt nicht. Wir warten damit, bis wir Doc Millers Leute gefunden –« Pitt brach ab, als er plötzlich von einer gewaltigen Strömung erfaßt wurde, die aus einem unsichtbaren Durchlaß in der Wand auf der anderen Seite der Doline sprudelte und den Schlick wie eine Windhose aufwirbelte. Ohne die Sicherheitsleine wäre er von der Kraft des Strudels herumgewirbelt worden wie Herbstlaub im Wind. Auch so konnte er gerade noch seine Unterwasserlampe festhalten.
    »Das war ja ein höllischer Ruck«, meldete sich Giordino besorgt. »Was treibst du?«
    »Ich bin unverhofft von einer mächtigen Strömung erfaßt worden«, antwortete Pitt, der sich wieder beruhigt hatte und treiben ließ. »Das erklärt auch, weshalb die Schlammschicht so dünn ist. Sie wird in regelmäßigen Abständen von dem Strudel weggespült.«
    »Wird wahrscheinlich von einem unterirdischen Wasserlauf erzeugt, in dem Druck entsteht, der sich dann in einer Strömung am Boden der Doline entlädt«, vermutete Giordino. »Sollen wir dich rausziehen?«
    »Nein, laßt mich. Sicht liegt bei Null, aber anscheinend besteht keine unmittelbare Gefahr. Gib langsam mehr Sicherheitsleine.
    Wollen mal sehen, wohin mich die Strömung trägt. Da muß irgendwo ein Abfluß sein.«
    »Zu gefährlich. Du könntest hängenbleiben und festsitzen.«
    »Nicht, wenn sich die Sicherheitsleine nicht verheddert«, sagte Pitt leichthin.
    Oben blickte Giordino auf die Uhr. »Du bist jetzt sechzehn Minuten unten. Wie steht’s mit deiner Luft?«
    Pitt hielt das Finimeter vor seine Gesichtsmaske. Im herumwirbelnden Schlick konnte er die Druckanzeige kaum lesen. »Genug für weitere zwanzig Minuten.«
    »Ich geb’ dir zehn. Danach mußt du bei deiner derzeitigen Tiefe auf die Austauchstufen achten.«
    »Du bist der Boß«, willigte Pitt ein.
    »Wie sieht’s bei dir aus?«
    »Kommt mir vor, als würde ich mit den Füßen voran in eine schmale Röhre gezogen. Ich kann die Wände rundum berühren.
    Glücklicherweise habe ich die Sicherheitsleine. Unmöglich, gegen die Strömung zu schwimmen.«
    Giordino wandte sich an Dr. Miller. »Klingt so, als hätten wir einen Hinweis darauf, was mit Ihren Tauchern passiert ist.«
    Aufgebracht schüttelte Dr. Miller den Kopf. »Ich habe sie gewarnt. Diese Tragödie hätte sich verhindern lassen, wenn sie nicht so tief hinabgetaucht wären.«
    Pitt hatte das Gefühl, als würde er stundenlang durch den schmalen Schlitz gesogen, obwohl es sich nur um wenige

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