Inka Gold
Licht ein, von dem Menschen berichtet hatten, die dem Tod um Haaresbreite entronnen waren.
Shannon spürte, wie sich eine Hand um ihren Fuß legte, und dann stieß, weniger als eine Armeslänge entfernt, ein Kopf aus dem Wasser. Die Unterwasserlampe schien ihr genau in die Augen und blendete sie vorübergehend. Dann wanderte der Strahl zu Rodgers’ Gesicht.
Pitt, der sofort erkannte, um wen es schlimmer stand, faßte unter seinen Arm und ergriff einen zweiten Atemregler, der gesondert an der Doppelventilkombination seines Tauchgeräts angeschlossen war. Rasch steckte er Rodgers das Mundstück des Lungenautomaten zwischen die Lippen. Dann reichte er Shannon eine kleine Reserveflasche samt Atemregler, die an seinem Hüftgurt befestigt war.
Etliche tiefe Atemzüge später hatten die Eingeschlossenen wie durch ein Wunder neuen Mut gefaßt und frische Kraft getankt.
Shannon fiel Pitt um den Hals, während Rodgers ihm so heftig die Hand schüttelte, daß er Pitt fast das Gelenk ausrenkte.
Sprachlos vor Freude, ließen sie einige Augenblicke lang ihrer Euphorie und Erleichterung freien Lauf.
Erst als Pitt bewußt wurde, daß Giordino ihn über Funk rief und einen Lagebericht verlangte, meldete er nach oben: »Sag Doc Miller, daß ich die verirrten Lämmer gefunden habe. Sie leben, ich wiederhole: Sie sind am Leben und wohlauf.«
»Du hast sie?« drang Giordinos Stimme dröhnend aus Pitts Kopfhörern. »Sie sind nicht tot?«
»Ein bißchen blaß um die Kiemen, aber ansonsten in gutem Zustand.«
»Wie ist denn so etwas möglich?« murmelte Dr. Miller ungläubig.
Giordino nickte. »Der Doc möchte wissen, wie sie überlebt haben.«
»Die Strömung hat sie in eine Kammer mit einer Lufttasche unter der Decke geschwemmt.
Zum Glück bin ich noch rechtzeitig gekommen. Noch ein paar Minuten, und sie hätten allen Sauerstoff aufgebraucht.«
Die Menschen, die dicht um den Verstärker herumstanden, waren auf diese Meldung hin wie erstarrt. Doch als sie die Neuigkeit schließlich begriffen hatten, machte sich Erleichterung breit, und die alte Ruinenstätte hallte wider von Applaus und Jubelrufen. Dr. Miller wandte sich ab, als müßte er sich die Tränen aus den Augen wischen, während Giordino gar nicht mehr aufhören konnte zu lächeln.
In der Kammer unten hatte Pitt den beiden anderen mittels Gesten klargemacht, daß er die Maske nicht abnehmen und mit ihnen sprechen konnte. Er bedeutete ihnen, daß sie sich per Handzeichen verständigen müßten. Shannon und Rodgers nickten, und dann beschrieb Pitt ihnen anschaulich und genau, wie er sie herauszuholen gedachte.
Da die beiden Taucher bis auf die Gesichtsmasken und die Tarierwesten ihre gesamte Tauchausrüstung weggeworfen hatten, war Pitt recht zuversichtlich, daß sie sich alle drei ohne Schwierigkeiten an seiner Funk- und Sicherheitsleine gegen die Strömung durch die enge Röhre zurück in die Doline ziehen lassen konnten. Laut Herstellerangaben sollten Nylonleine und Funkkabel mit bis zu dreitausend Kilo Gewicht belastet werden können.
Er bedeutete Shannon, sie solle den Anfang machen, einen Arm und ein Bein um die Leine schlingen und unterwegs aus der Reserveflasche atmen. Rodgers sollte es ihr gleichtun, während Pitt, der die Nachhut bilden wollte, so dicht bei ihm bleiben würde, daß der Reserveregler bis zu Rodgers’ Mund reichte. Sobald sich Pitt davon überzeugt hatte, daß sie wieder leicht und ruhig atmeten, gab er Giordino Bescheid.
»Wir sind bereit und klar zur Bergung.«
Giordino wartete kurz ab, während er die jungen Archäologiestudenten betrachtete, die die Sicherheitsleine gepackt hatten, als ginge es um die Weltmeisterschaft im Tauziehen. Ein Blick auf ihre ungeduldigen Mienen, und ihm war klar, daß er ihre Aufregung und Begeisterung zügeln mußte, sonst würden die Taucher durch den engen Felsendurchbruch geschleift werden, daß sie hinterher aussähen wie durch den Fleischwolf gedreht. »Warte mal kurz. Sag mir deine Tiefe.«
»Ich bin knapp über siebzehn Meter. Viel höher als am Grund des Wasserloches. Der Gang, in den wir abgetrieben wurden, führt etwa zwanzig Meter nach oben.«
»Du bist hart an der Grenze«, teilte Giordino ihm mit, »aber die andern haben ihre Nullzeit längst überschritten. Ich rechne mal kurz nach und teile euch dann die Dekopausen mit.«
»Mach sie nicht zu lange. Wenn die Ersatzflasche erst mal leer ist, dauert’s bei drei Leuten nicht lange, bis auch die restliche Luft in meinem Zweiflaschengerät
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