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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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aufgebraucht ist.«
    »Gott bewahre! Wenn ich die Kids hier nicht am Schlafittchen halte, zerren sie euch so schnell da unten raus, daß ihr euch vorkommt wie ’ne Kanonenkugel.«
    »Halte sie ein bißchen zurück.«
    Giordino hob die Hand zum Zeichen dafür, daß die Studenten anfangen sollten zu ziehen.
    »Und auf geht’s.«
    »Platz für die Gaukler und die Narren«, antwortete Pitt gut gelaunt.
    Die Sicherheitsleine wurde straff, und die langwierige, langsame Bergungsaktion begann. Das Rauschen des Wasserstrudels in der Felsröhre vermischte sich mit dem Blubbern der Luftblasen aus ihren Lungenautomaten. Pitt hatte nichts weiter zu tun, als die Leine zu umklammern, und so wurde er völlig gelöst und entspannt und ließ sich widerstandslos gegen die Unterwasserströmung ziehen, die durch den engen Spalt schoß wie Luft aus einem Venturirohr.
    Das hellere, vom Schlick getrübte Wasser am anderen Ende des Durchgangs schien meilenweit entfernt. Er verlor jedes Zeitgefühl und kam sich vor, als befände er sich schon eine halbe Ewigkeit unter Wasser. Nur dem steten Klang von Giordinos Stimme verdankte es Pitt, daß ihm die Realität nicht völlig entglitt.
    »Gib Laut, wenn wir zu schnell ziehen«, befahl Giordino.
    »Sieht gut aus«, antwortete Pitt, während er hörte, wie die Preßluftflaschen an der Höhlendecke entlangschabten.
    »Wie hoch ist deiner Schätzung nach die Strömungsgeschwindigkeit?«
    »Um die acht Knoten.«
    »Kein Wunder, daß ihr so schwer rauszukriegen seid. Die zehn Kids hier oben ziehen sich fast die Seele aus dem Leib.«
    »Noch sechs Meter, und wir sind hier durch«, teilte Pitt ihm mit.
    Und dann noch eine, allenfalls anderthalb Minuten, in denen sie sich mit aller Kraft an die Sicherheitsleine klammern mußten, während sie von der alles zermalmenden Wucht der Strömung durchgeschüttelt wurden, und dann schossen sie mit einem Mal inmitten einer vom Boden des Opferbrunnens aufgewirbelten Schlickwolke aus der Felsröhre heraus. Noch eine Minute, dann wurden sie nach oben gezogen, weg von dem Sog am Boden und in klares, ungetrübtes Wasser. Pitt blickte hinauf, sah das Licht, das durch den grünen Schleim drang, und fühlte sich auf wunderbare Art erleichtert.
    Als die Spannung der Sicherheitsleine plötzlich nachließ, wußte Giordino, daß sie aus dem Sog heraus waren. Er befahl, die Bergung zu unterbrechen, und rechnete auf seinem Laptop-Computer noch einmal die Dekompressionspausen nach. Für Pitt reichte eine Pause von acht Minuten, doch die Taucher der archäologischen Expedition mußten viel längere Austauchstufen einhalten, wenn sie nicht Gefahr laufen wollten, der berüchtigten Caissonkrankheit zu erliegen. Sie hatten sich über zwei Stunden lang in einer Tiefe von 17 bis 37 Metern (67 bis 122 Fuß) aufgehalten. Das erforderte mindestens zwei Dekopausen von über einer Stunde. War dafür noch genügend Luft in Pitts Flasche? Das war die Frage, die hier über Leben oder Tod entschied. Reichte sie noch für zehn Minuten? Für fünfzehn? Vielleicht gar für zwanzig?
    Auf Meereshöhe, also bei atmosphärischen Druckverhältnissen, enthält der menschliche Körper etwa einen Liter Stickstoff. Atmet man aber über einen gewissen Zeitraum hinweg unter veränderten Druckverhältnissen, wie sie unter Wasser herrschen, so erhöht sich die Sättigung des Körpers mit Stickstoff auf zwei Liter bei zwei Atmosphären Druck (bei 10 Meter oder 30 Fuß Wassertiefe), drei Liter bei drei Atmosphären (20 Meter oder 60 Fuß) und so weiter. Während des Tauchvorganges löst sich der überschüssige Stickstoff im Blut, verteilt sich im ganzen Körper und wird dann im Gewebe abgelagert. Wenn ein Taucher mit dem Aufstieg beginnt, läuft das Ganze umgekehrt ab, nur daß es diesmal viel langsamer vor sich geht. Bei abnehmendem Wasserdruck wandert der überschüssige Stickstoff in die Lunge und wird dort abgeatmet.
    Wenn der Taucher jedoch zu schnell aufsteigt, kann diese Stickstoffübersättigung durch die normale Atmung nicht mehr ausgeglichen werden, und in Blut, Gewebe und Gelenken bilden sich Stickstoffbläschen, was zur sogenannten Caissonkrankheit, auch Taucherkrankheit genannt, führt, durch die in den letzten hundert Jahren Tausende von Tauchern starben oder zu Krüppeln wurden.
    Schließlich stellte Giordino den Computer beiseite und rief Pitt. »Dirk?«
    »Ich höre.«
    »Schlechte Nachricht. Die Luft in deiner Flasche reicht für die notwendigen Dekopausen für die Lady und ihren Freund nicht

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