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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Bender dazu überreden könnte, ihn Cuttills Tagebuch studieren zu lassen. »Darf ich fragen, warum?«
    »Ich bin ein kranker alter Mann«, erwiderte Bender, »dessen Herz nicht aufhören will zu schlagen.«
    »Sie hören sich gar nicht so krank an.«
    »Sie sollten mich sehen. Die Krankheiten, die ich mir auf meinen Reisen zuzog, haben ihren Tribut gefordert und das, was von meinem Körper noch übrig ist, verwüstet. Ich bin kein angenehmer Anblick, deshalb empfange ich nur selten Besucher.
    Aber ich will Ihnen sagen, was ich tun werde, Mr. Perlmutter.
    Ich werde Ihnen das Buch als Geschenk schicken.«
    »Mein Gott, Sir, Sie müssen nicht –«
    »Nein, nein, ich bestehe darauf. Frank Adams hat mir von Ihrer großartigen Büchersammlung über Schiffe erzählt. Mir ist es lieber, jemand wie Sie, der es zu schätzen weiß, besitzt das Tagebuch, als irgendein Sammler, der es nur ins Regal stellt, um seine Freunde zu beeindrucken.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, entgegnete Perlmutter.
    »Ich bin Ihnen für Ihre Großzügigkeit wirklich sehr dankbar.«
    »Nehmen Sie es und haben Sie Ihre Freude daran«, sagte Bender liebenswürdig. »Ich vermute, Sie möchten das Tagebuch so rasch wie möglich studieren.«
    »Ich möchte Ihnen keine Umstände bereiten.«
    »Aber ganz und gar nicht. Ich werde es per Expreßboten schicken, so daß Sie es gleich morgen früh in der Hand haben.«
    »Vielen Dank, Mr. Bender. Ganz herzlichen Dank. Ich werde das Tagebuch mit dem gebührenden Respekt behandeln.«
    »Gut. Ich hoffe, Sie finden das, wonach Sie suchen.«
    »Ich auch«, sagte Perlmutter, der nach diesem Durchbruch weitaus zuversichtlicher war. »Glauben Sie mir, ich auch.«
    Am nächsten Morgen um zwanzig nach zehn riß Perlmutter die Tür auf, noch bevor der Expreßbote auf die Klingel drücken konnte. »Sie warten offenbar schon auf das hier, Mr. Perlmutter«, sagte der junge, schwarzhaarige Mann, der eine Brille trug, und lächelte freundlich.
    »Wie ein Kind auf den Weihnachtsmann.« Perlmutter lachte und unterschrieb die Empfangsbestätigung für den wattierten Umschlag. Auf dem Weg in sein Arbeitszimmer riß er die Lasche auf und öffnete den Umschlag. Er nahm an seinem Schreibtisch Platz, setzte die Brille auf und hielt das Tagebuch von Thomas Cuttill in der Hand, als handelte es sich um den Heiligen Gral. Das Buch war in die Haut eines unbekannten Tieres gebunden, und die Seiten waren aus vergilbtem Pergament, das aber erstklassig erhalten war. Die Tinte war braun, wahrscheinlich eine Mischung, die Cuttill aus irgendwelchen Wurzeln angerührt hatte. Es umfaßte nicht mehr als zwanzig Seiten. Das Ganze war im schnurrig-altmodischen Stil des sechzehnten Jahrhunderts abgefaßt. Die Handschrift wirkte ungelenk, enthielt viele Rechtschreibfehler, ließ aber auf einen Mann schließen, der für seine Zeit durchaus gebildet war.
    Der erste Eintrag war auf März 1578 datiert, aber viel später geschrieben worden:
    Meine seltsame geschicht derer verstrichene sechtzehen jar.
    von Thomas Cuttill vormals von Devonshire.
    Es war der Bericht eines schiffbrüchigen Seemannes, den es, nachdem er mit knapper Not der tobenden See entronnen war, in ein wildes Land verschlagen hatte und der beim vergeblichen Versuch, nach Hause zurückzukehren, unglaubliche Strapazen durchstehen mußte. Als er die Eintragungen durchlas, die mit Drakes Abfahrt aus England begannen, stellte Perlmutter fest, daß der Text in einem weitaus ehrlicheren Stil verfaßt war als viele Erzählungen aus späteren Jahrhunderten, die voller Moralpredigten, romantischer Übertreibungen und Klischees steckten. Cuttills Beharrlichkeit, sein Überlebenswille und der Einfallsreichtum, mit dem er selbst die furchtbarsten Hindernisse überwand, ohne auch nur einmal um Gottes Beistand zu bitten, hinterließen bei Perlmutter einen tiefen Eindruck. Cuttill war ein Mann, den er gerne kennengelernt hätte. Nachdem er festgestellt hatte, daß er der einzige Überlebende auf der von der Flutwelle weit ins Landesinnere getragenen Galeone war, entschied er sich, lieber die unbekannten Schrecken der Berge und des Dschungels auf sich zu nehmen, als Gefangennahme und Folter durch die rachsüchtigen Spanier zu riskieren, die außer sich vor Wut waren, weil der verhaßte Engländer Drake ihr Schatzschiff gekapert hatte. Cuttill wußte lediglich, daß der Atlantische Ozean irgendwo weit im Osten lag. Wie weit, das konnte er nicht einmal annähernd einschätzen. Nur ein Wunder konnte ihm

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