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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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helfen, das Meer zu erreichen und auf irgendeine Weise ein freundlich gesonnenes Schiff zu finden, das ihn zurück nach England bringen könnte. Aber es war die einzige Möglichkeit, die sich ihm bot.
    An den Westhängen der Anden hatten die Spanier bereits große Niederlassungen geschaffen, auf denen die einstmals so stolzen Inkas als Sklaven arbeiteten. Durch die unmenschliche Behandlung und eingeschleppte Krankheiten wie Masern und Windpocken war ihre Zahl rasch dezimiert worden. Im Schutz der Dunkelheit kroch Cuttill über diese Ländereien und stahl bei jeder sich bietenden Gelegenheit Nahrung. Nachdem er zwei Monate lang jede Nacht nur ein paar wenige Kilometer vorangekommen war, weil er eine Begegnung mit Spaniern oder Indianern, die ihn hätten verraten können, vermeiden wollte, überquerte er die kontinentale Wasserscheide der Anden, schlug sich durch abgelegene Täler und stieg schließlich hinab in die grüne Hölle des Amazonasbeckens.
    Von da an wurde Cuttills Leben immer alptraumhafter. Er kämpfte sich durch endlose, hüfttiefe Sümpfe, bahnte sich einen Weg durch Wälder, die so dicht waren, daß er jeden Meter mit dem Messer freihauen mußte. Ständig lauerten Insektenschwärme, überall wimmelte es von Alligatoren und Schlangen, die ohne jede Vorwarnung angriffen. Er litt unter Durchfall und Fieber, aber er schleppte sich weiter, auch wenn er manchmal nur 100 Meter (328 Fuß) am Tag vorankam. Nach etlichen Monaten torkelte er in ein von feindseligen Ureinwohnern bewohntes Dorf, wo er sofort gefangengenommen und fünf Jahre lang als Sklave gehalten wurde.
    Cuttill gelang schließlich die Flucht in einem gestohlenen Einbaum, mit dem er im fahlen Licht des Mondes den Amazonas hinabpaddelte. Er erkrankte an Malaria und war bereits dem Tod geweiht, doch als er bewußtlos in seinem Kanu dahintrieb, wurde er von einem Stamm langhaariger Frauen gefunden, die ihn wieder aufpäppelten. Es war der gleiche Frauenstamm, den der spanische Abenteurer Francisco de Orellana auf seiner fruchtlosen Suche nach El Dorado entdeckt hatte. Zu Ehren der kriegerischen Amazonen aus der griechischen Sage nannte er den großen Fluß Amazonas, weil die einheimischen Frauen den Bogen ebenso spannen konnten wie ein Mann.
    Cuttill machte die Frauen und die wenigen Männer, die bei ihnen lebten, mit einer Reihe von Geräten vertraut, die ihnen die Arbeit erleichterten. Er baute eine Töpferscheibe und brachte ihnen bei, wie sie kunstvolle Schalen und Wassergefäße herstellen konnten. Er konstruierte Schubkarren und Schöpfräder zur Bewässerung und zeigte ihnen, wie sie mit Hilfe von Flaschenzügen Lasten heben konnten. Cuttill, der bald schon wie ein Gott verehrt wurde, führte ein angenehmes Leben inmitten des Stammes. Er nahm drei der reizvollsten Mädchen zur Frau und zeugte binnen kurzer Zeit mehrere Kinder.
    Seine Sehnsucht, die Heimat wiederzusehen, schwand allmählich. Er hatte England als Junggeselle verlassen und war davon überzeugt, daß ihn bei seiner Rückkehr keiner seiner Verwandten oder alten Schiffskameraden mehr begrüßen würde.
    Außerdem bestand durchaus die Möglichkeit, daß Drake, der ein strenger Zuchtmeister war, ihn für den Verlust der
Conception
bestrafen würde.
    Da er körperlich nicht mehr in der Lage war, die Entbehrungen und Strapazen einer langen Reise auf sich zu nehmen, beschloß Cuttill widerstrebend, die verbleibenden Jahre seines Lebens an den Gestaden des Amazonas zu verbringen. Als der portugiesische Erkundungstrupp durch das Dorf zog, gab er ihm das Tagebuch mit und bat darum, es irgendwie nach England zu schicken, damit es in Francis Drakes Hände gelangte.
    Als Perlmutter das Tagebuch gelesen hatte, lehnte er sich zurück, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. Sämtliche Zweifel an der Echtheit des Textes, die er zu Anfang gehabt haben mochte, waren verflogen. Die Handschrift auf dem Pergament war kräftig und schwungvoll kaum das Werk eines Wahnsinnigen, der sterbenskrank darniederlag. Cuttills Schilderungen wirkten weder erfunden noch übertrieben.
    Perlmutter war sich so gut wie sicher, daß sich die Begebenheiten und Strapazen, die Francis Drakes Navigator widerfahren waren, wirklich zugetragen hatten und daß der Bericht wahrhaftig von jemandem verfaßt worden war, der all das erlebt hatte, worüber er schrieb.
    Perlmutter wandte sich wieder dem eigentlichen Ziel seiner Suche zu, Cuttills kurzer Aufzählung der Schätze, die Drake an Bord der
Conception
gelassen hatte. Er

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