Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
begegnet, was keine
Frage eines physischen Ortes ist. Dort wirst du mich nie wieder bluffen.«
»Du warst ein Mensch, der ein Amt ausübte«, bemerkte Satan. »Nun bist du zu dem Amt selbst
geworden.«
»Ja.«
»Und wer hat dir von den Streichholzmustern erzählt?«
»Die Natur«, erwiderte Zane, und erkannte erst jetzt, welche Auswirkungen ihr rätselhafter Rat
gehabt hatte.
»Diese Grüne Mutter!« fauchte Satan angewidert und verschwand. Zane schritt zu Luna hinüber.
»Schert euch fort, Abschaum«, sagte er zu den Folterern, die hastig gehorchten.
»Aber wie hast du das gemacht?« fragte Luna, als er sie losband und ihr den Todesumhang um den
nackten Oberkörper legte. »Niemand ist stärker als Satan, höchstens vielleicht Gott.«
Zane begriff, daß sie die Konsequenzen seiner Konfrontation mit dem Herrn des Bösen noch nicht in
ihrer Gänze verstanden hatte. Für sie war er immer noch ein Mensch - und tatsächlich war er das
auch. Ein Mann, mit der Liebe eines Mannes für seine Frau. »Stark zu sein ist nicht dasselbe wie
allmächtig zu sein«, erklärte er. »Es gibt sieben Inkarnationen, nicht fünf, wenn wir das Gute
und das Böse mitzählen. Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob eine Inkarnation einer anderen
überlegen ist, gewiß ist nur, daß jede in ihrem eigenen Revier unumschränkter Herrscher ist. Und
wenn der Tod an der Art und Weise, wie Satan die Hölle regiert, nichts ändern kann, so korrupt
diese auch sein mag, kann Satan umgekehrt keinen Einfluß auf die Aktivitäten des Todes nehmen.
Und so kann keine Inkarnation der anderen unmittelbaren Schaden zufügen, es sei denn, die andere
ist absichtlich oder unabsichtlich damit einverstanden oder verhält sich achtlos. Als ich das
erst einmal erkannt hatte und wirklich daran glaubte und es auch in voller Konsequenz begriff,
besaß Satan keine Macht mehr über mich.«
Er lächelte. »Oder über dich. Ich werde dich zum Fegefeuer bringen, um gleich nachzuprüfen, ob
Satan seinen Anspruch auf deinen vorzeitigen Tod entsprechend zurückgezogen hat. Danach gehe ich
wieder an die Arbeit.«
»Du bist wirklich brillant!« rief sie. »Nachdem du diese Offenbarung bekommen hast, konnte nicht
einmal Satan persönlich dich aufhalten. Jetzt begreife ich, wie weise die Entscheidung meines
Vaters war, mich dir anzuvertrauen. Es tut mir leid, daß ich nicht ebensosehr an dich geglaubt
habe, wie du an mich.«
Sie wußte ja nicht, wie schwach sein eigener Glaube gewesen war, vor seiner Intuition!
»Ich habe lediglich gehofft, daß Satan nichts gegen mich ausrichten kann«, gab er
zu.
Sie starrte ihn erstaunt an. »Soll das heißen, daß du es nicht gewußt hast?«
»Wie kann man eine Ahnung wissen? Da gibt es keine direkte Verbindung zwischen Frage und Antwort.
Ich konnte mir meiner Sache erst sicher sein, nachdem ich sie überprüft hatte.«
»Dann hast du dich all deiner Magie entledigt und den Satan herausgefordert - obwohl du nicht
ganz sicher warst, daß du recht hattest?«
»So ist es«, gestand er verlegen.
»Aber Zane, daß ist ja die mutigste Tat, die ich je erlebt habe!«
»Es war mein letzter verzweifelter Versuch, als ich nämlich erkannte, daß Satan persönlich daran
beteiligt war. Wenn es irgendeinen anderen Weg gegeben hätte...«
»Ich habe mir schon früher gedacht, daß ich dich lieben könnte«, sagte sie. »Jetzt weiß ich es
mit Sicherheit.«
»Das habe ich eigentlich nicht nur der Liebe wegen getan«, erwiderte er. »Die Liebe hat mir
geraten, dich sterben und in den Himmel gelangen zu lassen, damit du nicht mehr unter Schmerzen
zu leiden hast. Aber ich mußte dich am Leben halten, damit du die Menschheit in zwanzig Jahren
vor Satan retten kannst.«
»Ja«, stimmte sie ihm zu. »Jetzt weiß ich, daß ich Satan niemals nachgeben werde. Dazu habe ich
ihn zu gut kennen gelernt.« Sie hielt inne und wandte sich an Zane. »Da ist noch etwas...«
Er sah sie an. Die Folter hatte ihren Geist nicht gebrochen. Ihr Fleisch hatte sich zwar noch
nicht erholt, doch in dem Todesumhang sah sie hinreichend schön aus. »Ja?«
Luna schlang die Arme um ihn und küßte ihn mit überraschender Leidenschaft. »Diese zwanzig Jahre,
bis ich an der Reihe bin«, sagte sie. »Du und ich...«
»Leben und Tod«, stimmte er zu.
Sie bestiegen Mortis und ritten zum Fegefeuer.
Als sie am Todeshaus ankamen, führte Zane Luna hinein. Sie war zwar eine Sterbliche, doch
irgendwie hatte er gewußt, daß er sie diesmal mitbringen konnte. Er konnte
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