Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
bluffst, Sterblicher!«
Zur Antwort ließ Zane die tödliche Sense auf Satans Fußknöchel und Schwanz sausen.
Mit einem Satz wich der Herr des Bösen dem Hieb aus. Er schnippte mit den Fingern, und eine
funkelnde Energiekugel schwebte auf Zanes Gesicht zu. »Narr! Dann erleide du eben den Zorn
Satans!«
Zane blieb stehen und versuchte nicht einmal, der Kugel auszuweichen. Sie umhüllte seinen Kopf,
flackerte lodernd auf und färbte seinen Blick ein, als würde er aus einem feurigen Inferno
herausblicken, doch er verspürte keine Hitze. Einen Augenblick später löste sie sich wieder
harmlos auf. Die Todeskapuze hatte ihn geschützt. » Du bist es, der blufft, Vater der
Lüge!«
Satan verzerrte das Gesicht. »Du führst große Reden, Sterblicher, solange du die magische Sense
trägst und in deinen magischen Umhang gehüllt bist, von dem magischen Hengst unterstützt. Doch
das sind nur die Werkzeuge deines Amtes. Ohne sie bist du ein Nichts.«
»Wieder lügst du«, sagte Zane. »Dennoch hast du keine Macht über mich.« Er legte die Sense ab und
nahm den Umhang von den Schultern.
»Nein!« rief Luna von ihrem Stuhl. »Laß dich nicht von Satan blenden und in die Machtlosigkeit
locken, Zane!«
Nun war es ihr Glaube, der schwach war, nicht seiner. Zane lächelte und warf den Umhang
ab. Dann zog er die Schuhe aus und entledigte sich seiner Handschuhe und Edelsteine.
»Du bist wirklich ein Narr«, feixte Satan.
»Dann brauchst du ja nur stehenzubleiben«, erwiderte Zane, »dann werden wir schon den Beweis für
das, was ich sage, bekommen.« Langsam griff er mit einer unbewehrten Hand nach dem Teufel.
Satan wich zurück. »Was ist das für eine Idiotie? Ich kann dich mit einem einzigen
Fingerschnippen vernichten!«
»Das solltest du dann wohl auch besser tun«, sagte Zane, »denn ich werde jetzt deine Seele mit
meinen eigenen Fingern enthaken.« Er schob die Hand weiter vor.
Satan wich ein weiteres Stück zurück und hielt sich knapp außerhalb Zanes Reichweite. »Tor! Ich
versuche, dir die Schmach der Demütigung zu ersparen!«
»Wie nett von dir, Vater der Lüge.« Zane beugte sich vor und ließ die Hand auf Satans Körpermitte
zuschießen.
Der Teufel verpuffte ins Nichts.
Zane drehte sich um und sah, wie sich der Fürst der Finsternis hinter ihm aufs neue formte. »Also
hast du dich hinter mich begeben, Satan«, bemerkte er. »Ich habe dich in Bewegung gebracht.
Glaubst du, daß dies deine Lage bessert? Schlage zu, Luzifer! Schone meine Gefühle nicht länger.
Demütige mich. Vernichte den Tod, während er verwundbar vor dir steht. Ich werde dir wieder den
Rücken zukehren, damit du leichteres Spiel hast.« Und das tat er auch prompt.
Satan seufzte. »Du hast gesiegt, Tod. Du hast meinen Bluff entlarvt und mich dazu gezwungen,
nachzugeben. Endlich hast du deine wahre Macht erkannt.«
»Hast du noch weitere Neuigkeiten zu bieten?« Zane nahm seinen Umhang wieder auf und kleidete
sich an.
»Wenn ich eine Frage stellen dürfte«, sagte Satan ohne jeden Sarkasmus, »so von einer Inkarnation
zur anderen - was hat dich auf die Spur gebracht?«
»Das fünfte Streichholzmuster«, sagte Zane.
»Intuitives Denken«, stimmte Satan zu, der sofort wußte, was Zane meinte. »Ja, das leuchtet
ein.«
»Mir wurde klar, daß du, wenn es dir möglich gewesen wäre, dich in die Angelegenheiten des Todes
einzumischen, oder ihn gar in der Ausübung seines Amtes zu behindern, dies schon vor langer Zeit
getan hättest. Kein magischer Umhang hätte dich dann aufgehalten, dich, die Inkarnation des
Bösen, die Personifikation der schwarzen Magie, deren Zaubermacht auf Erden nicht ihresgleichen
hat. Es mußte also am Amt liegen, nicht am Zubehör. Der Tod muß unverwundbar sein, absolut. Nicht
einmal Gott, die Inkarnation des Guten, hat etwas gegen den Tod unternommen, als ich mich
weigerte, meine Macht auf der Welt auszuüben. Nur der Tod allein kann über seine Aufgabe
bestimmen. Deshalb mußtest du in diesem Fall machtlos gegen mich sein. Ich kann das nicht logisch
untermauern, ich weiß einfach nur, daß es stimmt. Ich glaube an mein Amt.«
Satan nickte. »Das tust du tatsächlich. Gegen diesen Glauben kann nicht einmal ich etwas
ausrichten. Aber hättest du dich zu einem anderen Vorgehen entschlossen, so hättest du nie gegen
mich gesiegt. Deine Macht ist geringer als meine, weil das Böse noch über den Tod hinaus
weiterlebt.«
»Das erkenne ich an«, sagte Zane. »Aber ich bin dir auf deinem eigenen Feld
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