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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Festschrift für den Polizeiball dort drucken lassen«, sagte Grabbe, als Walde zurück in die Küche kam.
    »Da bin ich noch nie gewesen.«
    »Beim Fest oder in der Druckerei?«, fragte Grabbe.
    »Weder noch«, antwortete Walde und vertiefte sich erneut in die gelbe Broschüre. »Hier ist es, Rothdruck , gegründet 1854, wird mit TH geschrieben, Karl-Marx-Straße.« Walde hielt den Finger auf den Eintrag. »Soll ich mal nachhören, ob noch jemand da ist?«
    »Fahren wir doch einfach hin!« Meier warf die Rohrzange in den Werkzeugkasten. Er richtete sich auf, wobei sich sein Gesicht schmerzhaft verzog. Beide Hände in seine Taille gestützt, drückte er den Rücken zum Hohlkreuz. »Aber vorher muss ich noch telefonieren.«
    Als Meier aus der Küche war, sagte Grabbe: »Meier hat Recht, niemand kann uns verbieten, eine Druckerei zu betreten, sofern man uns freiwillig Einlass gewährt.«
    Walde schüttelte den Kopf: »Hier läuft ein Umzug, und ich haue einfach ab.«
    Meier kam zurück: »Ich muss leider nach Hause!«
    »Ist was mit deiner Frau?«
    Meier nickte und bückte sich unter die Spüle.
    »Dann fahr’ los, das mach’ ich!«, forderte ihn Grabbe auf.
    Meier werkelte mit ausgestreckten Armen in dem Rohrgewirr. Walde hörte Schraubgeräusche. Anschließend zischte es in den Leitungen.
    »So, jetzt müsste auf allen Hähnen Wasserdruck sein.« Meier drehte den Hahn an der Spüle auf und ein dicker Strahl gurgelndes Wasser ergoss sich in das Becken. Meier überprüfte die Abflussrohre und kam wieder hoch. »Alles trocken. Ruf’ mich an, falls es ein Problem mit der Spülmaschine geben sollte.«
    *
    Das rote Tor in der engen Einfahrt zwischen der Spielhalle und einem leer stehenden Laden, dessen Fenster innen mit braunem Packpapier zugeklebt waren, stand offen. Walde parkte neben dem Lieferwagen mit dem Schriftzug,. Rothdruck’.
    Grabbe stieg als erster über eine Stahltreppe zu einer Betonrampe hoch, die an den Rändern mit weiß-roten Streifen gekennzeichnet war. Ein Lkw-Fahrer musste schon einiges Geschick aufbringen, um hier hinein zu manövrieren. Walde folgte Grabbe, der die rot gestrichene Stahltür öffnete. Sie gelangten in einen Vorraum. In den Regalen an den Wänden waren Drucksachen ausgestellt, teils mit dem Titel oder der Rückseite nach oben aufgeschlagen, viele waren vergilbt, wenige wirkten druckfrisch. Hinter der Theke sah Walde durch eine staubige Glaswand in eine unbeleuchtete Halle mit Druckmaschinen. Er folgte Grabbe, der sich nach links wandte und eine Holztreppe hochstieg. Sie gelangten in einen großen Raum, der in helles Neonlicht getaucht war. Walde folgte seinem Kollegen zwischen großen Tischen mit Glasplatten hindurch, auf denen mit milchigem Licht die darüberliegenden Filme durchleuchtet wurden. Bilder und Texte waren darauf mit roten Klebestreifen verbunden.
    »Tach, Herr Grabbe«, vom anderen Ende es Raumes winkte ein kleiner Mann mit einer Art Skalpell, das er in der rechten Hand hielt. »Lange nicht mehr gesehen.«
    Auf den ersten Blick schien es Walde, als trage der Mann eine ehemals beliebte Minimalverkleidung zur Fastnachts- oder Silvesterparty, bestehend aus einer Kombination aus dicker Hornbrille mit einem darunter hängenden Schnurrbart.
    Aber zum einen war morgen der erste Advent, zum anderen war dieser Mann offensichtlich ernsthaft am arbeiten. An wen erinnerte er ihn?
    »Um diese Zeit noch fleißig«, stellte Grabbe fest. »Ist bei Ihnen auch schon der Weihnachtsrummel losgegangen?«
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete der Mann und schnitt ein Stück rotes Klebeband von einer Rolle ab. »Ich könnte mindestens noch vier Monate bis Weihnachten gebrauchen, um alles fertig zu kriegen, was bestellt ist. Manchmal könnte man meinen, nach Weihnachten hört die Welt auf, sich zu drehen.«
    Jetzt fiel es Walde wieder ein. Dieser Mann erinnerte ihn an einen Stummfilmhelden. Er mimte in Filmen der zwanziger Jahre den bissigen Typen, klein, drahtig, riesiger Schnauzbart und wild funkelnde Augen, die heftig nach innen schielten.
    Grabbe erreichte den kleinen Mann und drückte ihm die Hand: »Tag, Herr Roth, das ist mein Kollege, Herr Bock.« Walde nickte Roth zu.
    »Hat die Wirtschaftsflaute die Druckbranche noch verschont?«, fuhr Grabbe fort.
    »Mitnichten, manche Kollegen haben ganz schön zu strampeln. Früher habe ich um diese Zeit über die viele Arbeit geschimpft, jetzt bin ich froh darüber, dass es rundgeht.« Der Mann stutzte. Ihm schienen die Verletzungen

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