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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Doris.
    Ihre Frisur machte auf Walde nicht den Eindruck, dass sie einen Schnitt nötig hatte. Doris würde doch nicht auf die Idee kommen, ihr schönes Haar abschneiden zu lassen? Wer weiß, welche Verwirrung die überbordenden Hormone stiften konnten? Er sah nur den oberen Teil ihres Bauches, der sich zwischen ihren offen stehenden Hemdknöpfen herauswölbte. Den Rest verdeckte der Tisch.
    »Auch wenn behauptet wird, meine Haare würden mit der Heckenschere geschnitten, ist mir bekannt, dass Friseure montags geschlossen haben.«
    »Aha, du traust mir nicht.« Doris wurde unsicher, ob Walde es nicht doch ernst meinen könnte. »Ich gehe zu einem Salon am Bahnhof.«
    »Aha!«
    »Die haben montags geöffnet.«
    »Aha, und wann bist du wieder zurück?«, fragte Walde.
    »Gegen Abend.«
    »So spät?«
    »Wird das jetzt ein Verhör?« Doris starrte Walde an. »Marie holt mich beim Friseur ab. Ich werde ihr erzählen, wie eifersüchtig du bist.«
    »Tu das ja nicht, sonst erfährt Jo noch davon.«
    »Ach so, was ich denke, ist dir egal, aber bei Jo willst du gut dastehen.« Doris tat beleidigt.
    *
    Gleich nachdem Doris gegangen war, verließ auch Walde die Wohnung. Er stieg in den Wagen, ohne zu wissen, wohin er wollte.
    Als er im Hof des Präsidiums parkte, dachte er darüber nach, dass er noch eine Woche Urlaub hatte und das ganz ohne Renovierungsstress. Jemand klopfte an sein Seitenfenster und schreckte ihn auf: »Du kannst wohl überhaupt nicht mehr abschalten?« Es war Meier, dessen Gesicht neben ihm auftauchte.
    »Warum?«
    »Was machst du denn hier?«
    »Nichts!«, war seine einsilbige Antwort.
    »Als wäre es hier im Tal nicht schon kalt genug, müssen wir jetzt zu einem Leichenfund hoch in die Eifel nach Daun.« Meier schaute ihn aufmerksam an. »Ist was?« Er schüttelte den Kopf und ging ohne ein weiteres Wort zu einem weißen Dienstwagen, wo Grabbe mit zwei Kollegen von der Spurensicherung auf ihn wartete.
     
    Auf dem Flur kam Gabi mit einer dampfenden Tasse Kaffee aus Monikas Büro.
    »Schön, dass du mich immer auf dem Laufenden hältst!«, blaffte sie ihn an.
    »Warum?«
    »Mach’ dir keine Mühe. Grabbe hat mich aufgeklärt.« Sie warf ihrem Kollegen einen verächtlichen Blick zu. »Ich hab’ mit Rothdruck gesprochen, mit Frau Roth, die sich um die Buchhaltung kümmert. Der russische Inkassomann heißt angeblich Vopol und verlangt zwanzig Prozent Erfolgshonorar bar auf die Hand. Sie hat von ihm weder Adresse noch Telefonnummer.« Sie trat einen Schritt näher und senkte ihre Stimme. »Weißt du, was ich am liebsten machen würde?«
    Walde schüttelte den Kopf.
    »Ich wollte eigentlich schon am Samstag mit Richter Schaffreck reden.«
    »Und warum hast du es nicht getan?«
    »Du weißt doch selbst, was Balzer gedreht hat. Außerdem«, Gabi flüsterte, »der Schaffreck ist Richter und dazu noch am OLG. Wenn der was in den falschen Hals kriegen sollte, ist es mit warm Anziehen nicht mehr getan. Ich kann dem ja schlecht sagen, dass wir einen Richterkollegen verdächtigen, sich einer Erpressung gebeugt und zwei Schwerkriminelle laufen gelassen zu haben. Zumal er mit dem Richter befreundet ist und mit in der Sache drinhängen könnte. Ich möchte Stiermann keinen Kündigungsgrund liefern.«
    »Ich komme mit.«
    »Du meinst nach Koblenz?« Gabi war erstaunt. »Dafür ist heute eigentlich keine Zeit. Wir haben hier genug zu tun. Meier ist schon für mich eingesprungen wegen der Geschichte in Daun. Du siehst übrigens aus, als wäre dir das erste gemeinsame Wochenende im trauten Heim nicht recht bekommen.«
     
    Waldes Volvo überholte den weißen Ford auf der Eifel-Autobahn zwischen Salmtal und Wittlich. Grabbe saß, konzentriert geradeaus blickend, hinter dem Steuer des Dienstwagens. Im Rückspiegel sah Walde, dass Meier neben ihm Zeitung las.
    »Die sind zu einem Leichenfund in der Nähe von Daun unterwegs.« Gabi wies mit dem Daumen über die Schulter. »Meldet uns so ein Eifelyeti doch tatsächlich, Füße und Kopf der Leiche wären skelettiert. Als wäre der Rest, der noch im Anzug steckt, erhalten geblieben.«
    »Das ist ja genau das Richtige zum Wochenbeginn für Grabbe. Wenn du möchtest, kannst du eine Zigarette rauchen.« Walde bereute augenblicklich, was er gesagt hatte. Wie viele Jahre hatte er den Wagen als rauchfreie Zone gehütet?
    »Aber bitte nur eine!«, fügte Walde an. »Wie kommst du dazu, bei Rothdruck anzurufen?«
    »Grabbe hat mir von der Geschichte erzählt.« Gabi zündete sich eine

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