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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Anzeigen mehr. Dazu kommt der Unterhalt für die Familie.« Uli hatte sich in Rage geredet. Walde war die Treppen hinaufgestiegen und hörte die beiden unten streiten, während er durch die angelehnte Wohnungstür in die Diele trat. An den Wänden stapelten sich die Umzugskartons, die Aufkleber in verschiedenen Farben trugen.
    »Wie geht es dir?« Doris klang besorgt, als sie ihn umarmte.
    »Besser«, Walde war erleichtert. Er hatte Vorwürfe oder, schlimmer noch, gar keine Reaktion erwartet. Dass Doris ihn womöglich ignoriert und den ganzen Tag nicht mit ihm gesprochen hätte.
    »Ich weiß auch nicht, wie ich ausgerechnet heute verschlafen konnte.«
    »Ich schon.« Doris tastete vorsichtig über seine Augenbraue. »Jean-Claude wird gleich da sein. Er hat eben angerufen. Er hatte in der Nacht bei Metz eine Panne.«
    »Da haben wir uns ja einen weiteren wunderbar ausgeschlafenen Helfer eingefangen«, stellte Walde fest.
    »Jean-Claude hat sich wenigstens letzte Nacht nicht geprügelt.« Marie kam aus der Küche. »Hast du überhaupt schon gefrühstückt?«
    Walde schüttelte vorsichtig den Kopf.
    Als er später am Küchentisch saß, war er froh, dass es weiche Brioche gab. Nach dem Schmerz in seinen Kiefergelenken zu urteilen, würde er nie wieder ein Steak essen können. Die beiden Frauen setzten sich ihm gegenüber. Er versuchte, normal zu kauen, musste es aber bald aufgeben.
    »Ich habe mich nicht geprügelt«, setzte er zu einer verspäteten Verteidigung an.
    »Dann bist du also verhauen worden«, folgerte Marie.
    Walde nickte.
    »Und warum hast du dich nicht gewehrt?«
    »Ich hatte keine Chance, es ging zu schnell.«
    »Wer war der Kerl?«
    »Wahrscheinlich jemand aus Osteuropa.«
    »Ist er schon geschnappt worden?«
    »Nein«, antwortete Walde. »Ich habe ihn nicht angezeigt.«
    »Warum nicht?«
    »Es könnte die Leute verunsichern, dass jetzt auch schon Polizisten auf offener Straße verprügelt werden.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Marie.
    »Ich auch nicht«, pflichtete ihr Doris bei.
    »Ich übersetze euch das mal.« Jo war in die Küche gekommen und schnappte sich eine Brioche aus dem Korb. »Walde ist verhauen worden und schämt sich nun vor seinen Kollegen.« Er deutete zwei Boxhiebe an, wobei er kurz hintereinander zischend ausatmete. »Was machst du, wenn er dir wieder über den Weg läuft?«
    Walde schenkte sich Kaffee nach.
    »Das würde mich auch interessieren«, sagte Doris. »Der Kerl soll doch ein Messer haben.«
     
    Bis Mittag hatte sich die Situation grundlegend verändert. Doris’ Wohnung war bis auf Kleinteile komplett ausgeräumt. In der neuen Wohnung hatte Walde dafür gesorgt, dass Möbel und Kisten in den Zimmern verteilt waren, wo sie laut Beschriftung hingehörten. Die letzte Fuhre brachte Marie in ihrem Kangoo unter. Es waren hauptsächlich Pflanzen, die sich auf der Ladefläche Topf an Topf gegenseitig vor dem Umfallen bewahrten. Daneben Minka in einem Katzenkorb. Sie jammerte ununterbrochen, bis sie endlich in der Diele freigelassen wurde. Sofort begab sie sich schnuppernd auf Erkundungstour durch die Wohnung. Die beiden Männer, die mit Topfpflanzen beladen herein kamen, erkannte Walde erst, als sie hinter ihrer grünen Tarnung herausschauten.
    »Sehe ich recht, wer schleicht sich denn da ein?« Walde wies auf eine freie Stelle auf dem Boden, wo Meier und Grabbe die Pflanzen abstellen konnten.
    »Wir bieten technische Hilfe an, Küche installieren, Schränke zusammenbauen, Lampen anschließen«, Meier richtete sich auf und sah Waldes Blessuren. »Ist dir eine Waschmaschine auf den Kopf gefallen oder hat dich Grabbes Engländerin erwischt?«
    »Sieht schlimmer aus, als es ist«, wiegelte Walde ab. »Schön, dass ihr gekommen seid. Seht bitte in der Küche nach der Spülmaschine und dem Herd. Die Werkzeugkiste steht schon dort. Außerdem soll eine neue Klingel angeschlossen werden.«
     
    »Walde, gib’ mir bitte deinen Wohnungsschlüssel von der Merianstraße«, bat Marie. »Jean-Claude ist bereit für die nächste Tour. Doris und ich fahren mit. Sie soll sich mal eine Stunde hinlegen.«
    Walde stand in der Diele und lauschte. Aus dem Schlafzimmer drang kein Laut. Leise öffnete er die Tür. Der Kleiderschrank war bis auf die Türen zusammengebaut, das Bett aufgestellt. Jo und Uli lagen einträchtig nebeneinander auf den Matratzen und schliefen. Walde schlich sich hinaus. Er folgte der Musik und fand Philipp im Wohnzimmer. Das Bücherregal war bereits eingeräumt, wie es

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