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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Sack zu.« Grabbe nahm sein klingelndes Handy aus der Tasche: »Ja?« Er hörte wenige Sekunden lang zu: »Ich komme sofort!«
    »Was ist los?«
    »Setz mich am Präsidium ab, Balzer ist soeben in Hanna Harras’ Wohnung geschnappt worden.«
    *
    Die letzte Ladung bestand hauptsächlich aus bleischweren Kisten, die Jean-Claude, Philipp und Walde in das Zimmer schleppten, das zukünftig als Büro, Bibliothek, Musik- und Gästezimmer dienen sollte. Die unausgepackten Kisten bargen noch eine Menge Arbeit für Walde.
    Zu guter Letzt kamen sie mit Waldes Instrumenten in die Diele. Vorneweg Jean-Claude laut singend: »Zwei Chinesen mit dem Kontrabass, machten einen Umzug und erzählten sich was, da kam ein Polizist …«
    »Ja wer ist denn das?«, sang Walde.
    Die Antwort kam im Chor: »Zwei Chinesen mit dem Kontrabass.«
    Jo und Uli wankten aus dem Schlafzimmer.
    »Und, wie habt ihr geschlafen?«, fragte Jean-Claude.
    »Wir mussten mal eine Pause machen«, sagte Jo. »Was liegt an?« Hinter ihm versuchte Uli, an den Türrahmen gelehnt, im Stehen weiterzuschlafen.
    »Unsere Dankesrede und das Versprechen, euch zu einer rauschenden Umzugsfeier einzuladen«, sagte Walde.
    Normalerweise hätte das niemanden davon abgehalten, mindestens bis Mitternacht zu bleiben, aber in Anbetracht von Doris’ Zustand zogen alle Helfer ohne Widerrede von dannen.
    *
    »Wer hätte das gedacht, dass wir noch so einen perfekten Umzug hinkriegen würden.« Walde lag lang ausgestreckt neben Doris auf dem Bett.
    »Über die Aufteilung im Kleiderschrank müssen wir noch reden.« Doris hatte die Hände links und rechts an den Bauch gelegt, als müsse sie den aufragenden Hügel vor dem Umfallen bewahren. »Wie kamst du dazu, meine Unterwäsche ins oberste Fach zu räumen?«
    Walde wollte die harmonische Stimmung nicht durch das Geständnis gefährden, dass er Philipp ihre Wäsche anvertraut hatte. »Ein Glück, dass wir Jean-Claude hatten, der hat den Umzug gerettet.«
    »Mit Jo und Uli war nicht viel anzufangen. Hoffentlich haben die beiden nichts geträumt«, sagte Doris.
    »Hmh?«
    »Uli und Jo haben den ganzen Nachmittag in unserem Bett geschlafen«, erklärte sie.
    »Verstehe ich nicht.«
    »Was man als erstes in der neuen Wohnung träumt, soll in Erfüllung gehen.«
    »Das gilt für die erste Nacht, nicht für den Mittag«, versuchte Walde sie zu beruhigen. »Und trifft nur für die Bewohner zu.«
    Sie kuschelte sich an seinen Rücken: »Hat eigentlich schon mal eine Frau versucht einem Mann zu erklären, was es bedeutet, wenn etwas Lebendiges in einem heranwächst, das immer größer wird, einem so nah ist, wie noch nie jemand einem nah war, außer der eigenen Mutter …« Walde war eingeschlafen.

Sonntag, 01. Dezember
    Der Haftrichter schaute von den Papieren auf: »Nach den Untersuchungsergebnissen hatte Herr Balzer intensiven Körperkontakt mit Hanna Harras und zwar sowohl in bekleidetem wie in unbekleidetem Zustand.«
    »Mein Mandant möchte sich nicht zur Sache äußern.« Haupenberg, als Rechtsbeistand an Balzers Seite, bemühte sich nicht, die Resignation in seiner Stimme zu verbergen. Mit seinem aus besseren Tagen einzig übrig gebliebenen fetten Mandanten Balzer sah er seine letzten Felle davonschwimmen. Er würde sich gezwungenermaßen von einer seiner beiden verbliebenen Rechtsanwaltsgehilfinnen trennen müssen. Bei Krankheit und Urlaub der anderen würde er seine Korrespondenz selbst …
    »… ergeht Haftbefehl …«, fuhr der Richter fort.
    Der Anwalt wollte die Hand seines Mandanten drücken, wie er dies in ähnlichen Situationen immer tat, doch dieser entzog ihm unwirsch seine Hand und verschränkte die Arme.

Montag, 02. Dezember
    »Was steht heute an, außer Nachwuchs kriegen?«, fragte Walde beim dritten Frühstücksbrötchen. Den gesamten Sonntag hatten sie damit verbracht, Kisten auszupacken und zu entscheiden, welche Gegenstände, die durch die Zusammenführung ihrer Hausstände doppelt vertreten waren, in Gebrauch genommen und welche ausrangiert werden konnten. Schließlich hatte Walde zwei Kisten mit überflüssigem Hausrat in den Keller gebracht.
    »Nachwuchs kriegen ist zurückgestellt.« Doris zeigte auf sein Gesicht. »Ich muss warten, bis dein Auge wieder besser aussieht, sonst bekommt das Kind gleich einen Schreck.«
    Walde hatte bereits im Badspiegel feststellen können, dass die Umgebung seines Auges heute grün, blau und gelb schillerte: »Und womit lenkst du dich vom Kinderkriegen ab?«
    »Friseur«, antwortete

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