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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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schien sogar alphabetisch nach Autoren. Philipp stellte nun seelenruhig eine CD nach der anderen ins Regal.
    »Kommst du klar?«, fragte Walde.
    »Mmh.«
    »Die Decke im Kinderzimmer hast du toll hingekriegt, Doris war auch hin und weg.«
    »Mhm.« Philipp schob eine Reihe CDs zusammen.
    »Ist das eine Art Monogramm, mit der du deine Deckenmalerei versehen hast?« Walde konnte es nicht vermeiden, dass seine Stimme einen ernsteren Tonfall annahm.
    »Ich hab’ das in höchstens zwanzig Sekunden gesprüht. Das dürfte dem Kind nicht schaden. Der Rest ist aus wasserlöslichen Farben«, antwortete Philipp.
    »Das meine ich nicht. Dieses Monogramm bringst du ausgerechnet hier an der Decke an?«
    »Ich weiß, dass ich damit keinen Fame in der Szene ernten werde, aber was soll’s.«
    »Du weißt, wo wir uns befinden, ich meine, was ich von Beruf bin?«, fragte Walde.
    »Bulle, ach, jetzt kapier’ ich. Du hältst mich für einen Writer.« Philipp lüftete seine Baseballkappe und lachte.
    »Wenn du damit Graffiti-Sprayer meinst, ja«, sagte Walde. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ich brauche nur eins und eins zusammenzuzählen. Wie gesagt, ich bin Polizist und das Blöde für dich ist, dass auch meine Kollegen hierher kommen werden, die eins und eins zusammenzählen können. Du hast hier an der Decke das gleiche Zeichen angebracht, das keine hundert Meter vom Haus entfernt auf der Klostermauer prangt!«
    Philipp wirkte nicht mehr ganz so cool wie vorhin. »Das hab’ ich schon gesehen, das Zeichen ist nur ein schwacher Abklatsch von meinem. Ich weiß, woher das kommt.«
    Walde schaute Philipp in die Augen, der kein Problem damit zu haben schien, seinem Blick standzuhalten.
    Philipp nahm eine weitere CD aus der Umzugskiste und strich sich über seinen Kinnbart. »Wir haben zwei ans Messer geliefert, die an die Basilika gemalt haben, also, keine Ahnung, null Respekt gezeigt haben, und die wollen sich jetzt vielleicht mit ihren billigen Kopien rächen.«
    »Es gibt so etwas wie Respekt vor fremdem Eigentum in der Sprayer-Szene?«
    »Man verdient den Respekt mit den Styles an möglichst risikoreichen Stellen, je illegaler der Ort, desto größer der Kick. Eigentumsverhältnisse spielen da eigentlich keine Rolle.«
    »Und was war mit der Basilika?«
    »Das war Scheiße, keine Ahnung.«
    »Also doch Respekt.«
    Philipp zog inzwischen unentwegt an seinem Kinnbärtchen. »In Trier findest du überall uralte Graffiti, keine Ahnung, von Sklaven aus der Römerzeit, Pilgern aus dem Mittelalter. Graffiti gab es schon vor Zehntausenden von Jahren in den Höhlen der Neandertaler oder so. Du hast doch garantiert auch als Jugendlicher mal ein paar Buchstaben in einen Baum geritzt.«
    »Das ist auch schon zehntausend Jahre her«, antwortete Walde. »Aber das Kernproblem ist doch, dass sich die heutigen Sprayer dermaßen wild aufführen, dass in einer Nacht ganze Straßenzüge verschandelt werden. Wir haben im Präsidium dafür eine Sonderkommission eingerichtet. Wen die erwischt, der kann mit einem riesigen Schuldenberg rechnen.«
    »Ist mir klar.« Philipp packte die Schachtel mit dem neuen Türgong aus und vertiefte sich in die Einbauanleitung.
     
    Es klopfte an der Wohnungstür. Als Walde öffnete, stand Gabi vor ihm.
    »Oh, noch eine Hilfe!«, begrüßte er sie.
    »Was ist denn mit deinem Telefon los«, maulte sie ihn an und blieb in der Tür stehen.
    »Akku leer, komm’ doch herein!«
    »Nee«, sie zog ein kleines Büchlein aus ihre Handtasche. »Da ist die Nummer von Professor Schaffreck drin.«
    Walde erkannte Hannas Notizbuch. »Er ist ein Freund der Familie.«
    »Ich weiß nicht. Ohne Vorwahl war die Nummer nicht auf Anhieb zu erkennen. So langsam glaube ich, dass da mehr dahinter steckt. Schaffreck ist OLG-Richter in Koblenz und hat eine Viertelstelle als Professor an der Uni Trier. Was für Hanna unter Umständen von Nutzen sein konnte.«
    »Ja, und jetzt?«
    »Okay, mach’ du deinen Umzug, ich seh’ mal weiter.« Damit war Gabi wieder aus der Tür und klapperte über den Hausgang.
     
    In der Küche waren die Rollen bereits verteilt. Grabbe schloss den Herd an, Meier hatte die Installateurarbeiten übernommen. Walde fand die Kaffeemaschine in einem Karton und stellte sie auf die Arbeitsplatte. Leider reichte das Kabel nicht bis an die Steckdose. Er musste das Gerät um einen halben Meter versetzen.
    »Möchte jemand einen Kaffee?«
    Beide Männer nickten, wobei Meier die Asche von der im Mundwinkel wippenden Zigarette auf

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