Inkasso Mosel
mit einer Polaroid das erste Foto von Vater und Tochter aufnahm.
Später wurde Doris’ Bett den Flur entlang in ein rückwärtiges Zimmer der Geburtshilfe gerollt. Die Hebamme bot Walde eine freie Schlafstätte rechts neben dem Babybettchen seiner Tochter an. Doris öffnete zwar lächelnd die Augen, aber sie fielen ihr gleich wieder zu.
Walde streichelte über Doris’ Gesicht und flüsterte: »Das hast du toll hingekriegt.«
Sie nickte leicht und schlief gleich wieder ein. Die Zeit bis zum Morgen verbrachte Walde damit, seine unruhig schlafende Tochter zu beruhigen oder vor sich hin zu dösen. Als wieder Leben in die Abteilung kam, wurde Doris zusammen mit dem Kind auf die Wöchnerinnenstation verlegt.
Dienstag, 03. Dezember
Gleich nachdem Walde das Krankenhaus verlassen hatte, schilderte er Marie am Handy die Geburt so wild gestikulierend, dass sich einige Passanten auf der Straße nach ihm umdrehten.
Kaum hatte er aufgelegt, rief Jo an: »Herzlichen Glückwunsch! Frühstücken wir bei Uli?«
»Woher weißt du es?«
»Marie hat die löbliche Angewohnheit, alles Wichtige zuerst ihrem Mann zu berichten. Was ist nun, sehen wir uns gleich in der Gerüchteküche?«
Walde willigte ein, da das Bistro auf seinem Heimweg lag.
In der Gerüchteküche hatten es sich Uli und Jo bereits an einem Tisch bequem gemacht. Elfie kam hinter der Theke hervor und umarmte Walde: »Herzlichen Glückwunsch!« Als sie ihn endlich freigab, räusperte er sich, weil er einen Kloß im Hals hatte und wandte sich um.
»Das ging aber schnell«, begrüßte er Jo.
»Das bin ich doch unserer Zenzi schuldig.« Jo nahm Walde in den Arm und drückte ihn fest an sich.
»So wird sie ganz bestimmt nicht heißen«, rief Elfie von der Theke her.
Uli holte ein Tablett mit Kaffee und Croissants und stellte es vor Walde auf den Tisch. Dann eilte er nochmals zurück und legte Amandla von Miles Davis auf.
»So, dann schieß’ los«, drängte Jo. »Erzähl, wie geht’s Mutter und Kind? Wie mitgenommen du selbst bist, sehen wir.«
Ob es am Schlafmangel lag, Walde konnte es sich selbst nicht erklären, warum er so ergriffen war: »Wenn ich Miles Davis wäre, könnte ich meine Trompete erzählen lassen, wie es war. Aber mit Worten bin ich dazu nicht in der Lage.«
Jo legte seine Arme um Walde und drückte ihn stumm.
Uli, ganz Kopfmensch, sagte: »Von Shakespeare, Schiller und Goethe einmal abgesehen, wurde genau aus diesem Grund, da Worte allein oft zu schwach sind, für unsereins die Typographie erfunden, um Nuancen herauszustreichen.«
»Wenn du Recht hättest, müsste es BILD, die sich im besonders umfangreichen Maße der Typographie bedient, zumindest ab und zu gelingen, eine mich ansprechende Botschaft zu übermitteln«, sagte Jo. »Bisher ist ihr das allerdings noch nicht gelungen.«
»Die Musik von Modern Talking hat auch Millionen angesprochen, nur wir drei konnten ihr gefühlsmäßig nicht folgen«, wandte Uli ein.
»Was soviel beweisen würde, dass wir keine Antennen für das haben, was Millionen andere verstehen, interessiert, schön finden, nur weil wir keine Bildzeitung lesen und mit Modern Talking nichts anfangen können?«
Elfie stand neben ihnen und hielt ein Tablett mit vier Sektgläsern, für das auf dem Tisch kein Platz mehr war.
Jeder nahm ein Glas in die Hand.
Bevor Jo einen Trinkspruch ausbringen konnte, sagte Elfie: »Auf die Gesundheit von Mutter und Kind!«
Nachdem alle getrunken hatten, hob Jo nochmals sein Glas: »Ich habe mir zwar gestern Abend geschworen, bis Weihnachten keinen Alkohol mehr zu trinken, von ein paar unumgänglichen dienstlichen Verpflichtungen einmal abgesehen, aber ich bin nicht päpstlicher als der Papst.«
»Hat nicht Mark Twain mal behauptet, es sei nichts leichter, als sich das Rauchen abzugewöhnen, er habe es schon mehr als tausend Mal getan?«, lästerte Uli.
»Du weißt genau, dass ich jedes Jahr während der gesamten Fastenzeit keinen Alkohol anrühre, sechs Wochen lang«, verteidigte sich Jo.
»Es sei denn, du wirst dienstlich dazu verpflichtet.« Uli zwinkerte den anderen zu.
*
Kaffee und Sekt hatten die Müdigkeit vertrieben. Walde fühlte sich in der richtigen Stimmung, um mit dem Einräumen der Kombination aus Bibliothek und Musikzimmer zu beginnen. Einzig die Regale, die Instrumente und ein Sofa standen bereits an der Wand. Rund zwei Dutzend Kisten mit Büchern, Schallplatten und Noten waren zu einer doppelten Mauer in der Mitte des Raumes gestapelt.
Walde entschied
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