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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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diese Diskussionen über Erfahrungen, die mir vollkommen fremd sind.« Seine Stimme sank zu einem Flüstern. »Das gefällt mir nicht«, gestand er.
    »Was gefällt Ihnen nicht?«
    »Das. Alles.«
    »Ich fürchte, ich verstehe immer noch nicht.«
    »Ich habe diese Bücher gelesen. Alle. Es ergibt einfach keinen Sinn für mich. Es gefällt mir nicht, daß ich nichts verstehe. Es gefällt mir nicht, daß es Dinge gibt, die ich nicht verstehen kann.« Er verstummte.
    Bach blickte über den lichtjahreweiten Abgrund hinweg auf den riesigen Morthaner, der ihr vorgesetzter Offizier war. Er tat ihr mehr leid denn je. Sie spürte eine eigenartige Trauer in sich. So ein gewaltiger Krieger, der seine Schwachheit gegenüber einem Unterwesen gestand. Was er wohl von ihr wollte?
    Plötzlich versteifte sie sich. Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Brik?« forderte sie.
    Er straffte sich.
    »Spielen Sie mir etwas vor?«
    Er gab keine Antwort.
    »Sie wollen etwas von mir, habe ich recht?«
    Er schwieg weiter.
    »Ich dachte, wir hätten einander versprochen, ehrlich zu sein?«
    »Ja«, gestand er leise.
    »Was ›Ja‹?«
    »Sie sagten, Sie fänden mich attraktiv. Ich verstehe nicht, was das bedeutet, aber mir ist klar, daß es ein Kompliment war.«
    Er zögerte erneut, dann fuhr er fort: »Ich… ich bin neugierig geworden. Wegen der… Sexualität.«
    »Und warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    »In den Büchern stand, daß man das nicht macht. Dort stand, ich solle… flirten.«
    Unvermittelt mußte Bach lachen. Dann fing sie sich wieder und versuchte, ihre Belustigung zu unterdrücken. Sie wischte ihre Amüsiertheit mit einer Hand beiseite, während sie das verklingende Kichern hinter der anderen zu verstecken suchte. »Entschuldigung. Ich lache nicht über Sie, Brik. Ich lache über das, was in den Büchern steht. Vertrauen Sie mir. Versuchen Sie nicht zu flirten. Morthaner sollten nicht flirten. Existiert das Wort grotesk in Ihrem Vokabular? Nein, bitte, seien Sie nicht beleidigt. Ich will versuchen, es zu erklären.«
    Sie setzte ihren Teebecher auf dem Kabinenboden ab und ging zu ihm hinüber. Dann kniete sie vor ihm nieder. Sie nahm ihm die Tasse ab und stellte sie auf den Boden, dann nahm sie seine beiden gewaltigen Hände in ihre winzigen eigenen. Sie blickte hoch – und hoch – in seine Augen. »Hören Sie. Sie sind ein sehr starker Mann. Sie müssen keine Angst haben, stark zu sein. Das ist es schließlich, was Sie so attraktiv macht. Versuchen Sie nicht, sich anders zu geben. Sie gefallen mir genau so, wie Sie sind.«
    Brik blickte auf sie hinab, aber er verstand nicht wirklich, was sie ihm zu sagen versuchte. Dennoch nickte er.
    »Und jetzt: Sagen Sie mir einfach, was Sie wollen.«
    Brik nickte zögernd. Er räusperte sich. Dann fuhr er mit der Zunge über seine Lippen. »Ich würde gerne… ich würde gerne wissen, wie es ist, wenn man geküßt wird. Würden Sie es mir zeigen?«
    Bach blinzelte. Dann nickte sie, zugleich aufgeregt und angenehm überrascht. Langsam erhob sie sich, dann faßte sie ihn bei den Händen, als wollte sie ihn auf die Beine ziehen. Er stand auf – und auf. Sie blickte hoch – und hoch – und hoch. »Hm«, sagte sie und blickte sich suchend um. Dann ging sie und zog ihren Stuhl heran. Als sie auf die Sitzfläche klettern wollte, faßte Brik sie um die Taille und hob sie hoch. Sie hatte ein Gefühl, als würde sie auf den Stuhl hinauf schweben.
    Sie wandte sich zu ihm um. Legte ihre winzigen Hände auf seine breiten Schultern. Blickte in seine großen dunklen Augen. Betrachtete seinen großen Mund. »Machen Sie Ihre Lippen naß«, sagte sie. »Spitzen Sie sie.«
    Er tat wie geheißen.
    »Schließen Sie die Augen.«
    »Warum?«
    »Es vertieft die Erfahrung. Schließen Sie einfach die Augen.«
    Brik schien protestieren zu wollen – aber dann schloß er die Augen.
    »Und jetzt machen Sie gar nichts. Beugen Sie sich einfach vor und drücken Sie Ihre Lippen auf meine. Sind Sie soweit?« Sie beugte sich vor, genau wie der Morthaner. Sie öffnete die Augen. Er hatte die seinen bereits weit aufgerissen. Die beiden starrten sich an, aber ihre Gesichter waren bereits zu nahe, als daß sie sich hätten scharf sehen können. Sie wich zurück. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen die Augen schließen!«
    »Ich wollte sehen, was Sie tun.«
    »Vergessen Sie endlich Ihre Paranoia und vertrauen Sie mir.«
    »Ich bin ein Morthaner, erinnern Sie sich?«
    »Wollen Sie jetzt geküßt werden

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