Inmitten der Unendlichkeit
einigen Sekunden beruhigten sich Bachs Zuckungen ein wenig, aber sie wand sich noch immer auf dem Tisch. Ihr Röcheln wurde zu einem animalischen Stöhnen, mißtönend, beunruhigend.
Williger kam zu Brik zurück und schüttelte ihn. Heftig. »Was zur Hölle haben Sie mit ihr gemacht, Sie dummer kranker Bastard?!«
Brik zuckte zusammen. Er blinzelte. Und blinzelte erneut. Er war wie betäubt. Er sah fremdartiger aus als je zuvor. Er sah aus, als wäre er auf der anderen Seite des Himmels gewesen, und als hätte nur sein Körper den Weg zurück gefunden.
Williger blickte von Brik zu Bach und wieder zu Brik, verwirrt, ärgerlich, aufgebracht. Sie betrachtete die Anzeigen über den Liegen der beiden. Sie konnte keinen Sinn in den Mustern erkennen. »Harlie?« fragte sie.
Harlie überlegte einen Augenblick, bevor er antwortete. »Mister Brik hat einen Schock erlitten. Leutnant Bachs Neuronen geben ein wahres Feuerwerk ab. Sie scheint keinerlei Schmerzen zu empfinden. Die Spasmen sind orgastischer Natur, nur weitaus intensiver.«
»Orgastisch?«
»Ja«, bestätigte Harlie.
Williger wandte sich um und starrte Bach an. Verblüfft. Dann drehte sie sich nach Brik um und starrte ihn an. Entsetzt. Sie blickte erneut zu Bach. »Steht sie unter Drogen?«
»Ich kann keinerlei Anzeichen dafür entdecken.«
Ungläubig schüttelte Doktor Molly Williger den Kopf.
»In Ordnung. Wir wollen versuchen, sie wieder herunterzubringen.« Sie öffnete den Medizinschrank und zog eine Impfpistole hervor. Sie überprüfte die Einstellungen und preßte die Mündung gegen Bachs Oberarm. Ein leises Zischen ertönte. Williger musterte die Anzeigen über der Liege, während die Ausschläge langsam schwächer wurden. »Gut so«, sagte sie endlich. »Das sollte reichen.«
Sie wandte sich zu Brik um. Sie wischte sich über die Stirn und musterte seine Hirnwellen. Dann wandte sie sich wieder ihrem Medizinschrank zu und untersuchte seinen Inhalt. Nein. Nichts da, was von Nutzen sein konnte. Nicht dafür jedenfalls. Sie drehte sich zu dem riesigen Morthaner um und überlegte einen Augenblick. »Ach, zur Hölle damit«, sagte sie schließlich – und boxte ihn mit aller Kraft in den Solarplexus. Brik keuchte auf und grunzte leise, aber das war seine einzige Reaktion.
Molly Williger kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück, nahm Platz und… begann zu kichern. »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte – ich würde es nicht glauben.« Sie seufzte. »Ich kann es noch nicht einmal niederschreiben. Kein Schwein wird mir glauben.«
Sie erhob sich, durchquerte das Untersuchungszimmer und öffnete einen anderen Medizinschrank. Sie zog eine Flasche hervor, die zur Hälfte mit einer honigfarbenen Flüssigkeit gefüllt war. Dann nahm sie ein kleines Reagenzglas und füllte sorgfältig zehn Milliliter der Flüssigkeit hinein. Das Reagenzglas in der einen Hand verschloß sie die Flasche wieder und stellte sie in den Schrank zurück. Dann verschloß sie den Schrank und wandte sich zu ihren beiden Patienten auf den Liegen um. Langsam hob sie das Reagenzglas, um ihnen zuzuprosten, und kippte den Inhalt in einem einzigen Schluck hinunter. Dann warf sie das Glas in ein Spülbecken, wo es klirrend zerbrach.
Sie kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück, stützte den Kopf in die Hände und beobachtete Bach für eine Weile. Nach und nach wurden die stöhnenden Laute aus der Kehle der Offizierin leiser. Ihre Zuckungen hatten beinahe aufgehört. Ihr Gesicht war hochrot.
Molly Williger wartete noch eine Weile, dann öffnete sie die untere Schublade ihres Schreibtisches und zog zwei Stricknadeln und einen Ballen Garn hervor.
Einen halben Ärmel später richtete Brik sich auf seiner Liege auf. Er blickte sich um, als wüßte er nicht, wo er war.
Williger legte ihr Strickzeug beiseite. »Wie fühlen Sie sich?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Brik. »Ich habe dieses Gefühl noch nie zuvor verspürt.«
»Was haben Sie beide getan?«
»Leutnant Bach hat mir einige… Bewegungen gezeigt.«
»Das müssen ja wirklich ganz besondere Bewegungen gewesen sein«, grinste Williger.
Brik reagierte nicht. »Wird sie es überleben?« fragte er.
»Wahrscheinlich. Aber Sie und ich – wir beide müssen uns unterhalten. Wir haben ein sehr wichtiges Gespräch zu führen…«
Schach II
Am Ende des dritten Tages hatte die Besatzung der Sternenwolf mehr als zweihundert verschiedene Fallen, Schachspiele und Kameras aufgestellt. Einige der Mikrokameras waren offen
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