Inmitten der Unendlichkeit
wußte, daß sie häßlich war. Sie benutzte ihre Häßlichkeit genau wie jedes andere Werkzeug, das ihr zur Verfügung stand. Tatsächlich war sie die einzige Ärztin in der gesamten Allianzflotte, die einem brüllenden Morthaner in den Rachen starren konnte, ohne sich einschüchtern zu lassen.
Cinnabar war der erste gewesen. Brik der zweite.
Nach Cinnabars Untersuchung war die von Brik ein reines Kinderspiel.
Sie machte hmmm und murmelte vor sich hin und studierte zahlreiche Bildschirme auf ihrem Tisch, und dann krächzte sie Korie ohne hinzuschauen an: »Er wird’s überleben. Er ist ein verdammter Dummkopf, aber er wird es überleben. Haben Sie noch nicht genug verdammte Dummköpfe an Bord Ihres Schiffs?«
Korie ignorierte Willigers Bemerkung. »Was haben Sie da draußen zu beweisen versucht?« verlangte er von Brik zu wissen.
»Ich habe nichts versucht«, erwiderte Brik. »Ich habe es geschafft!« Seine Stimme war noch rauher als gewöhnlich, und sein Atem ging noch immer sehr ungleichmäßig.
»Was geschafft?« fragte Korie stirnrunzelnd.
»Cinnabar hat uns belogen.« Brik nahm drei tiefe Atemzüge, bevor er fortfuhr. Er trug eine Sauerstoffmaske. »Er ist nicht durch die vorderen Torpedorohre hereingekommen, wie er behauptet hat. Er hatte genügend Zeit, um die gesamte Schiffslänge zu durchqueren. Und wieder zurück. Er kann überall an Bord gekommen sein.«
Korie dachte über Briks Entdeckung nach. Zuerst erschien ihm die Angelegenheit zu unwichtig, als daß Brik dafür sein Leben riskierte. Dann begann er jedoch, die Konsequenzen zu erkennen, und sein Gesicht versteinerte sich. »Scheiße«, fluchte er schließlich. »Jetzt haben Sie mir den Tag versaut. Ich muß sofort mit Harlie reden.« Frustriert schüttelte er den Kopf, dann blickte er unvermittelt auf. »Wissen Sie was? Ich sollte Sie für dieses Kunststück degradieren. Vielleicht werde ich das auch noch.«
»Es war eine Sicherheitsfrage«, rumpelte Brik. »Ich habe mich völlig im Rahmen meiner Kompetenzen bewegt. Externe Schadensinspektion.«
» Ohne Raumanzug? Wenn schon nichts anderes, dann kann ich Ihnen immer noch Unbesonnenheit und Leichtsinn vorwerfen.«
»Es wird Ihnen schwerfallen, das zu beweisen. Sie haben keine Ahnung, wozu morthanische Physiologie unter Streß in der Lage ist. Kein Mensch weiß das. Also hören Sie endlich auf, mir zu drohen. Es war notwendig.«
Zu Briks Überraschung nickte Korie zustimmend. Er erkannte zwei Dinge: Erstens konnte er diesen Streit nicht gewinnen. Und zweitens: Wenn er mit Brik weiter streiten würde, dann würde er die gleiche Autorität und die gleichen Argumente benutzen, die die Vizeadmiralin gegen ihn benutzt hatte – zu benutzen versucht hatte. Briks Wildheit war seine eigene Sache. Korie wagte nicht, seinen Sicherheitsoffizier deswegen zu strafen. Frustriert atmete er aus. Scharf. Allmählich wurde ihm klar, wie die Vizeadmiralin sich wegen seines Verhaltens fühlen mußte.
»Hören Sie mir gut zu«, sagte Korie. »Das nächste Mal, wenn Sie eine Idee wie diese haben – egal aus welchem Grund! –, dann klären Sie die Sache zuerst mit mir. Verstanden?«
»Warum?« Brik blickte Korie ausdruckslos an. »Wenn ich Ihnen diese Autorität über mich zugestehen würde, dann würden Sie sie auch benutzen. Hätten Sie mir diesen Test erlaubt?«
»Natürlich nicht.«
»Sehen Sie? Und genau aus diesem Grund mußte ich es ohne Ihre Erlaubnis tun.«
»Nun… fragen Sie mich in Zukunft trotzdem. Dann kann ich Ihnen wenigstens eine Sicherheitsmannschaft mitgeben.«
»Wollen Sie mich beleidigen?«
»Ich würde Sie jedenfalls lieber vorher beleidigen als hinterher beerdigen. Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wieviel Schreibkram zu erledigen ist, wenn ein Besatzungsmitglied stirbt?«
»Nein.«
Korie war sprachlos. »Wirklich nicht?«
»Das habe ich doch gerade gesagt.«
»In Ordnung.« Korie traf eine Entscheidung. »Von nun an sind Sie für alle Todesfälle zuständig. Ganz besonders für den Papierkram.«
»Ich bin kein Totengräber, Sir. Das ist die Arbeit von… Sklaven.«
»Sind Sie Besatzungsmitglied dieses Schiffes oder nicht? Befolgen Sie Befehle oder nicht?«
»Jawohl, Sir. Ich befolge Befehle.« Briks Stimme klang formell und gepreßt.
»Ich werde die Anordnung schriftlich fixieren«, fuhr Korie fort. »Und damit Sie Bescheid wissen: Der Sinn besteht nicht darin, Sie zu erniedrigen. Ich möchte, daß Sie beginnen, sich für das Leben – und den Tod – der Leute um Sie
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