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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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Gedanke führte ihn zu weiteren Überlegungen über die Natur militärischer Hierarchien. Nach einigen Monaten der Selbstbeobachtung erkannte Korie, daß Dienen die höchste Form menschlichen Tuns war, und nicht – wie allgemein angenommen – die niedrigste, und daß das wirkliche Maß für die Macht eines Menschen die Anzahl von Personen war, denen er selbst diente. Die Aufgabe eines Schiffskommandanten bestand nicht nur darin, seinen Vorgesetzten zu gehorchen – ihnen zu dienen –, sondern auch in der Erfüllung der Bedürfnisse seiner Mannschaft. Genaugenommen kam das Wohlergehen des Schiffs sogar an erster Stelle, denn ohne ein einwandfreies Schiff konnte ein Kapitän überhaupt nichts erreichen.
    Korie sandte seinem alten Lehrer Zaffron eine Kopie seiner Arbeit, um dessen Meinung zu erfahren. Allerdings verzichtete er darauf, das Werk zur Publikation freizugeben oder es in die Netzwerke zu laden, weil er das Gefühl hatte, daß einige Anmerkungen seine Vorgesetzten in wenig schmeichelhaftem Licht dastehen lassen mochten.
    Zaffron schickte ihm eine lange, nachdenkliche Antwort, die aus mehr Fragen als Kommentaren bestand. Korie schrieb die Arbeit dreimal um, bevor er sie zur Seite legte, um sich irgendwann in Zukunft erneut damit zu beschäftigen.
    Kories privates Projekt diente auch dazu, Kapitän Fenelly aus dem Weg zu gehen. Fenelly bemerkte zwar, daß Kories Manieren betont unterwürfig geworden waren, doch seiner Meinung nach lag es nur daran, daß sein Zweiter Offizier sich endlich untergeordnet und eingefügt hatte. Als Ergebnis hörten die Schikanen auf, und die Mißstimmung auf der Brücke schwand langsam.
    Etwa zur Halbzeit der Fahrt nahmen die Spannungen zwischen der Morthan-Solidarität und der Allianz merklich zu. Die Nachrichtendienste berichteten, daß die Solidarität begonnen hatte, mindestens ebenso aggressiv zu rüsten wie die Allianz.
    Überall konnte man spüren, daß Krieg in der Luft lag. Korie erweiterte seine Studien und schloß zahlreiche Kapitel über Strategie und Taktik ein. Trotz der Tatsache, daß die künstlichen Intelligenzen der Allianz seit Jahrzehnten ausgedehnte Konfliktsimulationen durchgeführt hatten, bemerkte Korie frustriert, daß es keine allgemeine Abhandlung über die Natur des Raumkrieges gab. Er begann, seine diesbezüglichen Gedanken in einem weiteren Werk zu sammeln, welches er Untersuchungen zu einer neuen Konflikttheorie nannte. Seine Arbeit versuchte nicht, die Natur des Konflikts an sich zu erklären. Das wäre voreilig und anmaßend gewesen. Allerdings war er auch der Ansicht, daß ein Konflikt des Ausmaßes, wie er nun zwischen den Welten der Allianz und der Morthan-Solidarität möglich geworden war, es notwendig machte, alle vorhergehenden Konfliktmodelle in dem neu entstandenen, größeren Kontext zu bewerten.
    Einige fundamentale Aspekte des Krieges blieben zwar immer gleich – beispielsweise der Schutz von Nachschublinien, das Verteidigen strategischer Positionen und das Wissen um die Strategie des Feindes –, aber ihre Übertragung auf die spezifischen Gegebenheiten von überlichtschnellen Raumschiffen eröffnete eine Vielzahl neuer Möglichkeiten und Zwangslagen. Das Potential für Katastrophen erschreckte den jungen Offizier zutiefst. Kories Anliegen war es, die Gebiete hervorzuheben, die einer weitaus genaueren Untersuchung bedurften. Seine Aufsätze hatten zwar letztendlich den Zweck, diejenigen zur Vorsicht zu gemahnen, die über die Strategie der Allianz bestimmten, aber sie boten Korie auch die Gelegenheit, seine eigenen Gedanken zu klären.
    Zum größten Teil stimmte Korie der Killerbienenstrategie der Flotte zu, aber sie hing sehr stark vom Einfallsreichtum und Mut individueller Raumschiffskapitäne ab. Das war zugleich ihre größte Stärke als auch ihre entscheidende Schwäche. Bei Überlichtgeschwindigkeit war es für eine zentrale Kommandostelle vollkommen unmöglich, die Aktionen von Tausenden, Zehntausenden oder letztlich sogar Hunderttausenden von einzelnen Schiffen der Zerstörerklasse zu koordinieren. Aus diesem Grund blieb jedes einzelne Schiff letztendlich auf sich alleine gestellt – und jeder einzelne Kapitän mußte so grimmig angreifen, wie es nur möglich war. Jeder einzelne Kapitän mußte so handeln, als würden seine oder ihre Aktionen ganz allein den Ausgang des Krieges entscheiden… weil genau das sehr wohl der Fall sein konnte.
    Wenn es in der Strategie der Alliierten einen Schwachpunkt gab, dann war es genau

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