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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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ausstellen.«
    »Was für Gutachten?«
    »Das ist jetzt reine Theorie, ein Beispiel nur. Ein Gutachten über einen Sachverhalt, für den der andere ein positives Gutachten braucht.«
    Ich runzelte die Stirn. »Das ist zunächst einfach nur Lobbyismus, oder? Ist doch gang und gäbe.«
    »Aber dennoch juristisch anfechtbar. Stell dir des Weiteren vor, der Gutachter wäre stiller Teilhaber an dem Unternehmen, das oder dessen Geschäft er begutachtet.«
    »Dann wäre neben der Seilschaft auch noch ein handfestes Eigeninteresse mit im Spiel.«
    »Ein Interesse, mit dem er nicht offiziell nach außen hin auftritt. Es ist verschleiert, bleibt im Dunkeln.«
    »Stiller Teilhaber …« Ich kratzte mich nachdenklich am Kopf. »So still, dass es einem Außenstehenden, der einen das Unternehmen betreffenden Sachverhalt prüfen soll, gar nicht auffällt, dass dort keine neutrale Bewertung vorliegt. Das meinst du doch?«
    »Genau. Daran denke ich.«
    Ich dachte an die vielen Skandale, die in den letzten Jahren in dieser Hinsicht aufgedeckt worden waren. Lobbyismus, Bestechlichkeit, Steuerhinterziehung, Übervorteilung. Wie häufig hatte da einer die Hand aufgehalten. Ich war es leid, die ewig gleichen Geschichten ernsthaft in der Zeitung zu verfolgen. Jetzt aber spann ich den Faden weiter. »Was wäre, wenn beispielsweise ein Politiker stiller Teilhaber an einem Unternehmen wäre, für das er bestimmte Genehmigungen erteilen muss? Genehmigungen für Bauvorhaben, Subventionen oder irgendwelche Zuschüsse von Stadt oder Land?«
    »Dann würde der betreffende Politiker sich strafbar machen. Und das machen sie ja auch alle Nase lang, die Damen und Herren aus der Politik.«
    »Und was hat das alles mit dem Innenhafen zu tun?« Ich tippte auf den Lageplan des Hafenbeckens vor mir auf dem Tisch. »Worum geht es in unserem Fall genau?«
    »Das weiß ich noch nicht.« Volker gähnte. »Ich denke, man muss die Firmen mal alle näher durchleuchten. Vielleicht sitzt ja eine von ihnen am Innenhafen.«
    »Könnte sein. Und Dr. Behrends sollten wir auch näher unter die Lupe nehmen.«
    »Ja. Den auch. Den eigentlich zuallererst.«
    »Und wie?«
    »Ich werde mir was einfallen lassen.«
    »Ich auch. Das interessiert mich schon aus Prinzip. Erst recht aber, weil Kurt damit zu tun hatte. Ob er deswegen sterben musste?«
    »Vielleicht.« Volker ordnete die Papiere erst sequentiell, dann kreisförmig an und starrte auf das Gebilde. Seine Finger trommelten einen nachdenklichen Rhythmus auf die Tischkante. »Sehr wahrscheinlich sogar, sagt meine Nase. Was auch immer da im Gange ist, es hat Sprengkraft.«
    Ich schloss die Augen. Dachte an ein brennendes Auto, an eine Explosion und zerfetzte, verbrannte Körperteile. Dann sah ich Irinas zerschnittenes Gesicht vor mir. Irina, die Frau, die Kurt geliebt hatte.
    »Außerdem mag ich es nicht, wenn man Frauen mit einem Messer attackiert«, sagte Volker unvermittelt. Seine Gedanken schienen in eine ähnliche Richtung gewandert zu sein wie meine.
    Ich funkelte ihn spöttisch an. Eigentlich passte der Begriff Goldritter gar nicht so gut zu ihm. Ich hatte da eine noch viel bessere Assoziation. »Dass dir das ein Ansporn sein würde, war mir klar. Eine schöne Frau in Not, und schon galoppiert der Schimmelreiter los.«
    »Wieso Schimmelreiter?«, fragte Volker verblüfft.
    »Wegen dem Nebel in seinen Augen«, sagte ich nebulös.
    Die Digitalkamera hatte keinen Saft mehr. Ich suchte in Max’ Wohnung ein Übertragungskabel mit USB-Anschluss und hatte Glück. Kurz darauf konnten wir die Fotos von der Kamera auf meinen PC überspielen.
    Es waren vier. Immer die gleichen Personen an unterschiedlichen Orten, mal zusammen, mal zu zweit, mal zu dritt. Sie schienen gut miteinander bekannt zu sein. Es überraschte mich nicht im Geringsten, dass es sich bei einem davon um Dr. Behrends handelte. Ein zweiter kam mir ebenfalls bekannt vor. Das Gesicht begegnete einem ab und an in den regionalen Tageszeitungen und Nachrichtensendungen. Volker ging es ebenso, aber wir kamen nicht darauf, wer das war. Die beiden anderen waren uns unbekannt.
    »Wir sollten diesem Dr. Behrends dringend noch mal auf den Zahn fühlen. Lass uns jetzt hinfahren.«
    »Wir haben noch zu wenig in der Hand, Toni.«
    »Vielleicht macht er ja einen Fehler, wenn wir ihn ausquetschen.«
    »Vielleicht auch nicht, dann scheuchen wir ihn damit nur unnötig auf. Wenn er wirklich Dreck am Stecken hat, was wir ja gar nicht mit Bestimmtheit sagen können.

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