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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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erzählen. Später vielleicht. Aber nicht jetzt.

NEUN
    »Moment mal.« Bea warf mir einen skeptischen Blick zu.
    Störrisch schob ich mein Kinn nach vorne.
    »Du willst mir also erzählen, dass diese Sachen hier alle Kurt Türauf gehören. Notizbuch, Fotokopien, Digitalkamera.«
    Ich nickte.
    »Du sagst außerdem, dass dir sein letzter Aufenthaltsort bekannt war. Aber anstatt mir davon zu berichten, hast du es vorgezogen, selber dorthin zu fahren mit« – sie warf einen Blick auf die Notizen, die sie sich gemacht hatte – »mit Volker Schlosser.«
    »Es war nur ein Verdacht. Wir waren doch gar nicht sicher«, murmelte ich.
    Bea schnippte sich einen Krümel vom Ärmel. »Als ihr festgestellt habt, dass die Hütte tatsächlich vor Kurzem bewohnt war, seid ihr aber auch nicht sofort wieder zurückgefahren, um uns einzuschalten.«
    »Wir konnten doch erst mit Sicherheit sagen, dass Kurt derjenige war, der sich dort aufgehalten hatte, als wir seine Sachen durchsucht hatten«, wandte ich ein.
    »Gut. Ihr habt also seine Sachen durchsucht.« Bea seufzte. »Und dabei habt ihr all die hübschen Dinge gefunden, die du mir hier jetzt angeschleppt hast. Richtig?«
    Ich nickte stumm.
    »Aber anstatt sich danach schnell wieder zu verkrümeln«, fuhr Bea sarkastisch fort, »erklärst du mir des Weiteren, dass ihr dort Spuren hinterlassen habt, die weit über das normale Maß einer … äh … unprofessionell durchgeführten Durchsuchung hinausgehen. Ihr habt nicht nur Kleidungsstücke angezogen, die dort herumlagen, sondern auch noch in dem bezogenen Bett genächtigt.«
    »Pritsche«, sagte ich böse. »Es war nur eine verdammte Pritsche. Und uns war kalt. Wir waren nämlich nass bis auf die Knochen.«
    »Darüber hinaus«, ignorierte Bea meinen Einwand, »kann ich deiner Meinung nach davon ausgehen, dass neben Hautschuppen und Fingerabdrücken noch etwas anderes zu finden sein wird. Du willst mich darauf hinweisen, dass nicht nur das Bett –«
    »Pritsche«, fauchte ich dazwischen, »es war nur eine gottverdammte Pritsche!«
    »… sondern auch der Schlafanzug, von dem ihr annehmt, dass er Kurt Türauf gehört hat, Spuren von Sperma aufweisen wird, welche nicht Kurt Türauf, sondern deiner Begleitung zuzuschreiben sind.«
    »Ja«, sagte ich. »Da ist nun mal nicht dran zu rütteln.«
    »Auch diverse Sekrete von dir, vermutest du«, fuhr Bea mit zuckersüßer Stimme fort, »werden sich in diesem Bett finden, unter Umständen sogar ein wenig Blut, weil deine Regel zwar nicht mehr stark, aber doch noch ein wenig –«
    »Völlig auf dem absteigenden Ast«, unterbrach ich sie grimmig. »So gut wie nicht mehr vorhanden. Mal davon abgesehen, dass sie mittlerweile alles andere als regelmäßig ist.«
    Auf den zugeworfenen Wechseljahresbrocken stieg Bea nicht ein. »Aber vermischt mit dem Sperma dann offenbar doch noch gut erkennbar …«, ritt sie stattdessen auf dem ursprünglichen Thema herum.
    »Du weißt doch, wie das ist, wenn man vögelt«, giftete ich. »Das Zeug läuft irgendwann nun mal raus, Gesetz der Schwerkraft, schon mal was davon gehört? Ich kann doch nichts dafür, dass damit noch ein bisschen Blut auf dem Laken gelandet ist, das kann doch wohl jedem passieren!« Ich hielt ihrem Blick stand, trotzig und insgeheim schrecklich verlegen.
    Erstaunlicherweise fing Bea schallend an zu lachen. »Das ist die blödeste Geschichte, die mir seit Langem aufgetischt wurde«, gibbelte sie. »Die Jungs vom Gspusi werden ihre helle Freude daran haben.«
    »Muss das wirklich sein?«, fragte ich kleinlaut. »Dass du die Spurensicherung dorthin schickst?« Mir war überhaupt nicht zum Lachen zumute.
    »Klar muss das sein.« Bea wirkte plötzlich kühl. »Ich muss sicher sein, dass Kurt Türauf sich vor seinem Tod in der Hütte aufgehalten hat. Und da sie dort jede Menge falsche Spuren vorfinden werden, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als ihnen von deinem kleinen Techtelmechtel zu berichten, und zwar vorher! Außerdem brauche ich deine Fingerabdrücke und deineDNA, Madame. Und richte doch bitte deinem Volker aus, dass ich seine ebenfalls brauche. Außerdem seine Aussage. Und zwar rapido.«
    »Er ist nicht ›mein Volker‹.«
    »Sieht mir aber ganz danach aus.« Bea kicherte ihr hexenhaftes Kichern. Dann wurde sie wieder ernst. »Weiß Max davon?«
    »Nein. Er ist nicht zu Hause.« Ich sah aus dem Fenster. Das Thema war mir unangenehm. »Ich will es ihm auch nicht sagen. Nicht jetzt jedenfalls. Ich würde ihm wehtun mit etwas,

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