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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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Außerdem solltest du dir vorher eine Dusche gönnen.« Er grinste, während er mich musterte. »Dein Wischmopp in Ehren, aber so richtig gesellschaftstauglich ist das nicht.«
    »Schon gut, schon gut. Also weiter mit dem Material.«
    Während ich noch einmal langsam durch die Fotos blätterte, versuchte sich Volker an der unleserlichen Schrift in der Kladde.
    »Es sieht fast so aus, als hätte er sie beschattet«, sagte er schließlich langsam. »Und zwar seit dem besagten Telefonat mit mir vor einem Monat. Gibt es ein Datum auf den Fotos?« Er stützte sich dicht neben mir auf den Schreibtisch, und ein Hauch von Gaultier schwebte in meine Nase.
    »Hier, schau her. Zu dem Datum von jedem Foto findet man auch einen Eintrag im Notizbuch.« Er hatte recht. Entziffern konnten wir die Schrift trotzdem nicht.
    »So eine Sauklaue«, meckerte Volker aufgebracht. »Zwei Sachen tauchen aber immer wieder auf. ›Mallick‹ oder so was in der Art, und etwas, was mit einem ›Zi‹ beginnt. Glaube ich jedenfalls. Ich vermute mal, das sind Namen.«
    »Zirkow und Matzek vermutlich«, assoziierte ich. »Das würde auf jeden Fall Sinn machen.«
    »Ja. Das würde Sinn machen.«
    »Ich scanne das alles mal ein«, schlug ich vor. »Vielleicht kann man die Schrift in einer Vergrößerung besser lesen. Außerdem kann ich dir die Sachen dann schicken. Gib mir mal deine Mailadresse.«
    »Guter Vorschlag.«
    Ich scannte Seite für Seite ein, während Volker noch einmal aufmerksam die Fotokopien und Artikel aus der schwarzen Mappe durchlas.
    »Kopiere das Zeug hier bitte auch«, bat er und wartete wieder.
    Schweigend lauschten wir dem schrillen Hin und Her des Scanners.
    »Fertig«, sagte ich schließlich. Aufmerksam studierte ich die PDFs auf dem Bildschirm. »Aber viel weiter hat uns das nicht gebracht. Die Kladde bleibt Kauderwelsch. Nur bin ich mir jetzt sicher, dass es wirklich Zirkow und Matzek sind, die er hier so fleißig beschreibt.«
    »Und nun? Wie geht es weiter?«
    »Wir müssen die Sachen der Polizei bringen«, sagte ich. »Morgen. Da führt kein Weg dran vorbei. Wenn alle Stricke reißen, kann Bettina vielleicht die Schrift entziffern. Sie wird sie ja besser kennen. Das kannst du übernehmen.«
    Volker warf mir einen störrischen Blick zu. »Zu den Bullen? Muss das wirklich sein?«
    »Ja. Das muss sein, und das weißt du auch genau.«
    »Wehe, die pfuschen mir wieder dazwischen.«
    »Bea ist gewiss keine, die petzt. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.« Ich sah ihm in die Augen.
    »Na dann.« Er nickte langsam. »Du wirst dich ohnehin nicht davon abhalten lassen. Außerdem haben wir ja noch nichts wirklich Brisantes in der Hand. Ich geh dann mal.«
    »Wo wohnst du überhaupt? Ich denke, du lebst in Hamburg?«
    »Tue ich auch. Zurzeit habe ich mich jedoch bei meiner Schwester in Duisburg eingenistet.« Er schrieb seine Mailadresse auf einen Zettel.
    »Und deine Freundin?«
    »Sandra. Sie ist gerade auf Tournee in Russland. Konzertpianistin, zwar nicht Weltspitze, aber international durchaus auch kein No Name mehr. Wir sind beide viel auf Reisen. Wir haben eine schöne Wohnung in Hamburg zusammen, aber manchmal sehen wir uns wochenlang nicht.«
    Ich nickte. »Wir hören voneinander.«
    In der offenen Wohnungstür drückte er mich noch mal flüchtig und streichelte meinen Nacken. Der Kuss auf die Lippen war neu.
    Lächelnd sah ich ihm nach, bis die Haustür hinter ihm ins Schloss fiel.
    Ich ließ mir ein Bad ein, eines mit viel duftendem Schaum. Entkorkte eine Flasche Rotwein und stellte mir das Glas griffbereit auf den Wannenrand. Zündete Kerzen an, die ich im Bad verteilte, legte eine CD auf. Und seufzte wohlig, als ich mich endlich in das heiße Wasser gleiten ließ.
    Zu den Klängen von Pink Floyd versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen. Dachte an den vergangenen Tag. Machte Halt vor der vergangenen Nacht und schickte mich stattdessen weiter zurück. Zurück zum Tag der Beerdigung. Zurück zu der Frage, warum ich, keine dreißig Kilometer weit weg wohnend, den Kontakt nicht gehalten hatte. Zu Ines. Zu Gerda. Zu Kurti. Zu Matthes. Warum ich nicht zu den beiden Klassentreffen gegangen war und erst recht nicht zu den regelmäßigen Treffen meiner alten Freunde, zu denen ich zumindest anfänglich immer eingeladen worden war, die ersten fünf Jahre oder so. Bis ihnen wohl klar geworden war, dass ich nicht mehr kommen würde.
    Die Schwerpunkte ändern sich halt, dachte ich. Die Interessen. Neue Menschen, die bleiben. Alte

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