Innere Werte
Schulter. Verschlafen blickte sie Martin und Paul entgegen.
»Wir möchten zu Theo Stadler«, sagte Martin und wies sich aus.
»Theo!«, rief sie über die Schulter. »Hier ist jemand für dich.«
Dann bat sie die Beamten ins Wohnzimmer.
»Sind Sie die Freundin von Herrn Stadler?«, wollte Martin wissen.
»Ab und zu«, antwortete sie mit einem verführerischen Augenaufschlag und verschwand durch die Tür.
Paul starrte ihr hinterher. »Die sieht aus wie das Boxenluder, das zu dem Wagen passt, der draußen steht.«
Martin sah sich neugierig um.
»Na, gemütlich ist was anderes«, urteilte er. Das Zimmer war groß und wirkte kalt. Alles war in weiß und grün gehalten. Weiße, hochglänzende Fliesen am Boden, eine giftgrüne Ledercouch, davor ein Glastisch mit zwei leeren Whiskygläsern samt Flasche. Vor einer der grünen Wände stand ein weißes Sideboard, darüber hing ein weißgerahmtes Bild einer nackten Frau. Sonst gab es in dem Zimmer nichts. Nicht ein einziges Dekorationsstück.
»Sieht verdammt steril aus«, sagte Paul und runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich fühlt sich ein Arzt so am wohlsten.«
»Das ist ein ziemlich deutliches Zeichen, dass er nicht besonders sozial ist.«
In dem Moment erschien Theo im Türrahmen. Martin stellte sich und Paul vor und bat den Mann in T-Shirt und Boxershorts, sich anzuziehen und mitzukommen.
»Warum, wenn ich fragen darf?«
»Wir haben einige Fragen an Sie, bezüglich Susanne Wellners Tod.«
»Verstehe. Bin gleich fertig.«
Er brauchte nur eine Minute, um die junge Frau loszuwerden, und eine weitere, um sich anzuziehen.
»Soll ich mit meinem eigenen Wagen fahren, oder bringen Sie mich anschließend wieder nach Hause?«, wollte Stadler wissen, als sie das Haus verließen.
»Wir bringen Sie nach Hause.«
»Netter Rennwagen«, sagte Paul und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung des silbernen SLR McLaren Mercedes.
»Ja, ein Schmuckstück«, entgegnete Theo stolz. »Er ist eine gut gelungene Mischung aus dem legendären 300 SLR der Fünfzigerjahre und den Wagen der heutigen Formel 1.«
»Wie schnell fährt er?«
»334 Stundenkilometer. Unter der Haube röhrt ein AMG-V8-Triebwerk. Klasse Sound, sag ich Ihnen. Die Kiste hat 626 PS.«
»Was bezahlt man für so einen?«
»Das wollen Sie nicht wissen«, lachte Theo und Martin dachte: Dir wird das Lachen gleich vergehen, du Schnösel.
»Doch, interessiert mich wirklich«, sagte Paul neugierig.
»Rund dreihundertachtzigtausend.«
Paul pfiff durch die Zähne.
»Man gönnt sich ja sonst nichts«, sagte Theo großkotzig und stieg in den Opel.
Im Präsidium verging Theo tatsächlich das Lachen. Martin konfrontierte ihn mit der Tatsache, dass er als Geliebter von Susanne Wellner ein Mordmotiv hatte. Er fragte nach dem Streit beim letzten Treffen und zeigte ihm den Liebesbrief.
»Wir haben uns am Montag zum letzten Mal gesehen. Sie wollte mich zu einer festen Einrichtung machen. Das ist nichts für mich und das hab ich ihr gesagt. Damit war der Fall erledigt. Und den Brief hab ich ja gar nicht bekommen.«
»Kennen Sie Steffen Wellner persönlich?«
»Kann man so sagen. Er ist mein Chef.«
»Das hätte ich mir ja denken können.« Martin schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Ja, und?«
»Dann haben Sie mit der Frau Ihres Chefs geschlafen«, stellte Paul fest.
»Gut erkannt. Aber nur ein paarmal.« Er zwinkerte Paul zu.
»Und das war völlig o.k. für Sie?«
»Meinen Sie jetzt die Qualitäten von Susanne im Bett oder die Tatsache, dass sie die Frau von Steffen war?« Er grinste unverschämt. Als Martin ihn kalt ansah, setzte auch er eine ernstere Miene auf. »Ich hatte keine Skrupel, wenn Sie das meinen. Schließlich hat Steffen selbst fremdgevögelt.«
»Das wissen wir.«
»Na, dann können Sie mich ja verstehen«, sagte er in kumpelhaftem Ton.
»Nein, kann ich nicht und muss ich auch nicht«, entgegnete Martin angewidert. »Wäre es Ihnen egal gewesen, wenn er von Ihrer Affäre gewusst hätte?«
»Besser, er wusste es nicht, denn ich hab keine Ahnung, wie er reagiert hätte. Erfreut wär er sicher nicht gewesen. Deshalb hielt ich es auch für besser, Susanne nicht mehr zu sehen.«
Auf die Frage nach seinem Aufenthaltsort zum Todeszeitpunkt gab Theo an, unterwegs zu einem Termin gewesen zu sein. Leider konnte das niemand bezeugen, so dass er letztlich kein Alibi hatte.
»Wenn Sie Wellner kennen, wissen Sie sicher, dass er Medikamente zu Hause hat?«
»Ja, und? Jeder Arzt hat
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