Innere Werte
das.«
»Susanne Wellner starb an der Überdosis eines Anästhetikums, das aus Steffen Wellners Arztkoffer genommen wurde.«
»Was zum Teufel hat das alles mit mir zu tun?« Langsam verließ ihn seine Coolness.
»Sie hatten durch Frau Wellner Zutritt zum Haus, Sie haben kein Alibi, aber ein Motiv. Mit Susanne Wellners Tod haben sich Ihre Probleme erledigt. Sie wird Sie nicht mehr erpressen und auch nicht mehr die nervige Klette spielen. Ich nehme an, dass das auch der Grund ist, warum Sie ach so schrecklich um sie trauern. Mit anderen Worten, Sie können sich in den Reigen der Verdächtigen einreihen.«
»Wissen Sie überhaupt, mit wie vielen Frauen ich was habe? Glauben Sie, ich bringe jede um, die anfängt mich zu nerven? Da hätte ich viel zu tun.«
»Jede ist auch nicht die Frau Ihres Chefs.«
Seine Fingerabdrücke wurden genommen sowie eine DNA-Probe. Dann fuhr ihn Paul nach Hause, während Kollegen Katrin Buhr zum Verhör brachten.
Noch in der Nacht hatte man auch ihre Fingerabdrücke genommen und festgestellt, dass sie mit den vorhandenen nicht übereinstimmten.
Diesmal erlebte Martin sie als ruhige, zugängliche Frau, die gewillt war, zu sagen, was sie wusste. Martin wunderte sich über ihren Sinneswandel und war zunächst voller Argwohn. Sie erzählte von ihrer Angst, unschuldig verhaftet zu werden, weshalb sie geflohen sei. Als sie Martin von den schrecklichen Erlebnissen ihrer Kindheit erzählte, die zu der Aversion gegen die Polizei geführt hatten, konnte er ihre Haltung in gewisser Weise nachvollziehen. Trotzdem war sie immer noch die Verdächtige Nummer eins im Fall Schulte. Martin erinnerte sich an die letzte Befragung.
»Bevor Sie geflohen sind sagten Sie, dass Sie Anja Schulte das Kalium nicht gegeben haben. Heute nochmal meine Frage: Woher wussten Sie von dem Kalium?«
»Sie hatten es Tobias erzählt und der hat es mir gesagt.«
»Sie kennen Tobias?«, fragte er erstaunt.
»Ich habe seinen Kontakt gesucht, nachdem seine Mutter gestorben war, um über ihn vielleicht irgendwelche Informationen zu bekommen.«
»Das gehörte wohl auch zu Ihren ganz persönlichen Recherchen?«
»Es war falsch, ich weiß. Aber ich war so wütend und habe meine ganze Wut auf Sie übertragen.«
Der Kommissar lenkte das Gespräch auf den Fall Wellner. Angeblich kannte Katrin Susanne nicht. Martin glaubte ihr, denn er fand keine Anzeichen für eine Lüge oder Nervosität. Sie war entspannt und schien einfach nur froh darüber zu sein, jetzt alles los zu werden, um sich selbst nicht noch mehr Probleme zu machen. Zum Tatzeitpunkt sei sie in Bremen gewesen. Das ließ sich anhand eines Tankbelegs nachweisen, so dass sie als Täterin im Fall Wellner ausgeschlossen werden konnte.
Gegen Ende des Gesprächs erschien Paul, bei dem sie sich für den tätlichen Angriff entschuldigte.
»Das wird noch strafrechtliche Folgen für Sie haben«, sagte er und sah sie misstrauisch an.
»Ich weiß. Für seinen Bockmist muss man eben geradestehen.«
Martin ließ sie gehen, machte ihr aber klar, dass sie in der Stadt bleiben müsse, um für Fragen zur Verfügung zu stehen.
Paul, der sich über alle Maßen wunderte, wurde von Martin aufgeklärt.
»Letztlich«, sagte er abschließend. »Haben wir nicht wirklich was gegen sie in der Hand.«
74
Die Fahrt dauerte fünfunddreißig Minuten, dann erreichten die Männer ihr Ziel. Bad Kreuznach, die Kurstadt an der Nahe, zwischen Hunsrück, Rheinhessen und Nordpfälzer Bergland gelegen, zeigte sich von seiner schönsten Seite. Heute war der Himmel klar und sogar die Sonne ließ sich blicken.
Während Dieter und Michael der freundlichen Stimme im Navigationsgerät Folge leisteten, passierten sie die Nahebrücke und sahen die Kauzenburg, die über dem mittelalterlich geprägten Viertel der Stadt thronte. Dann bogen sie rechts ab in die Mühlenstraße, wo sie am Mühlenteich einen Parkplatz fanden.
»Die Stadt hat Urlaubsflair«, meinte Dieter, als er sich umblickte.
In malerischer Kulisse erhob sich am anderen Ufer die rosafarbene Pauluskirche mit Zwiebelturm. Von hier aus bot sich ihnen ein eindrucksvoller Blick auf die Brückenhäuser, das Wahrzeichen der Stadt. Die jahrhundertalten Fachwerkgebäude, auf den Pfeilern der alten Nahebrücke errichtet, bildeten die Verbindung zwischen Alt- und Neustadt. Riesige Pappeln rahmten das hübsche Bild ein. Zu Fuß schlugen die Männer den Weg in die Fußgängerzone ein, wo sich die Tanzschule von Karola Wellner befand.
Schon im
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