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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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Körper vergriffen haben, habe ich unter meiner Mutter gelitten. Sie hatte nie Zeit für mich, und ihre Liebe war reine Heuchelei. Als ich das Tagebuch fand, –«
    »Wann war das?«
    »Vor zwei Jahren. Da kam ich gerade an die Dialyse, als meine verbliebene Niere den Geist aufgegeben hat.«
    Martin schüttelte den Kopf. »Hast du deine Mutter nicht zur Rede gestellt?«
    »Nein. Ich hab sie seitdem genau beobachtet. Ich wollte sehen, wie sie mit ihrem Sohn umgeht, den sie ausgeschlachtet hat, dessen Niere sie verkauft hat, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Ich schätze mal, bei ihr war das wie Jagdfieber. Jede Niere, die irgendwie erreichbar war, hat sie sich gekrallt. Ich war nichts wert, aber meine Niere. Ich war nur die Hülle für die eigentliche Ware.« Tobias Augen funkelten hasserfüllt. »Welche Mutter tut so was?«, schrie er plötzlich und schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Tassen einen kleinen Satz machten. »Sie glauben gar nicht, welchen Hass ich entwickelt habe. Jeden Tag war für Anja Schulte die Welt in Ordnung. Jeden Tag wurde meine Welt ein bisschen dunkler.« Tränen traten ihm in die Augen. Er blickte zu Boden und schluckte. »Sie muss mich wohl als Parasiten gesehen haben. Ich hatte ja nichts mehr zu bieten. Nie in meinem Leben habe ich einen Menschen kennengelernt, der derartig egoistisch war. Außer Wellner und Stadler natürlich. Die sind vom gleichen Kaliber. Nie im Leben hätte sie mir ihre Niere gespendet. Sie hat ja nicht mal dafür gesorgt, dass ich sofort eine neue Niere bekomme, obwohl sie an der Quelle saß. Sie hätte dafür bezahlen müssen. Welche Geldverschwendung!« Seine Worte klangen bitter und traurig. »Sie hat mich im Stich gelassen!«, fügte er leise hinzu.
    Martin fuhr sich durch die Haare und warf Michael einen vielsagenden Blick zu.
    »Wann hast du den Entschluss gefasst, sie umzubringen?«
    »Während der Zeit an der Dialyse. Ich dachte, wenn ich das überlebe und eine neue Niere bekomme, dann müssen alle bezahlen.«
    »Weil du niemandem von deinem Plan erzählen konntest, hast du das Bild gemalt, richtig?«
    Ein überraschter Blick traf Martin. »Sie haben das Bild verstanden?«
    »Ich hatte das Gefühl, dass es was bedeuten könnte, und mein Kollege hat es dann entschlüsselt.«
    »Wow!«
    »Aber, warum zum Teufel, musstest du Susanne Wellner umbringen?«, fragte Michael verständnislos. »War sie auch eine von denen?«
    »Das hatte ich eigentlich nicht geplant. Ich hab keine Ahnung, wie viel sie wusste oder nicht.«
    »Also war sie nur Mittel zum Zweck?«
    »Ja. Ich wollte Wellner damit endgültig hinter Gitter bringen. Sie, Herr Sandor, haben es nach dem Tod meiner Mutter nicht geschafft, den falschen Mann erfolgreich zu verhaften. Wenn er als Mörder verurteilt worden wäre, hätte ich mich vielleicht zufrieden gegeben. Aber selbst, nachdem ich Ihnen das Tagebuch gebracht hatte, ist nichts weiter passiert. Sogar nach dem Tod von der Wellner haben Sie alle Hinweise auf seine Täterschaft ignoriert. Stattdessen haben sie Stadler eingesperrt.«
    »Mit Hinweisen meinst du das blutige Hemd, das du aus der Wäsche geholt hast, dass aber leider dem Gärtner gehört hat?«, fragte Michael scharf.
    »Dem Gärtner? Scheiße!« Tobias schüttelte den Kopf. »Aber die Spritze, die hätte sie doch überzeugen müssen.«
    »Ja, die Spritze. Wo hattest du sie her?«
    »Aus dem Müll von Wellners Behandlungsraum.«
    »Leider waren da die Fingerabdrücke von Stadler drauf. Deshalb haben wir ihn verhaftet.«
    Tobias schloss für einen kurzen Moment die Augen und seufzte. »Ich war wohl ein ziemlicher Idiot im Spurenlegen.«
    »Ich hatte angenommen, du wolltest beide Ärzte damit ins Gefängnis bringen. Dabei hattest du es nur auf Wellner abgesehen«, sagte Martin mehr zu sich selbst.
    »Susanne Wellner ist völlig unschuldig und umsonst gestorben«, rief Michael. Zu Martin gewandt meinte er: »Ich muss kurz vor die Tür«, und verschwand.
    »Du hättest abwarten können, ob Stadler wirklich verurteilt wird, bevor du ihn umbringst. War dir das auf einmal nicht Strafe genug für ihn? Warum hast du ihn vergiftet?«
    »Ich habe nicht geglaubt, dass er verurteilt wird. Von den Fingerabdrücken auf der Spritze wusste ich nichts, und nur weil er die Wellner gevögelt hat, hat er noch lange kein Motiv.« Tobias erzählte Martin, wie er die Pralinen präpariert und ins Gefängnis geschickt hatte. Dann fragte Martin ihn nach den Details zum Mord an Susanne Wellner. Tobias gab

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