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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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an, ihren Tagesablauf beobachtet zu haben, so dass er genau wusste, wann sie was machte. Beim Wagen habe er ihr aufgelauert und sie mit einem Kinnhaken k.o. geschlagen.
    Martin sah Susanne Wellners Gesicht vor sich, wie sie auf dem Obduktionstisch lag. Den Kinnhaken hatte Stieber nicht feststellen können, da kein Kinn mehr vorhanden gewesen war. Ein schreckliches Bild, an das er sicher noch lange denken würde. Martin wandte sich dem Fenster zu und hörte, was Tobias weiter erzählte. Er hatte Susanne anschließend ins Auto gesetzt, war ins Haus gerannt, wo er das Hemd aus der Wäsche und die Ampulle sowie die Blanko-Rezepte aus dem Notfallkoffer geholt hatte. Außerdem rief er Wellner in der Klinik an, um ihn herzubestellen, damit er kein Alibi hatte. Dann hatte er Susanne einen Schnitt in den Oberarm zugefügt und damit das Hemd getränkt. Das Anästhetikum spritze er ihr in den Nabel und fuhr mit ihr in den Wald, um sie zunächst dort zu verstecken und später am Abend auf die Straße zu legen. Den Ferrari brachte er wieder nach Hause.
    »Warum hast du sie überhaupt auf die Straße gelegt?«
    »Ich wollte, dass es so aussieht, als ob Wellner von der eigentlichen Todesursache ablenken wollte.«
    »War dir denn nicht klar, dass das bei der Obduktion herauskommt?«
    »Doch, aber es sollte ihn irgendwie noch schlechter dastehen lassen.« Er beugte sich nach vorn, stützte die Ellbogen auf seine Knie und legte sein Gesicht in die Hände. »Ich weiß auch nicht.«
    Gerade als er mit seinem Bericht fertig war, kam Michael wieder zurück. An seinem Blick erkannte Martin, dass er sich noch nicht beruhigt hatte, und war froh, dass er Tobias’ Angaben zum Wellner-Mord nicht mit angehört hatte.
    Zwei Sekunden später wurde die Tür erneut aufgerissen und Katrin Buhr stürzte ins Zimmer und auf Tobias zu. Die Männer sprangen allesamt erschrocken auf.
    »Was bist du für ein Idiot!«, rief sie und gab ihm eine Ohrfeige, dann fiel sie ihm um den Hals und weinte.
    Der Kollege vom Nachtdienst kam hinterhergerannt. »Sie hat gesagt, sie müsse Ihnen was bringen, dann fing sie an, zu rennen.«
    »Ist in Ordnung. Wir kümmern uns darum«, sagte Michael und schloss die Zimmertür.
    Katrin nahm Tobias’ Gesicht in ihre Hände und blickte ihn traurig an. »Tobias! Warum bist du nicht weggelaufen, als du noch konntest?«
    »Vielleicht hätten sie dich dann nicht rausgelassen.« Er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich.
    »Ich glaub das jetzt nicht«, murmelte Michael.
    »Frau Buhr, wie ich sehe, hat man Sie aus der Untersuchungshaft entlassen«, sagte Martin.
    »Ja, heute Abend.« Sie löste sich aus Tobias’ Umarmung.
    »Erst hauen sie gewaltsam ab und jetzt dringen Sie hier gewaltsam wieder ein.«
    »Ich konnte nicht anders.« Sie warf Martin einen ängstlichen Blick zu. »Was wird mit Tobias passieren?«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Sie dürfen ihn nicht einsperren. Die haben es alle verdient. Solche Schweine! Sie haben Peter umgebracht und dieses miese Geschäft gemacht.« Flehend stand sie vor Martin, ihre Augen voller Angst.
    »Das gibt niemandem das Recht, Selbstjustiz zu üben und Menschen umzubringen.«
    »Damit will der Kommissar wohl sagen, dass du ins Gefängnis kommen musst, wenn du mich in Zukunft sehen willst.« Tobias blickte sie traurig an.
    »Nein!« Wieder warf sie sich an seinen Hals.
    »Frau Buhr, Sie müssen jetzt gehen«, sagte Michael und nahm sie am Arm.
    Schnell küsste sie Tobias auf den Mund, während ihr Tränen die Wangen hinunterliefen. »Ich liebe dich, Tobias, und ich kann dich besser als jeder andere verstehen. Sie werden dich bestimmt nicht lange einsperren. Wir sind jung und ich werde auf dich warten. Ich besuche dich. Ich …« Ihre Stimme wurde von Tränen erstickt, während Michael sie aus dem Raum führte.
    Tobias blickte ihr hinterher, dann ließ er sich zurück auf seinen Stuhl fallen. Wieder legte er den Kopf in seine Hände und schluchzte. Sein ganzer Körper wurde geschüttelt.
    Martin kam um den Tisch herum und legte ihm die Hand auf die Schulter. Langsam beruhigte sich der Junge und nahm das Taschentuch, das Martin ihm hinhielt.
    »Warum sind Sie noch so nett zu mir? Was ich getan habe, muss in Ihren Augen doch abartig sein.«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, jemanden zu verurteilen. Mein Job ist es lediglich, Mordfälle aufzuklären.« Er ging zu seinem Platz zurück. »Und eigentlich sollte ich dabei so objektiv wie möglich sein«, fügte er leise hinzu. Dies war der

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