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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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Frau ihr nicht die Wahrheit sagte. Irgendetwas an ihr war seltsam. Katrin konnte gar nicht genau sagen, was es war. Aber auf ihr Gefühl konnte sie sich verlassen. Sie würde schon noch herausbekommen, was es mit diesen Treffen auf sich gehabt hatte. Mit einer Mischung aus Trauer und Wut blickte sie Anja Schulte an, stand auf und verließ das Zimmer ohne ein Wort.
     
    »Bielmann ist tot!«, brüllte Anja kurz darauf in den Hörer.
    »Jetzt beruhige dich mal«, sagte Steffen laut.
    »Was ist da passiert?«
    »Nichts, was dich etwas anginge.«
    »Wenn es um Bielmann geht, geht es mich sehr wohl etwas an. Ich hatte nämlich eben Besuch von seiner Freundin.« Anja erzählte ihm von Katrin.
    »Scheiße!«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Du hast doch gesagt, er ist solo.«
    »Ja, das dachte ich auch.«
    »Du sollst nicht denken. Du sollst sicher sein, verdammt nochmal. Was weiß sie?«
    »Ich glaube, nichts. Sie hat meine Nummer und unsere Treffen in seinen Unterlagen gefunden. Und sie will wissen, was dahinter steckt. Man hat Bielmann in der Kläranlage gefunden. Er ist ermordet worden.«
    »In der Kläranlage? Wie zum Henker kommt er da denn hin?«
    »Das frage ich dich.«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ist am Freitag alles nach Plan gelaufen?«
    »Nicht ganz, aber das brauchst du nicht zu wissen.«
    »Hör auf mit dem Quatsch und sag mir, was passiert ist.«
    »Er hat es nicht überlebt.«
    »Er ist bei euch gestorben? Ach du Scheiße!« Panik lag in ihrer Stimme. »Wenn die Freundin schon eine Verbindung zu mir hat, wird die Polizei auch bald auf der Matte stehen. Dann sind wir am Arsch!«
    »Wenn du die Klappe hältst, dann nicht.«
    »Was habt ihr mit ihm gemacht, als er tot war?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Glaub, was du willst.«
    »Jedenfalls machen wir nicht weiter, solange das nicht aus der Welt ist.«
    »Kein Mensch wird auf uns kommen. Also, stell dich nicht an und mach deinen Job«, sagte Steffen energisch.
    »Wir können doch jetzt nicht so einfach weitermachen.«
    »Ich kann. Wenn du nicht kannst, sag es. Dann bist du deinen Job sofort los.«
    »Ihr braucht mich«, entgegnete Anja und glaubte, einen Trumpf auszuspielen.
    »Glaubst du, du bist die Einzige, die diese Art von Arbeit erledigen kann? Es gibt viele, die gerne massenhaft Geld verdienen wollen.«
    »Du bist ein Schwein.«
    »Du willst mir doch jetzt keine Moralpredigt halten. Das wäre ziemlich unangebracht. Du sitzt schließlich im selben Boot.«
    Er hatte recht, und das wusste Anja. Trotzdem widerstrebte es ihr, einfach zur Tagesordnung überzugehen. Sie musste sich darauf gefasst machen, dass die Polizei bei ihr auftauchte. Besser, sie bereitete sich darauf vor.

12
     
    »Jetzt geht das wieder los«, stöhnte Martin, als er aus dem Haus trat.
    Das morgendliche Freikratzen der Scheiben war etwas, auf das er gerne verzichtet hätte. Er nahm sich vor, eine Folie zu kaufen, mit der er abends wenigstens die Windschutzscheibe abdecken konnte, damit er am Morgen nicht schon im Hof ausgebremst wurde.
    Es dauerte ganze fünf Minuten, bis er die hartnäckige Eisschicht entfernt hatte und losfahren konnte. Dass der Himmel herrlich blau war und es ein kalter, aber schöner Tag zu werden schien, interessierte ihn nicht. Es gab wohl Menschen, die dieses Wetter mochten. Er gehörte nicht dazu. Schon im Wagen waren seine Gedanken im Präsidium, und er überlegte sich, was wie zu koordinieren, zu erledigen war.
    Er war der Erste im Büro, gefolgt von Dieter und Michael. Nur Paul ließ auf sich warten.
    »Kollege Fischer«, empfing ihn Martin um neun Uhr, »können Sie mir sagen, wie Sie beizeiten definieren?«
    »Sorry! Ich weiß, ich bin ein bisschen spät.«
    »Hast du was zu deiner Verteidigung zu sagen?«
    »Nein.« Paul zuckte mit den Schultern. »Schuldig im Sinne der Anklage.«
    »Muss ich dir jetzt noch einen Weckdienst schicken, damit du pünktlich auftauchst?«
    »Warum nicht?« Der junge Mann machte ein nachdenkliches Gesicht. »Gar keine schlechte Idee.«
    »Provozier unsern Chef nicht«, riet Dieter. »Er musste heute Morgen schon Scheiben kratzen.«
    »Das heißt nicht, dass ich schlecht gelaunt bin«, stellte Martin klar und sah Paul an. »In einer Stunde will ich wissen, was du an Infos aus den Ordnern von Bielmann rausgezogen hast.«
    »Wann willst du die Besprechung machen, Martin?«, wollte Michael wissen.
    »Erst heute Nachmittag. Ich hoffe, dass wir im Lauf des Tages einige

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