Innere Werte
Fall weiter. Diesen Kanalschacht gefunden zu haben, machte Martin zuversichtlich. Er würde alle Spuren sowie jedes Detail, und sei es noch so winzig, zusammentragen. Er würde den Mörder von Peter Bielmann finden.
Sie fuhren zurück ins Präsidium und erhielten kurze Zeit später die Bestätigung, dass das Blut aus dem Kanalschacht ohne Zweifel vom Opfer stammte. Des Weiteren hatte man einen einzelnen Fingerabdruck an der Unterseite des Kanaldeckels gefunden sowie einige grüne Kunststofffasern. Diese waren zur weiteren Untersuchung noch im Labor. Den Fingerabdruck hatte das LKA bereits mit denen, die im AFIS, der Fingerabdruckdatenbank des BKA, gespeichert waren, abgeglichen. Leider hatte das keinen Treffer erbracht und Martin fragte sich, ob dieser Fingerabdruck überhaupt tatrelevant war.
Inzwischen hatte Paul die Ordner von Bielmann besorgen können, die er jetzt durchforstete. Dieter hatte die Telefonverbindungen der letzten Monate vorliegen und ging sie mit Martin durch.
»Ohne Frau Buhr bringt uns das nicht weiter. Sie muss für uns unterscheiden, welche Gespräche sie und welche Bielmann geführt hat.«
»Also machen wir morgen damit weiter«, beschloss Martin. »Es ist ohnehin schon spät genug. Lasst uns nach Hause gehen. Aber morgen früh seid ihr beizeiten hier. Wir haben dann sicher etliche Ergebnisse und einiges zu tun.«
11
Katrin hatte trotz eines Beruhigungsmittels kaum ein Auge zugetan. Die Frau vom Arbeiter–Samariter-Bund, die der Kommissar geschickt hatte, war zwar nett gewesen, hatte ihr aber auch nicht helfen können. Wer sollte einem in dieser Situation überhaupt helfen und wie? Keiner konnte einem den Schmerz abnehmen. Ihr war klar, sie musste ganz alleine damit fertig werden, aber das konnte sie erst, wenn sie wusste, was Peter zugestoßen war.
Sie kroch aus ihrem Bett, kochte sich einen starken Kaffee und zwang sich, etwas zu essen. Dann griff sie wie gewohnt zum Telefon und wählte die Nummer von A.S. Wie selbstverständlich erwartete sie das Freizeichen, auf das niemand antworten würde. Umso erstaunter war sie, als ihr Anruf schon nach dem zweiten Läuten entgegengenommen wurde.
»Bero-Bank, Schulte«, hörte sie eine weibliche Stimme sagen.
»Guten Tag. Hier spricht Katrin Buhr.«
»Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich würde Sie gerne persönlich sprechen«, sagte sie und konnte ihre Aufregung kaum verbergen.
»Worum geht es denn?«
»Um Peter Bielmann.« Gespannt lauschte sie, wie die Frau nun reagieren würde. Für einige Sekunden herrschte Stille in der Leitung.
»Helfen Sie mir bitte auf die Sprünge, denn ich weiß im Augenblick nicht, wer das sein soll.«
»Herr Bielmann ist mein Freund und ich habe Ihre Nummer in seinen Unterlagen gefunden. Sie waren mit ihm verabredet.«
»Wann soll das gewesen sein?«
»Zuletzt am vergangenen Mittwoch.«
»Es tut mir leid, aber ich kenne keinen Peter Bielmann und war auch nicht mit ihm verabredet. Da muss wohl ein Missverständnis vorliegen.«
»Das glaube ich nicht.«
»Ich kann Ihnen da leider keine andere Auskunft geben. Auf Wiederhören.«
Die Frau hatte das Gespräch einfach beendet und Katrin starrte den Hörer ungläubig an. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Diese Schulte hatte sie einfach abgewimmelt. Was hatte die Frau gesagt? Bero-Bank? War das nicht die Bank, bei der Peter einen Kredit beantragt hatte? Katrin wollte das überprüfen, doch dann fiel ihr ein, dass die Polizei alle Ordner mitgenommen hatte. Sofort suchte sie im Telefonbuch die Adresse der Bank heraus und machte sich auf den Weg.
Nachdenklich legte Anja Schulte das Telefon zur Seite. Warum erkundigte sich Peter Bielmanns Freundin nach ihm? War sie eine feste Freundin? Das hätte er ihr doch sicher gesagt. Außerdem hatte sie das auch überprüft. Wenn sie seine richtige Freundin war, nahm die wohl an, dass ihr Typ eine andere hatte. Vielleicht hätte sie länger mit ihr telefonieren sollen, um herauszubekommen, was sie eigentlich wollte.
Sie überlegte, ob sie Steffen anrufen und ihn über diesen Anruf informieren sollte. Nein, besser nicht. Wenn er erfuhr, dass Bielmann womöglich eine feste Beziehung hatte, würde das nur unnötigen Ärger für sie bedeuten. Anja hoffte, dass die Sache erledigt war und sich diese Katrin sowieso nicht mehr melden würde.
Doch weit gefehlt. Katrin stand eine halbe Stunde später vor ihrer Tür, klopfte und trat ein, ohne auf ein Zeichen zu warten.
»Guten Tag, sind Sie Frau
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