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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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gesehen?«
    »Keine Ahnung. Ich führe keinen Terminkalender.«
    »Dann waren die Treffen mit Frau Schulte immer Termine?«
    »Wie meinen Sie das?« Fragend kniff er die Augen zusammen.
    »Es hört sich so an, als ob Ihre Treffen geschäftlicher Natur waren. Ist das so?«
    »Nein, nein!«, winkte Gleisinger ab und setzte wieder sein schiefes Lachen auf. »Wir waren nur Bekannte.«
    »Sie haben sie am Samstagnachmittag besucht.«
    »Ja, richtig.« Gleisinger spielte mit den Enden seiner Krawatte.
    »Warum waren Sie da?«
    »Ich habe mit ihr einen Kaffee getrunken und geplaudert.«
    »War sie anders als sonst?«, wollte Martin wissen.
    »Nein, wie immer eigentlich. Bisschen müde vielleicht.«
    »Wann sind Sie wieder gegangen?«
    Udo blickte nachdenklich an die Decke. »Das wird so gegen drei gewesen sein«, sagte er dann. »Aber, wieso ist sie denn tot?« Hilflosigkeit lag in seinem Blick.
    Wie ein kleines Kind, dachte Martin. »Sie ist im Wald erfroren.«
    »Wie jetzt?«
    »Es ist so, wie ich sage.«
    »Wer erfriert denn heutzutage noch? Das gibt’s doch gar nicht.« Gleisinger schüttelte den Kopf. »Und wieso stellt die Kripo Fragen? Glauben Sie, jemand hat sie umgebracht? Aber man kann doch niemanden erfrieren.«
    »Wir wissen es nicht genau«, sagte Martin ehrlich.
    »Wissen Sie, was Frau Schulte an diesem Samstagabend vorhatte?«, fragte Michael dazwischen.
    »Nein, hat sie nicht gesagt.«
    »Wo waren Sie zwischen dreiundzwanzig und vierundzwanzig Uhr am letzten Samstag?«
    Sein Blick wanderte nervös zwischen Martin und Michael hin und her, ehe er antwortete: »Ich war … im Theater.«
    »Gibt’s dafür Zeugen?«
    »Niemand Bestimmtes. Aber wahrscheinlich die Leute, die auch da waren.«
    »Welche Vorstellung haben Sie gesehen?«
    »Ich weiß gar nicht mehr. Operette oder so.« Michael und Martin warfen sich einen kurzen Blick zu.
    »Haben Sie die Eintrittskarte noch?«
    Gleisinger lächelte und blickte sich im Zimmer um, was einer Antwort gleichkam.
    »Woher kannten Sie Frau Schulte?«, fragte Martin weiter.
    Gleisinger zögerte. »Aus der Bank«, sagte er schließlich.
    Sofort dachte Martin an Bielmann. »Sind Sie Kunde dort?«
    »Ja.«
    Martin stöhnte. Diesem Herrn musste man ja alle Würmer einzeln aus der Nase ziehen. »Geht das etwas genauer? Vielleicht erzählen Sie uns, wie Sie sie kennengelernt und sich angefreundet haben.«
    »Ich habe einen Kredit beantragt und sie hat sich darum gekümmert. Wir haben uns gut verstanden und deshalb haben wir uns ab und zu auf einen Kaffee getroffen.«
    »Wollten Sie ein Geschäft eröffnen?«
    »Wieso Geschäft?«
    »Frau Schulte bearbeitete, soweit ich weiß, nur Kredite für Firmenkunden.«
    »Ach so, ja, ja. Stimmt ja.« Er winkte ganz lässig ab, machte dabei aber einen angestrengten Gesichtsausdruck, der Martin verriet, dass er nach einer Erklärung suchte. »Also, meinen Kredit hat jemand anderer betreut, aber Anja hat mich auch beraten.«
    »Wieso?«
    »Ich hab ihr wohl leid getan. Da hat sie sich um mich gekümmert.«
    »Inwiefern?«
    »Sie hat mich … beraten. So von Mensch zu Mensch.«
    »Dann haben Sie sie eher zufällig kennengelernt?«
    »Ja, genau«, sagte er und nickte bestätigend.
    »Wissen Sie, ob sie sich auch mit anderen Kunden getroffen hat?«
    »Keine Ahnung.« Udo wickelte das Ende der Krawatte um seinen Finger.
    »Hatten Sie ein Verhältnis mit ihr?«
    »Ich?« Udo ließ ein trauriges Lachen hören. »Machen Sie Witze? Ein Mann wie ich bekommt keine Frau wie sie.«
    »Sie hätten sie aber gerne zur Freundin gehabt?«
    »Klar, wer nicht. Anja hatte Klasse. Sie war eine tolle Frau. Sehr sexy.« Udo sah die Männer an, als ob es ihm leid täte, was er gerade gesagt hatte. »Ich meine, sie sah halt gut aus.«
    »Dann hatte sie sicher einen Freund?«
    »Das weiß ich nicht. Über so was haben wir nie geredet.«
    »Sagen Sie, ist Ihnen an Frau Schulte eine Verletzung im Gesicht aufgefallen, oder hat sie etwas in der Richtung erwähnt?«
    »Was für eine Verletzung?«
    »Sie hatte einen Bluterguss auf der linken Wange. Vielleicht von einem Sturz oder einem Schlag.«
    Gleisinger überlegte, während er auf den Boden blickte und sich seitlich an der Nase entlangstrich. »Ich weiß nichts von einer Verletzung und sie hat auch nichts gesagt. Als ich bei ihr war, war da nichts zu sehen.«
    »Was arbeiten Sie, Herr Gleisinger?«
    Sofort straffte sich seine Haltung. »Ich bin Ökotrophologe«, sagte er mit Stolz in der Stimme.
    »Entschuldigen Sie,

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