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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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aber was ist das?«
    »Ökotrophologen arbeiten in der Regel in der Lebensmittelindustrie. Da geht’s um Qualitätssicherung, Produktionsablauf und Marketing. Ziemlich vielseitig, das Gebiet. Man kann in der Forschung arbeiten oder im Beratungsdienst. Ein richtig guter Beruf. Ich habe zum Beispiel mal wissenschaftliche Dokumentationen erstellt, aufgrund von Produktentwicklungen.«
    »Und wo arbeiten Sie?«
    »In der Sektkellerei Henkell in Biebrich.«
    »Was genau ist da Ihre Tätigkeit?«
    »Ich war da im Prüflabor für die Qualitätssicherung zuständig.«
    »Sind Sie das jetzt nicht mehr?«
    »Nein, leider!« Man sah ihm an, dass ihn das wirklich betroffen machte. »Ich hatte gesundheitliche Probleme und konnte nur noch halbtags arbeiten. Seitdem mache ich die Führungen dort. Auch kein schlechter Job.«
    »Interessant.« Martin sah sich im Zimmer um. »Sie sind alleinstehend?«
    »Ja, das ist wohl nicht zu übersehen, was?« Er lachte übertrieben laut.
    »Tja, Herr Gleisinger, dann wollen wir Sie nicht länger aufhalten.«
    »Ja, ich muss mich jetzt auch fertig machen.« Er blickte auf die Uhr. Die Spielbank würde in einer halben Stunde öffnen. Und er wollte unter keinen Umständen zu spät kommen.
    »Wir melden uns, wenn wir noch Fragen haben. Und sollte Ihnen etwas einfallen, was wichtig sein könnte, melden Sie sich bitte bei uns.« Martin zog eine Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie Gleisinger.
    Die Männer verabschiedeten sich und traten auf die Straße.
    »Du glaubst doch nicht, dass der deine Karte in dem Müll noch mal wiederfindet«, sagte Michael.
    »Eher unwahrscheinlich.« Sie setzten sich in Martins dunkelblauen Opel Insignia und fuhren los. »Ich frage mich, wie man in so einem Saustall leben kann.«
    »Das ist mir auch schleierhaft. Und ich dachte schon, ich sei unordentlich.«
    »Das war keine Unordnung. Das ging schon in Richtung Messie.«
    »Und so einer trifft sich regelmäßig mit einer Sahneschnitte wie der Schulte. Kaum zu glauben.«
    »Vielleicht hatte sie ein großes Herz für kleine Leute.«
    »Irgendwie ist dieser Gleisinger ein komischer Typ«, sagte Michael nachdenklich.
    »Nicht komisch, eher total unsicher und ängstlich.«
    »Hast du wieder irgendwelche Body Tells gesehen?« Michael grinste seinen Chef an. Er wusste, dass Martin, seit er sich mit der Deutung von Körpersignalen beschäftigte, ständig darauf achtete und so gut wie immer etwas entdeckte. Er selbst fand das faszinierend, zog Martin aber trotzdem immer wieder damit auf.
    »Hab ich«, antwortete Martin knapp.
    »Und? Lässt du mich teilhaben an der Entschlüsselung des Geheimcodes der Menschenkenntnis?«
    »Sicher! Ich weiß ja, dass du darauf brennst.« Martin erwiderte das Grinsen, wurde dann aber sofort wieder ernst. »Also, erstens hat er sich an den Nacken gegriffen, als ich ihn fragte, ob er die Schulte kennt. Für ihn war das eine sehr unangenehme Situation. Fragt sich nur, warum? Und als ich ihm sagte, dass sie tot ist, hat er die Lippen zusammengepresst.«
    »Ein Zeichen für …?«
    »Wut oder Angst.«
    »Naja, der Tod ist für die meisten angsteinflößend. Vielleicht war es aber auch ein Zeichen von Trauer?«
    »Nein«, widersprach Martin bestimmt.
    »Das ist interessant.«
    »Ich denke, die Verbindung zwischen den beiden war nicht sehr tief. Und der Ausdruck ›Das darf nicht sein!‹ zeigt mir, dass Anja Schultes Tod irgendeine Auswirkung für ihn hat.«
    »Das sagt man doch nur so dahin.«
    »Man sagt das nur, wenn man aus dem Tod sofort irgendeine Konsequenz zieht. Es ist, als fehlt an dem Satz was: Das darf nicht sein, weil … Weil was? Ich denke, für Gleisinger wird sich durch diesen Tod irgendwas ändern, was für ihn unangenehm oder schlecht ist.«
    »Er kriegt keinen kostenlosen Kaffee mehr.«
    »Wenn es das mal ist.«
    An einer roten Ampel wandte sich Martin Michael zu. »Da ist noch was. Als ich ihn nach der Verletzung fragte, hat er gelogen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Er hat uns nicht angesehen und sich die Nase gerieben.«
    »Der Klassiker für Lügen?«
    »Der Klassiker. Wenn man lügt, wird das Gewebe in der Nase stärker durchblutet. Und dann juckt die Nase.«
    »Aber mich juckt meine Nase auch mal, wenn ich nicht gerade lüge.«
    »Glaub mir, das war eine Lüge. Bestes Beispiel für das Nasenreiben ist Bill Clinton. Erinnerst du dich an die Lewinsky-Affäre?«
    »Klar, wer nicht.« Und Michael zitierte: »I did not have sexual relations with that woman, Miss

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