Innswich Horror (German Edition)
Welt in solchen Zeiten werden konnte. Ich hätte mich beinahe auf die widerwärtigen Bilder übergeben, die mir von den glänzenden Oberflächen der Fotos entgegensprangen. Das waren weder Bilder von
Lovecraft noch von dem Olmstead vergangener Zeiten. Das war schlicht und einfach Pornografie.
Die Szenen, die sich auf den wenigen Seiten abspielten, die ich mir ansah, ließen sich nicht beschreiben. Ich kann nur sagen, dass die Fotografien selbst erschreckend lebhaft und von einem Experten angefertigt worden waren.
»Aber die mit dem weißen Mädchen, das es mit den farbigen Typen treibt, kosten jeweils einen Dollar«, fuhr er fort. Dann zog er den abgewetzten Regenmantel aus und hängte ihn auf einen Nagel an der Wand. »Wenn Sie auf Kinder stehen, die kosten zwei Dollar das Stück.«
Ich warf ihm den schaurigen Ordner zu. »Das ist … nicht das … weswegen ich hier bin.«
»Ach, dann sind Sie doch ein Verkäufer? Tja, Sie müssen mir im Voraus den Film und die Entwicklung bezahlen, und ich kriege die Hälfte vom Verkaufspreis. Aber denken Sie daran, wenn sie nicht hübsch genug sind, mach ich mir gar nicht erst die Mühe, denn dann kann ich die Bilder nicht verkaufen. Und zu je mehr Sachen Sie sie überreden können, umso teurer kann ich die Bilder verkaufen.«Meines Nichtbegreifens wegen verwirrt erwiderte ich einfach nur: »Was?«
Er warf mir einen messerscharfen Blick zu. »So ist das Geschäft, Mann! Sie haben ein paar heiße Töchter und wollen, dass ich sie nackt fotografiere oder wie sie gerade ein paar Typen ficken, oder?«
Ich starrte ihn an. »Nein«, krächzte ich. »Ich habe keine Kinder.«
»Was wollen Sie dann, Morley?«, schrie er mich auf einmal an. »Ich brauche Geld, und Sie vergeuden meine Zeit! Verschwinden Sie von hier!«
Mit leerem Blick reichte ich ihm eine Zehndollarnote.
»Wofür ist denn das?« Er riss mir den Geldschein aus den Fingern und schimpfte weiter. »Ich steh nicht auf Tricks, Mann! Ich bin keine Schwuchtel. Wenn Sie ein Mädchen ficken wollen, okay, ich hab eins hier, aber lassen Sie den Scheiß! Sie fangen langsam an, mir Angst zu machen …« Dann brüllte er in Richtung der Tür, die anscheinend zum Schlafzimmer führte: »Candace! Komm da raus!«
Bevor ich widersprechen konnte, öffnete sich die Tür und eine scheue und sehr nackte Frau Mitte zwanzig kam hindurch. Sie bedeckte mit einer Hand ihren bloßen Schamhügel und mit der anderen versuchte sie, die beiden angeschwollenen Brüste zu verdecken. Was sie jedoch ganz und gar nicht verbergen konnte, war ihr riesiger Bauch, der ihre Schwangerschaft im letzten Trimester deutlich zutage treten ließ. Beiläufig hörte ich, dass im Nebenzimmer ein Radio lief, aus dem, glaube ich, »Heaven Can Wait« von Glen Gray ertönte.
Das Mädchen lächelte mich schief an, was ich trotz der Haare, die ihr ins Gesicht fielen, erkennen konnte. »Hallo. Wir … wir werden eine schöne Zeit zusammen haben, Sir …«
Noch mehr von der realen Welt, die mir immer weniger gefiel. Inzwischen hatte ich den Schreck über diesen furchtbaren Irrtum halbwegs verdaut und runzelte die Stirn, um mich dann direkt an Zalen zu wenden. »Ich habe Ihnen das Geld gegeben, damit Sie nicht das Gefühl haben, Ihre kostbare Zeit wäre vergeudet. Ich habe kein Interesse an Prostitution oder Pornografie.«
Zalen kicherte. »Ach, kommen Sie, Mr. Morley. Hatten Sie Ihren Schniedel jemals in einer schwangeren Frau? Ich wette nicht!«
»Sie sind ein gottloser Strolch!«, schrie ich ihn an.
»… und Sie können sie noch nicht mal schwängern.«
In diesem Moment wünschte ich mir nichts mehr, als dass Blicke töten konnten; mein angewiderter Blick hätte ihn vermutlich in zwei Teile geteilt. »Ich interessiere mich für ein ganz bestimmtes Foto, das sich, wie mir gesagt wurde, in Ihrem Besitz befindet, und falls das der Fall ist, bezahle ich Ihnen weitere einhundert Dollar dafür.«
Zalen blieb bei meinen Worten der Mund offen stehen, dann scheuchte er das Mädchen mit einer Handbewegung zurück ins Schlafzimmer. » Einhundert Dollar, sagen Sie?«
»Einhundert Dollar.« Nun bemerkte ich kleine schwarze Pünktchen in den Ellenbeugen des Mannes, die ich erst für Pfeffer hielt, bis meine Naivität nachließ und mir mein Verstand sagte, dass es sich um Narben von Nadeleinstichen handelte. »Meine Geduld schwindet, Mr. Zalen. Haben Sie nun eine Fotografie eines Autors namens Howard Phillips Lovecraft oder nicht?«
Zum ersten Mal zeichnete sich ein echtes
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