Innswich Horror (German Edition)
tüchtiger junger Mann. Er übte – recht geschickt – seine Künste als Bogenschütze. Ich habe mich allerdings nur einen Moment mit ihm unterhalten.«
»Aber Sie haben nicht meinen … Stiefvater … gesehen?«
»Oh, nein, nein. Ich ging nur an Ihrem Haus vorbei«, wiederholte ich. »Ich mag Walter sehr, aber ich sage Ihnen, ich habe keine Spur von Ihren anderen Kindern gesehen. Sie haben doch insgesamt acht, richtig?«
»Ja, aber sie sind alle jünger. Wahrscheinlich haben sie geschlummert.«
»Zweifellos, an solch einem heißen Tag.« Die Versuchung nagte an mir, ihr einfach einen Scheck über 5000 Dollar auszuschreiben, für ein neues Haus, mit echten Möbeln, um ihr das Leben zu erleichtern.
Aber ich fürchtete, wie das zu diesem Zeitpunkt aufgenommen würde …
»Und ich hoffe, Sie sind nicht furchtbar enttäuscht von mir, Mary, aber die Umstände haben mich gezwungen, mein früheres Versprechen zu brechen«, gestand ich ihr. »Ich habe mich heute früher am Tag mit diesem Mr. Cyrus Zalen unterhalten …«
»Oh, Foster, das haben Sie nicht getan!«, rief sie aus.
Ich hob einen Finger in die Luft. »Es war kaum von Bedeutung, ehrlich. Sehen Sie, ich konnte Ihren Bruder doch nicht einfach des Fotos mit H. P. Lovecraft berauben; das erschien mir falsch. Und wie es das Glück wollte, besitzt Zalen noch immer das Negativ, und wir haben vereinbart, dass ich ihm morgen einen Abzug davon abkaufen werde. Aber Sie hatten mit einer Sache ganz recht«, sagte ich kichernd. »Er ist wirklich einer von der dubiosen Sorte.«
Marys plötzlich niedergeschlagener Gesichtsausdruck ließ mich sofort bereuen, ihr diese Information überlassen zu haben. Aber mir gefiel der Gedanke einfach nicht, sie ihr vorzuenthalten.
»Er ist ein böser Mann, Foster«, sagte sie. »Und er lebt in einer schmutzigen Gegend. Er ist drogensüchtig und ein Betrüger.«
»Das bezweifle ich nicht, nachdem ich ihm begegnet bin.«
»Und er nutzt Leute aus – Frauen, Foster. Arme Frauen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte ich.
Jetzt schluckte sie schwer. »Ich bin mir sicher, dass er Ihnen … von mir erzählt hat.«
Hier hatte ich keine andere Wahl, als sie anzulügen, um ihre Gefühle nicht zu verletzen. »Warum sagen Sie so etwas? Er kann überhaupt nichts über Sie sagen.«
Sie griff über den Tisch und berührte meine Hand. »Foster, ich muss ehrlich zu Ihnen sein – weil ich Sie so sehr mag …«
Diese plötzliche Äußerung erschütterte mich …
»… aber vor langer Zeit war ich eine der Frauen, die er ausgenutzt hat«, endete sie und blickte mir direkt in die Augen.
Meine Antwort kam ohne Zögern, ebenso mein Lächeln. »Mary, es gibt Zeiten, in denen wir alle einen falschen Weg im Leben einschlagen, und wenn wir aus Verzweiflung etwas Unethisches tun, sind wir nur menschlich. Das sind keine schwerwiegenden Sünden, und Sie müssen daran glauben, dass Gott alles vergibt.«
Ihre Augen waren nur ein Blinzeln davon entfernt, in Tränen auszubrechen. »Tut Er das wirklich?«
»Ja«, versicherte ich ihr und nun war meine Hand es, die die ihre nahm. »Die Folgen einer Mutterschaft sind fürwahr belastend. Die Vergangenheit liegt jetzt hinter Ihnen, und all ihre vergangenen Befürchtungen liegen ebenfalls hinter Ihnen. Dasselbe gilt für alle Menschen, Mary. Dasselbe gilt für mich. Sie tun jetzt das Richtige, und Sie haben eine wunderbare Zukunft, die Sie erwartet.«
Sie schluckte schwer und drückte meine Hand. »Dann werde ich es jetzt einfach aussprechen, weil ich Sie nicht anlügen möchte.« Dann krächzte sie: »Bevor mich das Stadtkollektiv aufgenommen hat, hat es in der Vergangenheit Zeiten gegeben, in denen ich Zuflucht zu Akten der Prostitution nehmen musste.«
»Aber das ist doch unwichtig «, erwiderte ich, unbeeindruckt – denn dies wusste ich bereits. »Sie sind jetzt eine moralische, ehrliche und sehr hart arbeitende Frau. Das ist alles, was zählt, Mary.«
Sie sah mich daraufhin so eigentümlich an. »Ich erkenne es an Ihren Augen – es stört Sie wirklich nicht, nicht wahr? Ich meine, was ich in der Vergangenheit gewesen bin.«
»Es stört mich nicht im Geringsten«, sagte ich aus ganzem Herzen. »Mich interessiert nur, was Sie jetzt sind: eine wundervolle, wunderschöne Person.«
Sie schluchzte eine wenige Male, als eine Glocke erklang und jemand rief: »Bestellung fertig!«
Sie wischte sich die Augen, lächelnd. »Foster, das ist jetzt erste Mal seit Jahren, dass ich mich meinetwegen
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