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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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von zwei Tagen bin ich gekidnappt worden, fast von einem Krokodil gefressen, eine Monsterschlange ist geradewegs aus der Hölle aufgetaucht, und ich hab Raupen gefressen ...«, zählte sie an ihren Fingern ab, »Raupen! Sonst würd ich die nicht mal anfassen!« Angeekelt sah sie in die Runde, wischte sich eine vollgesogene Stechmücke vom Arm. Ein Blutfleck blieb zurück. »Mir ist schlecht, ich will nach Hause«, greinte sie und rutschte Hilfe suchend an Rons Seite, kuschelte sich in seine Armbeuge.
    Isabella kicherte. »Buch es auf das Konto Lebenserfahrung.« Susi schickte ihr einen bösen Blick. »Irgendwann zahl ich dir deine Gemeinheiten heim, wart's nur ab!«
    »Dann bete, dass du dazu Gelegenheit haben wirst«, kommentierte Henrietta inbrünstig und wünschte sich in das kühle Hamburg, in die einförmige Normalität ihres Alltags dort, wünschte sich in den Schutz ihrer Familie. Die Zwillinge würden heute anrufen, dessen war sie sich sicher, und lan würde eine Ausrede erfinden. Aber Julia und Jan hatten sehr feine Ohren. Sie hoffte, dass er seine Sorgen vor ihnen verbergen konnte.
    Einer von Marys Männern griff durch den Eingang und holte die leere Schüssel.
    »Ich hab Durst!«, bemerkte Isabella herausfordernd und glättete ihre karottengelben Haare. »Wie heißt du?«, fragte sie den Zulu, der genau wie die anderen längst seine Mützenmaske abgesetzt hatte.
    Etwas blitzte auf in seinen braunen Augen. »Lukas, - Ma'am«, setzte er hinzu,
    »die Missionare haben mich Lukas genannt.« Es war der mit der angenehmen Stimme und dem breiten Lachen, den Henrietta als Anführer ansah. Er war groß, fast so groß wie lan, und sein athletischer, durchtrainierter Körper ließ auf körperliche Arbeit schließen, wären da nicht seine gepflegten Hände gewesen.
    300
    »Lukas, wir haben Durst, bitte bring uns Wasser.« Isabella unterdrückte den üblichen Kommandoton, den sie sonst einem Schwarzen gegenüber anwenden würde, und sprach langsam und freundlich, wie mit einem Kind. »Amanzi ..., verstehst du, Wasser?« Ihre Hand führte ein imaginäres Glas zu ihrem Mund, »trinken ...«
    Sie lächelte einschmeichelnd, streckte ihre üppige Brust vor. »Willst du ihn verführen?«, wisperte Henrietta amüsiert trotz ihrer unangenehmen Lage.
    »Quatsch, ich hab bloß Durst!«, zischte Isabella. Lukas lächelte, sanfte Ironie in den Augen, trat von einem Fuß auf den anderen, zuckte mit den Schultern, kurzum, machte ihr mimisch klar, dass ihm die Erfüllung dieses Wunsches nicht möglich war. »In-gozi, Gefahr«, flüsterte er verschwörerisch, zog zischend die Luft ein, wedelte mit einer Hand. Er übermittelte perfekt, dass er Mary für sehr gefährlich hielt.
    »Lukas«, Isabella schien nicht zu merken, dass er sich über sie lustig machte,
    »du bist groß und kräftig wie ein Büffel, bist du auch schlau wie eine Hyäne und unsichtbar wie eine Schlange im Gras? Dann kannst du uns Wasser bringen, ohne dass es die Nkosikasi merkt.« Sie wählte die Ehrenbezeichnung für die ranghöchste Frau in der Gesellschaft der Zulus, der ersten Frau des Häuptlings. »Wie ein Büffel - eh?« Lukas lachte ein Lachen, cremig wie flüssige Sahne. »Hau, Madam!«, zwinkerte er spöttisch und ließ die Muskeln seiner Oberarme unter dem kakifarbenen T-Shirt spielen. »Wie ein Büffel«, murmelte er und lachte wieder. »Ich war Boxchampion an der Universität, man nannte mich Muhammed Ali, obwohl ich mich eher wie Atlas fühlte, der die Last der Welt trägt.« Er sprach Englisch, fehlerfrei, im weichen Singsang der Afrikaner. Dann klickte er einen raschen Satz in Zulu, schob die Kuhhaut beiseite und war weg. »Adas? Wovon faselt der? Was hat er gesagt?«, wollte Isabella wissen und schaute misstrauisch hinter ihm her.
    »Ich glaube, du hast da etwas angerichtet«, lachte Henrietta, momentan von ihrer Lage abgelenkt, »er hat gesagt, dass deine Haare leuchten wie ein flüssiger Sonnenstrahl, deine Augen sind wie der 301
    Nebel des frühen Morgens, und dein Körper ...«, sie schmunzelte belustigt,
    »... nun, es ist etwas schwierig, zu übersetzen, was er wirklich sagte, aber üppige Frauen sind sehr geschätzt bei seinem Volk.« »Hör auf!«, unterbrach Isabella sie und lief tiefrot an, »was fällt dem ein, ein - ein -« Heftig zog und zupfte sie ihr überweites T-Shirt zurecht.
    »Kaffir?«, fragte Henrietta leise, »nicht ein Mann? Er ist ein junger Mann, offensichtlich hoch gebildet, und er findet dich schön, Isabella - denk mal

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