Ins dunkle Herz Afrikas
konnte der Heckenschere gerade noch eine andere Richtung geben so dass sie im Teppich stecken blieb.
»Was fällt dir ein, dich hier " heranzuschleichen?«, fauchte sie. »Meine Klingel ist abgestellt, weil ich meine Ruhe haben will!« Sie musterte ihn wütend. »Was
willst du?«
»Weißt du, wo diese Schnepfe steckt? Susi?« »Keinen Schimmer«, log sie. Vor zwei Tagen noch saß Susi, Are gar nicht mehr sehr entfernte Cousine, hier bei ihr, umwerfend schon m ihrem Glück. Sie hatte einen dicken weißen Rollkragenpu lover über ausgewaschenen Jeans getragen, den Nerz achtlos auf den Boden
.leiten lassen. Sie hatte sich sehr verändert. »Ich habe schon mit einem Gynäkologen in Südafrika gesprochen. Es gibt eine gute Chance, dass sie die Tubenligatur rückgängig machen können. Meine Tuben wurden nicht verschweißt, sondern sie haben Clips benutzt. Es besteht zu dreiundachtzig Prozent die Wahrscheinhchkeit, dass ich ein Kind kriegen kann. Oder auch zwei oder drei.«: Sie lächelte, das Lächeln wurde zu einem Strahlen. »Mann, werden wir üben!« Sie war bei einem Anwalt gewesen und hatte die Scheiungsformahlitäten mit ihm besprochen. »Ich wohne in einer Einzimmerwohnung im Alstertal, zu Hause halte ich es nicht mehr aus. - Ich habe Angst vor ihm«, hatte sie leise hinzugesetzt.
»Nein«, wiederholte Henrietta und gab sich keine Muhe, ihre Abneigung vor ihm zu verbergen, »ich weiß nicht, wo sie ist, und wusste ich es, würde ich es dir nicht sagen.«
»Komm mir nicht m die Quere, ich warne dich!« Ralf starrte sie drohend unter gesenkten Brauen an.
Sie riss die Haustür auf. »Verschwinde, und zwar sofort, und lass dich nie wieder hier blicken!«
Ralf ging. Direkt vor ihr blieb er noch einmal stehen. Sah sie von oben bis unten an. »Ich pflege auf meine Investitionen aufzupassen, denk dran'« Damit verschwand er. Sie knallte die Tür hinter ihm zu. Abends bat sie lan, unbedingt den Weg vom Vorgarten zum Garten
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hinter dem Haus mit einer Pforte versperren zu lassen. »Mit einem großen Vorhängeschloss daran! Ich will nicht, dass hier jeder Hans und Franz in unseren Privatbereich eindringen kann.« Sie versuchte sofort, Susi zu erreichen, sie zu warnen, doch bei ihr lief nur der Anrufbeantworter. Sie hinterließ eine kurze Nachricht, aber Susi rief nicht zurück. Als Henrietta wieder an den Besuch von Ralf Popp dachte, waren fast zehn Tage vergangen.
Schuldbewusst wählte sie Susis Nummer. Eine amtliche Stimme teilte ihr mit, dass es keinen Anschluss unter dieser Nummer gebe. Ratlos rief sie im Haus an, in dem Ralf jetzt allein wohnte. Es war keiner da. Beunruhigt wählte sie die Nummer seines Büros.
»Susi geht es gut«, schnauzte er sie an, »halt dich aus unserem Leben heraus!«, und legte auf.
Henrietta zog sich auf der Stelle an und fuhr zu Ralfs Haus. Sie wusste, dass er eine Haushälterin beschäftigte, und sie hatte die Absicht, nicht eher wieder zu gehen, bis diese Frau ihr alles gesagt hatte, was Susi betraf.
Sie musste ein wenig massiver werden, ehe die Frau, eine übergewichtige Altere mit misstrauischen kleinen Augen und rotbraun gefärbten Haaren, sich bequemte, ihre Fragen zu beantworten. »Ich hol die Polizei, wenn ich nicht augenblicklich erfahre, wo meine Cousine ist!«
Die Frau flüchtete zum Telefon, zweifellos, um Ralf zu Hilfe zu rufen.
Henrietta zog den Stecker aus der Wand, ohne jede Gewissensbisse, denn sie hatte den alarmierenden Eindruck, dass etwas Schlimmes mit Susi geschehen war.
»Wo ist sie?«
»Im Krankenhaus.« Die Frau war an die Wand zurückgewichen, hatte beide Hände ans speckig glänzende Gesicht gelegt. »In welchem?«
Diesmal zögerte die Frau nicht, sondern antwortete gleich. Der Name des Krankenhauses war der einer privaten psychiatrischen Klinik. Henrietta raste aus dem Haus und fuhr schnurstracks in diese Klinik. Sie schwindelte sich am Empfang vorbei und stand kurz darauf in einem geräumigen Zimmer im Parterre, das zum Garten hin
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lag und eine große Terrasse hatte. Susi saß auf einem Stuhl. Ihre herrlichen Augen waren ohne Ausdruck.
»Susi - was haben sie mit dir gemacht?« Sie sank vor ihr auf die Knie.
Langsam bewegte Susi ihren Kopf von links nach rechts. »Nichts, mir geht es gut - ich bin nur so müde.«
In dem Moment flog die Tür auf und zwei weiß gekleidete, sehr aufgeregte Männer stürzten herein. Der eine war rotgesichtig mit fleischigen Händen. »Ich bin Dr. Schöller«, sagte er ruhig, »raus hier, oder ich rufe die
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