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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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baute, und sofort einen Zwei-Jahres-Kontrakt erhalten. »Mit der Aussicht, ihn nach Ablauf der Zeit zu verlängern!« Er erzählte es, als sie gemeinsam mit Jan zu einem Abendessen bei Henrietta und lan waren. »Wie hast du dir das vorgestellt?«, empörte sich Julia. »Ich krieg ein 413
    Kind, und da brauch ich meinen Mann, da kannst du doch nicht einfach nach Südafrika abhauen ...!«
    Für einen Moment herrschte tiefstes Schweigen, dann redeten alle durcheinander, Karstens kräftige Stimme setzte sich durch. »Ich werd verrückt
    - wann?«
    »Voraussichtlich am 7. Oktober.« Julias türkisfarbene Augen leuchteten, ihre Wangen waren gerötet, sie sah hinreißend aus, und Kars-ten starrte sie anbetend an.
    Henrietta und lan sahen sich an. »Opa?«, fragte sie. »Oma?«, antwortete er.
    »Du?«, fragten sie gemeinsam.
    Jan lachte laut los. »Die meisten Omas, die ich kenne, haben graue Kriselhaare und Kleidergröße Kartoffelsack, sie backen Apfeltorte und lesen in Frauenzeitschriften über das Leben von Prinzessinnen. Du wirst dich diesem Klischee anpassen müssen.« Alle lachten, und dann lagen sie sich in den Armen, und jeder küsste jeden.
    Dann wurde Julia ernst. »Wie hast du dir das gedacht, ich hier und du zehntausend Kilometer weit entfernt?«
    »Ich dachte, du kommst mit«, warf er schafig ein, kam aber nicht weiter.
    Julia fuhr hoch. »Ich bin nicht das kleine Frauchen, ich bin Ärztin, ich hab einen Beruf - verdammt noch mal!« Sie verschwand keuchend im Badezimmer.
    Karsten verkroch sich als Häufchen Elend in seinem Sessel und blickte so verschreckt drein, dass Henrietta Mitleid bekam. Sie rief Anita Allessandro an, ihre Ärztin in Umhlanga Rocks, die sie schon seit 1961 kannte und schätzte. Diese war begeistert. »Sie muss die südafrikanische Zulassung erwerben - wie ich sie einschätze, macht sie das mit Links -, und dann kann sie mit Kusshand bei mir arbeiten.«
    Dietrich kündigte immer wieder seinen Besuch an, verschob ihn aber jedes Mal.
    »Das wird dieses Jahr nichts mehr«, teilte er ihr am Tele-414
    fön mit, »wir haben Stress mit den Pferden.« Er besuchte dann doch zwei- oder dreimal sein Heimatland, aber nie reichte die Zeit aus, um einen Abstecher nach Hamburg zu machen. »Keine Zeit, Schwesterlein, keine Zeit. Business, weißt du, ständig Termine, Termine, Termine. Heute hier, morgen da. Das ist Stress, kann ich dir sagen, richtiger Stress.« Er stöhnte laut. »Stress«
    schien eins seiner Lieblingswörter zu sein, und »Termine«. »Wir sehen uns.
    Bald, ganz sicherlich.«
    Henrietta legte auf, schüttelte die Enttäuschung ab, die in ihr hochkroch.

    Bald, ganz sicherlich.
    In dieser Zeit begannen lan und sie ihr Leben zu ändern. Den Plan hatten sie nach ihrer Krankheit gefasst. »Es hat keinen Sinn. Wir werden uns etwas mehr Mühe geben müssen, uns hier einzuleben. Ich werde mich um ein Theaterabonnement kümmern, und wir müssen besprechen, in welchen Tennisclub wir eintreten wollen.« lan hatte sich bereits um die Mitgliedschaft eines Hamburger Segelvereins beworben, und sie lernte Bridge.
    »Lerne Bridge, Kind«, hatte Großmutter ihr vor vielen, vielen Jahren einmal geraten, »dann bist du im Alter nicht allein. Wir Tres-dorf-Frauen werden alle uralt.«
    Die Schlussfolgerung, dass lan gestorben sein müsste, wenn sie im Alter allein sein würde, hatte sie bisher davon abgehalten, das Spiel zu lernen. »Alte Frauen spielen es«, wehrte sie ab. lan grinste herausfordernd. »Vielleicht verlass ich dich ja vorher, dann wäre es doch gut, wenn du einen Zeitvertreib hättest, oder?« Er flüchtete johlend, als sie ein Kissen nach ihm warf und ihn durchs Haus jagte. Sie landeten im Bett, und als sie später aneinander-geschmiegt unter der Dusche standen, schlug er ihr vor, gemeinsam Bridge zu lernen.
    Wegen des Beitritts zum Tennisclub luden sie Ingrid und Heiner Möllingdorf ein und fragten diese nach dem angenehmsten Club. »Wir wollen also in Zukunft ganz ernsthaft spielen, und auch für Liga-Spiele zur Verfügung stehen«, versprach lan bei einem Bier auf
    415
    ihrer Terrasse. Sie lag im tiefen Schatten der Kraske'schen Fichten, obwohl es erst vier Uhr war und Anfang Juni. »Tennis?« Heiner machte eine wegwerfende Handbewegung, »mein Lieber, Golf ist jetzt in - Handicap und so. Wir lernen jetzt gerade die Platzetikette!« Stolz warf er sich in die Brust. »Tennis kann man doch nicht mehr spielen, der Plebs hat sich in den Clubs eingenistet.«
    Heiner kam aus einer

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