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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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die Augen hackt!« Aber die Möwe beugte sich herunter und pickte artig das Brot aus ihrer Hand. Sie hockte eine ganze Weile auf ihrer Schulter, schlang die Brotbrocken herunter, die sie ihr hinhielt.
    lan stand ganz still. Es war nicht das erste Mal, dass ein wild lebendes Tier sich ihr ohne Scheu näherte, sich füttern und streicheln ließ, eine Weile bei ihr blieb, ehe es in seine Welt zurückkehrte. Die Lachmöwe stieß sich ab, entfaltete ihre graublauen Flügel und flog davon, ihr Köpfchen hierhin und dorthin wendend.
    Über Lukas und über das, was Moses versucht hatte, ihr anzutun, konnte sie noch nicht reden.
    Die drei jungen Leute waren Mitte Januar aus Südafrika zurückgekehrt. Julia war nicht ansprechbar, sie stand kurz vor ihrem Examen, nur gelegentlich telefonierte sie mit ihr, als es dieser besser ging, aber dann auch nur, um ein wenig über Arbeitsüberlastung stöhnen zu können.
    lan schlug die Zeitung auf und legte die Beine auf den Tisch. Der gemütliche Teil des Abends konnte beginnen. Sie hatten früh gegessen und saßen im Wohnzimmer. Ein unordentlicher Haufen gelesener Zeitungen lag neben ihnen auf dem Fußboden, ein Stapel Fachzeit-402
    Schriften auf dem Tisch. Plötzlich stutzte er, las eine Nachricht genauer. »Es gibt Neuigkeiten um Mandela, er soll tatsächlich entlassen werden.«
    Sie schalteten das Fernsehen ein. Eine der Hauptnachrichten war, dass Nelson Mandela am Sonntag, den 11. Februar, aus dem Victor Verster Prison entlassen werden würde. Er war schon 1988 in einen komfortablen Einzelbungalow auf dem Gefängnisgelände von Victor Verster verlegt worden. »Sogar einen Swimmingpool hat er und einen eigenen Koch«, erzählte Tita, die sie sofort anrief, »es darf keiner sagen, dass wir unsere Gefangenen nicht human behandeln.« Es sollte ironisch klingen, aber ihre Stimme schwang zwischen Stolz und - Henriettas empfindliche Antennen fingen das sofort auf -Angst.
    »Was sagt Neu?«
    »Der rennt mit einem glückseligen Lächeln und Tränen in den Augen herum und singt Nkosi Sikelel' iAfrica.«
    Sie konnte nachempfinden, wie Neu jetzt fühlte. Neil, der sein Land so liebte, dass er selbst seine Familie nicht geschont hatte im Kampf gegen die, die es zu vernichten drohten. »Ich - bin so glücklich«, sagte sie und hörte das Echo ihrer Stimme in der Leitung. »Wie gerne wäre ich jetzt bei euch.«
    »Henrietta, glaubst du wirklich, es ist alles vorbei?« Tita sprach mit müder Stimme. »Glaubst du wirklich, dass aus einem Rudel Wölfe plötzlich eine Herde schneeweißer Lämmlein wird?« »Wen meinst du?« Für einen Moment wusste sie nicht, wovon Tita sprach.
    »Oh, Himmel, du hast doch genug mit ihnen zu tun gehabt -! Sie sind auf der Jagd, schlimmer denn je. Neil - er hat ein paar Sachen erzählt —«Ihre Stimme versickerte.
    BOSS und die Polizei! Natürlich. Sie setzte sich hin. Es war ihr ein wenig schwindelig, und die Beine trugen sie wohl auch noch nicht so richtig. Sie sah sie vor sich, muskulöse Polizisten, Haare kurzgeschoren, blaue Hemden, blaue Hosen in Stiefel gesteckt, bewaffnet mit Maschinenpistolen, Knüppeln und geifernden Hunden, die
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    im blindwütigen Jagdfieber an ihrer Leine zerrten. Die kraftvollen, schnellen Bewegungen der Männer, mit denen sie den Schwarzen nachsetzten, auf sie einprügelten, waren von solch erschreckender Brutalität, dass Henrietta, wenn diese Szenen im Fernsehen gezeigt wurden, regelmäßig den Kanal wechselte.
    »Und Mandela ist auch nur ein Mensch. Glaubst du, der kommt nach über siebenundzwanzig Jahren aus dem Gefängnis und wird uns alle umarmen? Wie würdest du reagieren, wenn sie dir dein Leben gestohlen hätten?« Tita war kaum zu verstehen. »Was macht ihr?«, fragte sie leise.
    Ihre Freundin antwortete nicht gleich. Die Leitung sang und rauschte. Als ihre Stimme endlich den langen Weg um Afrika zu ihr fand, war sie brüchig. »Alle bewaffnen sich, fast jeder hat scharfe Hunde, Alarmsysteme, Mauern, Stacheldraht, der mit den Rasiermesserstacheln, oder sogar einen elektrischen Zaun, Sicherheitspersonal -«
    Henrietta musste an den schwarzen Sicherheitsmann im Supermarkt von Umhlanga denken und überlegte einen Moment, welche Hautfarbe das Sicherheitspersonal in Südafrika zukünftig haben würde. »Ich hab Angst«, flüsterte Tita, »ganz einfach. Du glaubst nicht, wie viele von uns packen und auswandern - weißt du, unsere Straßen sind schwarz geworden - ich habe mir nie klar gemacht, wie viele von denen es hier gibt. Man

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