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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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gesprochen, und alles, was sie mir sagte, war, dass jemand sie gerufen hat und sie umgekehrt ist. - Ich verstehe kein Wort! Was meint sie?«
    Henrietta stand mit dem Telefon am Fenster. Eine Taube landete davor. Ihre Federn schimmerten silbrig, und sie trug einen prächtigen Kragen aus metallischem Grün. Ruhig äugte sie durch die Scheibe. Henrietta stand ganz still. Ein tiefes, lockendes Gurren, und die Taube warf sich in die Luft, ein paar klatschende Flügelschläge trugen sie weit hinauf in den Hamburger Winterhimmel. Sie drehte nach Süden. Nach Afrika.
    Fliegen Tauben nach Afrika? Sie folgte ihrem Flug, bis die Taube ein winziger Punkt war, und dann war da nur noch die Melodie in ihrem Kopf. »... wie groß kann der Himmel sein ...«, flüsterte sie. »Irgendwie kriegen wir das schon wieder hin«, unterbrach lan ihre Gedanken, »mach dir keine Sorgen. Der Kraske schafft uns nicht!« Er schaltete den Fernseher ein. »Während du faul herumgelegen hast und die Zeit verschlafen, hat sich die Welt weitergedreht, und aufregende Dinge stehen bevor.«
    Die Kamera schwenkte über eine dichte Menschenmenge zu einem imposanten weißen Gebäude mit einem riesigen Säulenportal. Sie erkannte das Parlamentsgebäude von Kapstadt. »Die Gerüchte verdichten sich, dass die Entlassung Nelson Mandelas unmittelbar bevorsteht«, berichtete der Afrika-Korrespondent der ARD,
    »mit Spannung erwartet die internationale Gemeinschaft die traditionelle Rede von Präsident de Klerk zur Eröffnung des Parlaments am 2. Februar.«
    »Ich glaub es erst, wenn ich es sehe«, sagte sie endlich, als sie ihre plötzlich aufwallende Gefühlsregung, diese unvernünftige Hoff-400
    nung, wieder unter Kontrolle hatte, »ich trau denen nicht. Wie häu-gg haben sie jemanden entlassen, der dann ein paar Schritte in die Freiheit tun durfte, ein einziges Mal weiter sehen als nur gegen eine Betonwand, und dann haben sie ihn wieder nach dem 180-fage-Arrest-Gesetz eingelocht. Das haben sie doch als zusätzliche Folter benutzt, diese Sadisten, und dann durfte so ein Gefangener nicht einmal mit einem Anwalt reden, wusste, dass seine Familie nicht erfahren würde, wo er war - ob sie überhaupt noch am Leben war. Kannst du dir vorstellen, was diese Leute durchgemacht haben?« Sie zog ihre Schultern hoch, als fröre sie. lan winkte ab. »Mit Mandela können sie das nicht machen, nicht mit ihm. Ich glaube, dann gäbe es einen Aufschrei rund um den Erdball, Honey.«
    »Wir werden sehen«, sagte sie und schaltete auf einen anderen Kanal um. Sich die Konsequenzen von Mandelas Freilassung vorzustellen, ging heute über ihre Fähigkeiten. Sie musste sich dem Leben vorsichtig wieder nähern. Sie kam von weit her.
    Sie gingen viel spazieren in dieser Zeit. Auf ihren Wanderungen entlang der Elbe erzählte sie, erst langsam und stockend, dann freier, über die Zeit in Marys Umuzi, über Mary, die sich so verändert hatte. »Selbst ihre Sprache war anders.« Sie suchte nach Worten. »Sie klang weiß, so blöd sich das auch anhört. Ich kann es nicht besser ausdrücken.« Zum ersten Mal auch erzählte sie ihm von dem Schattenvogel, etwas schüchtern, auf seinen leisen Spott gefasst.
    »Ihrer kam erst in ihren letzten Minuten zurück, da handelte sie wieder wie eine Zulu. Es kostete sie das Leben«, fuhr sie nachdenklich fort, »hätte sie reagiert wie eine Weiße, für die das Chamäleon nur ein harmloses kleines Reptil ist, wäre sie nicht abgestürzt. Merkwürdig, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.«
    Es war ein windiger Tag, kalt und ungemüdich, die Elbe grau mit kurzen, klatschenden Wellen, der beißende Ostwind riss die dunklen Wolken über ihnen in Fetzen. Der Frühling hatte sich weit nach Süden zurückgezogen. lans Gesichtszüge schienen steif vor Kälte. Er
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    nahm ihre weißgefrorenen Hände zwischen seine und rieb sie, bis du Blut zurückkehrte.
    i ? Schattenvogel. Der dunkle Teil der afrikanischen Seele, der archaische Teil, der im Reich der Mythen lebt. »Ja, ich verstehe, was du meinst, obwohl ich es so nicht hätte ausdrücken können.« Er sah auf sie hinunter. »Manchmal meine ich, auch bei dir einen Schattenvogel zu entdecken.«
    »Welch ein Unsinn!«, rief sie und lief hinunter zum Wasser. »Welch ein Unsinn!« Sie lachte zu ihm herauf. Um sie herum flatterte ein Schwärm von Möwen, die sie mit mitgebrachtem Brot fütterte. Eine landete auf ihrer Schulter, eine Lachmöwe mit silbergrauen Augen. »Vorsicht! Pass auf, dass sie dir nicht in

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