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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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sah, dass der Kameramann des lokalen Fernsehens, der gelangweilt in einer Ecke an seiner Coca genuckelt hatte, plötzlich aufwachte. Wie elektrisiert filmte er, und Isabella machte am nächsten Tag Schlagzeilen. Als die weiße Zulu wurde sie zum Liebling der Talkshows.
    Lukas flog allein nach Stockholm, und Isabella sammelte Verehrer, Angebote für Interviews und eine erkleckliche Summe für ein Schulprojekt in Natal.
    Wo immer sie hinging, wurde sie von einer Gruppe junger Männer in nietenbesetzten Lederjacken und Springerstiefeln begleitet. Sie trugen Themba, wenn sie beschäftigt war, erledigten Einkäufe und Botengänge, wachten über sie und den Kleinen. Als Isabella und ihre Familie nach Südafrika zurückkehrten, standen sie hilflos mit geröteten Augen am Flughafenschalter und wussten ganz offensichtlich nicht, wie sie ausdrücken sollten, was sie bewegte. Isabella fand dann die Worte. »Jungs«, sagte sie, denn so nannte sie sie immer, »Jungs, ihr geht jetzt Geld verdienen, und sowie ihr genug für einen Flug zusammen habt, kommt ihr zu uns. Ihr könnt bleiben, solange ihr wollt.«
    Die Jungs grinsten, umarmten Isabella, küssten Themba und reichten Lukas die Hand. »Bis bald, Mann«, sagte der Älteste unter ihnen, ein vierschrötiger junger Mann mit roten Haarstoppeln und blonden Wimpern, »und pass auf sie auf, hörst du, nicht dass uns Klagen kommen.«
    Der mit dem Haarschwänzchen schnauzte sich umständlich aber vernehmlich.
    lan stellte drei von ihnen als Aushilfe in seinem Betrieb ein und sorgte dafür, dass die anderen bei befreundeten Betrieben unterkamen. »Keine Randale«, warnte er, »ich würde es sofort Ilanga sagen!«
    Ilanga war der Name, den Lukas' Familie Isabella gegeben hatte. Sonne. Die Lebensspenderin.
    Weniger als vier Monate später hatten die Jungs genug Geld zusammen und flogen nach Südafrika. Vorher hatte ein Fernsehsender eine 482
    Spendenaktion veranstaltet, und ein Filmteam begleitete die jungen Männer, im Gepäck einen ansehnlichen Scheck für Isabellas Schulprojekt. Neu, dem Henrietta von dieser Sache geschrieben hatte, wartete mit seinem Fotografen am Flughafen. Die jungen Deutschen wurden begeistert empfangen. Bereitwillig gaben sie Auskunft zu allen Themen, zu denen sie befragt wurden, und ihre Ansichten waren herzerfrischend ehrlich. Alle Menschen, die mit ihnen zu tun hatten, fühlten sich ein wenig besser, ahnten, dass es das Paradies doch geben könnte, und Ilanga, die Sonne, breitete ihr goldenes Licht über das kleine Wunder hier am Rande der Weltgeschichte.
    Der Winter wurde lang und dunkel, die Tage kurz und sehr kalt. Henrietta engagierte sich für Isabellas Schulprojekt und übernahm die Patenschaft für ein Zulu-Geschwisterpaar, das auf dem Land irgendwo im Westen Natals lebte.
    Sie konnte den Ort auf keiner Landkarte finden. Von Isabella angehalten, berichtete ihr das Mädchen jeden Monat in gestochen klarer Schrift von ihrem Leben.
    Henrietta las von der Dürre der letzten Jahre und der Hitze, schmeckte den Staub des kargen Landes, las, wie es sich mit acht Menschen in einem zweiräumigen Haus lebte, das unter dem Blechdach im Sommer zum Backofen wurde und nachts im Winter bis auf den Gefrierpunkt abkühlte. Lieber hätte sie von den saftigen, grünen Hügeln von Zululand, von dem Leben in einem Umuzi gehört, aber ganz tief drinnen ahnte sie, dass es besser so war. Es schmerzte nicht so sehr und half ihr doch, bis die Tage heller wurden und die milchige Sonne einen goldenen Rand bekam.
    Wie das Leben so geht, geht es auch uns gut, schrieb das Mädchen in dem umständlichen Englisch der schwarzen Südafrikaner, hier in Südafrika ist es Winter, aber nicht zu kalt in diesem Jahr. Gott hat unsere Mutter gesegnet und ihr Zwillinge geschenkt, wir sind jetzt sechs, und unsere Eltern werden im Alter gut leben können. Wir möchten mit einer Flugmaschine über unser Land fliegen und weiter, und eines Tages wird
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    die Flugmaschine uns in Deutschland absetzen, damit wir dort arbeiten können, denn Arbeit gibt es hier nicht.
    ; Henrietta antwortete ihr in einem langen
    Brief, dass es nicht nur reiche Leute in Deutschland gab, sondern viele, die keine Arbeit hatten und kein Auto. Sie schrieb ihr auch, dass sie hier sicher krank werden würde vor Einsamkeit und Kälte.
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    Frühjahr 1994 - Hamburg
    An vier Tagen, vom 26. April 1994 an, fand in Südafrika ein seltsames Spektakel statt. Millionen von schwarzen Menschen wanden sich als schier endlose,

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