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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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lauschte, lange bevor sie die Sprache ihrer Eltern verstand. Das sind ihre Wurzeln, dieser Teil von ihr war verschüttet gewesen, dachte sie, und auf einmal wurde sie von glühendem Neid gepackt. Ich will zurück in mein Afrika, trotzte sie innerlich, ich will! Ich will endlich nach Hause! Äußerlich sah man ihr allerdings nichts an, denn sie hatte ihre Gesichtsmuskeln perfekt unter Kontrolle.
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    lan, der offenbar auch nichts bemerkte, tätschelte ihr den Po. »Ich mag meine Blondinen auch üppig ...«
    »Oh, Männer!«, rief sie, verdrehte die Augen und verschwand in der Küche, gefolgt von Isabella, die Themba auf den Schoß seines Vaters gesetzt hatte. In der Küche entledigte sie sich ihrer Riemchensanda-len, bewegte genüsslich ihre Zehen. Die unzähligen Kilometer, die sie barfuß auf Afrikas roter Erde gelaufen war, hatten die rissige Hornhaut ihrer Sohlen rötlich verfärbt. Sie trägt Afrika mit sich, wo immer sie hingeht, schoss es Henrietta durch den Kopf, und erneut packte sie der Neid. »Du siehst gut aus, wie ist es dir ergangen? Du musst mir genau erzählen, wie du Lukas im Busch gefunden hast!«
    Isabella lachte. »Ich hab ihn nicht gefunden, er fand mich. Natürlich hatte ich mich im Nu verlaufen, fand weder zurück zu euch, noch fand ich auch nur eine Spur von Lukas. Irgendwann am Abend bin ich dann auf einen niedrigen Baum geklettert und dort eingeschlafen, ewig in Angst, dass irgendwer oder irgendwas mich entdecken und fressen oder einfach nur abmurksen könnte. Als ich wieder aufwachte, sah ich unter mir ein Feuer und den Rücken eines Schwarzen. Bevor ich vor Schreck sterben konnte, drehte er sich um. Es war Lukas. Magst du Kaffee zum Frühstück? fragte er, und das war's. Wir haben uns seither nie wieder getrennt.«
    »Gott, wie romantisch«, seufzte sie und hatte neiderfüllte Vorstellungen, wie Isabella gehorsam hinter ihrem Zulu-Ehemann durch den Busch lief, unter den Sternen in seinen Armen schlief und sein Feuer hütete, während er umherstreifte und für Nahrung sorgte. Nur sie beide, weit weg von der Welt.
    »Er nennt mich jetzt Jane und ich ihn Tarzan«, setzte Isabella kichernd hinzu, als hätte sie ihre Gedanken gelesen. Der tiefgekühlte Kuchen war aufgebacken und kam duftend auf den Tisch. »Geheimtreffen?« lan sah Lukas forschend an, während ihm Henrietta Kaffee eingoss. »Ich dachte, das wäre vorüber. Hier hört man, dass Verhandlungen mit de Klerk offen laufen, seitdem Mandela in Freiheit ist.« »Mit de Klerk hat das nichts zu tun. Das ist eine schwarz-schwarze 478
    Sache. In Johannesburg haben ANC-Anhänger eine Gruppe von In-katha aus dem Hinterhalt überfallen, acht Mann haben sie abgeschlachtet! Die Inkatha-Leute ziehen jetzt angetan mit Fellen und traditionellen Streitäxten - einige sind sogar mit Kalaschnikows bewaffnet - durch die ANC-Viertel in den Townships und bringen jeden um, der ihnen vom ANC in die Quere kommt, und manchmal schlagen sie erst zu und fragen danach, wer der Getötete war. Auf dem Land brennen sie gegenseitig ihre Dörfer nieder, vergewaltigen die Frauen und stehlen Vieh.« Er schnaubte. »De Klerk lehnt sich zufrieden zurück und sagt, dass er nicht daran denke, die Macht abzugeben, bevor eine neue Verfassung besteht. Die Presse hat sich mit Wonne darauf gestürzt. Die Atmosphäre ist so überhitzt, dass wir uns auf neutralem Grund treffen wollen. Ich bin der Ansicht, dass die Regierung Agenten als Provokateure in unseren Reihen - beim ANC sowie bei Inkatha - hat.
    Die hetzen uns aufeinander, und wenn wir uns dann ausgerottet haben, ist ihr Ziel erreicht.« Tiefe Falten um seinen Mund ließen seine Verbitterung ahnen.
    Danach schlössen sie Politik und ihre Auswirkungen konsequent aus ihrer Unterhaltung aus. Als Isabella erzählte, dass die zwei Freunde, die sie und Lukas besuchen wollten, Mitglieder einer gerade in Hamburg gastierenden Folklore-Band aus Südafrika waren, stellte Henrietta sofort mit ein paar Anrufen fest, dass sie auf Einladung einer Kirchengemeinde in deren Gemeindesaal auftraten, und bestellte vier Karten für denselben Abend. »Was machen wir mit Themba? Soll ich meine Nachbarin fragen, ob sie auf ihn aufpasst?«, fragte sie ihre Nichte.
    »Iwo«, lachte diese und band Themba mit einem Tuch auf ihren Rücken, wo er sofort tief und fest einschlief. »Unendlich praktisch, der schläft jetzt durch«, bemerkte sie und ordnete die Falten ihres weiten Kaftans. Vor dem Dielenspiegel flocht sie ihre Haare in mehrere Zöpfe und

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