Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
Vom Netzwerk:
brauchen und ...«, ihr Blick flog prüfend über den Tisch,
    »sie soll die Suppe etwas strecken, die Salate werden reichen.«
    lans Augenbrauen schössen in die Höhe. »Bürgerwehr? Hier?« Neil fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Sie waren im Laufe der Jahre nicht weiß geworden, sondern einfach farblos. »Ihr wisst, wir liegen ziemlich einsam hier, die Häuser haben große Grundstücke, unseres grenzt an ländliches Gebiet, in dem weit und breit kein Mensch wohnt. Deswegen haben sich die Nachbarn zu-513
    sammengetan. Wir sind per Funk oder Telefon miteinander verbunden, und wir haben ein paar fähige Leute engagiert, die ständig in der Gegend patrouillieren.« Er schob seinen Stuhl zurück, als die Nachbarn von Twotimes auf die Terrasse geleitet wurden. Neu ging ihnen entgegen.
    Es waren zwei Paare, und Henrietta hatte Mühe, ihr spontanes Erstaunen zu verbergen. Neu stellte sie mit einer umfassenden Handbewegung vor. »Das sind Maya und Dullah, Zanele und Vincent.« Dullah, ein hoch gewachsener Mann, blinzelte kurzsichtig durch dicke Brillengläser. Alles an ihm war schmal und dünn, Schultern, Hände, Gesicht, nur seine schwarzen Haare wuchsen in unbändiger Fülle. Seiner Kleidung, einem cremefarbenen, legeren Anzug, entströmte ein feiner Gewürzgeruch, der sie an Curry erinnerte. Maya an seiner Seite war ein schillerndes Märchenwesen in ihrem Sari aus vielen Lagen hauchzarter, grüner Seide mit eingewobenen Goldfäden. In ihrem linken Nasenflügel glitzerte ein Diamant, unzählige Goldreifen umschlossen ihre Arme bis zu den Ellenbogen, ihr blauschwarzes Haar floss vom Mittelscheitel auf die Schulter. Sie legte ihre schmalen Hände zusammen und verbeugte sich in traditioneller indischer Weise. Henrietta versank in ihren mandelförmigen, kohlschwarzen Augen, fühlte sich wie ein ungelenker Trampel neben der zierlichen, eleganten Inderin. Sie reichte ihr die Hand zum europäischen Gruß, und die beiden Kulturen trafen sich mit einem Lächeln.
    »Dullah hat eine der größten Gewürzfabriken in Durban«, erklärte Neu.
    Dullah verneigte sich geschmeichelt. »Sagen Sie mir, wenn Sie Gewürze brauchen«, sagte er an Henrietta gerichtet, »ich werde sie persönlich für Sie mischen.«
    Vincent, in offenem schwarzem Hemd, hellbraunem Jackett, das eng über dem breiten, arbeitsgewohnten Kreuz saß, hob seine Hand, die rosa Handfläche nach außen. »Hallo«, sagte er und nickte in die Runde. Offensichtlich kannte er die anderen. Auch Julia und Kars-ten, wie Henrietta bemerkte. Dann begrüßte er lan mit dem Dreier-514
    handschlag. »Ich begrüße Sie in unserem Land«, sagte er ernst und würdevoll wie ein regierender Fürst.
    Henrietta erwartete von ihm nur ein kurzes Kopfnicken, denn er war ein Zulu, und sie war eine Frau, in seiner Kultur ihm untergeordnet. Aber er bedachte sie mit einem Lächeln von großer Anziehungskraft und reichte auch ihr auf afrikanische Art die Hand. »Guten Tag.« Sie stotterte einen Gruß. Ein indisches Ehepaar und ein afrikanisches. Die neuen Nachbarn der Robertsons!
    Die Regenbogennation.
    Vincents Frau Zanele, prächtig anzusehen in einem rot gemusterten Kaftan mit ausladenden, gebauschten Ärmeln und einem passenden Turban, begrüßte sie und lan mit festem Händedruck und einem geraden Blick aus ihren herrlichen afrikanischen Augen. Die vier nahmen am Tisch Platz. Zanele saß neben lan, und sie erfuhren, dass sie Naturheilerin war und eine Ausbildung zur Homöopathin in London absolviert hatte. »Doch mein größter Schatz ist das Wissen, das mich meine Mutter lehrte. Sie war eine berühmte Heile-rin in Zululand«, erklärte Zanele. »Besuchen Sie unser Land zum ersten Mal?«
    »O nein, nein«, erwiderte Henrietta, »wir haben vor langer Zeit viele Jahre hier gelebt...« Ihre Stimme verebbte.
    Die Mienen der Neuankömmlinge verschlossen sich, das Lächeln erstarb, ihre Rücken wurden steif. Vincent streifte Neu mit einem kurzen, fragenden Blick, den Henrietta, die ihm gegenübersaß, mit sinkendem Herzen auffing. Wie Ein-Arm-Len hielten sie Neils Nachbarn automatisch für Apartheid-Sympathisanten.
    Ehe Neu reagieren konnte, legte Tita den Arm um sie. »lan und Henrietta waren hier viele Jahre nicht willkommen, erst die neue Regierung hat ihnen erlaubt zurückzukehren«, rief sie stolz. »Ihr habt uns noch nicht erzählt, ob alles gut ging bei der Einreise.« Vier erfreut aufleuchtende Augenpaare richteten sich auf sie, auch die anderen am Tisch lehnten sich vor,

Weitere Kostenlose Bücher