Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
Vom Netzwerk:
Schwarzen im Umgang mit Weißen. »Dorothy, versuch das erst gar nicht mit mir«, meinte sie trocken,
    »du kennst mich lange genug, ich bin keine unwissende Einwanderin!« Dorothys Augen rollten herum, sahen sie an. Gleichmütig zuckte sie 66
    mit den Schultern und grinste, völlig ohne Scham darüber, erwischt worden zu sein. »Okay, Ma'm.«
    t »Du hast mich angelogen, Dulcie spricht kein Wort Englisch und hat sicherlich noch nie in einem weißen Haushalt gearbeitet!«
    »Wusst ich nicht, Ma'm, wirklich, Ma'm, das ist die Wahrheit, Gott ist mein Zeuge.« Die braunen Augen richteten sich himmelwärts, fromm faltete die Schwarze ihre Hände über dem Bauch. »Wirklich, Ma'm.«
    Willkommen zu Hause, dachte Henrietta und seufzte ergeben. »Gut, vergiss es, aber du musst übersetzen, was ich Dulcie sagen will.« Danach lief es einigermaßen mit Dulcie.
    »Wir sollten Zulu lernen«, bemerkte lan, »es kann nicht sein, dass wir hier leben und die Sprache des größten Teils der Bevölkerung nicht sprechen können.
    Das Küchenzulu, das wir können, langt nicht.« »Hier lernt man Zulu in der Schule«, berichteten die Zwillinge. Ein paar Brocken Zulu hatten sie bereits aufgeschnappt und benutzten sie als Geheimsprache.
    Dulcie verschwand eines Mittags, keine fünf Wochen später, und tauchte nicht wieder auf. Mit ihr vermisste Henrietta einen Stapel Kinderkleider und einen der neuen Kochtöpfe. Sie beorderte Dorthy zu sich. »Wo ist sie«, fragte sie.
    »Zurück.« Dorothy ließ ihren Blick über die grünen Hügel Umhlan-gas schweifen.
    Sie seufzte tief und schwer, die Verkörperung des Leids.
    »Was heißt zurück? In ihr Umuzi zu ihren Eltern?« Henrietta versuchte, den Impuls zu unterdrücken, die Schwarze an den Schultern zu packen und kräftig zu schütteln.
    »Yebo, kann sein.« Wieder diese vage Blick, der halb offene Mund. Langsam stieg Zorn in ihr auf. »Warum?« fragte sie scharf. »Es war Zeit. Kann ich gehen, Ma'am?« Dorothy spielte mit ihrer Schürze, ein obstinater Zug erschien um ihren Mund. »Es fehlen Kinderkleider und ein Topf, hat sie die mitgenommen?« »Ma'am?« Das schwarze Gesicht war zu braunem Stein erstarrt, und sie wusste,
    67

    dass es nutzlos war weiterzufragen. Dulcie würde nicht wieder kommen. Statt der paar Rand, die noch von ihrem Lohn ausstanden, hatte sie offenbar den Stahlkochtopf mit den Kupferboden genommen, der ein Vielfaches des ausstehenden Lohns wert war, aber für Dulcie eben nur ein Topf war. Nun gut.
    »Ich gehe jetzt«, verkündete Dorothy und entfernte sich gemächlich. Wütend sah sie der Schwarzen nach.
    »Warum fragst du eigentlich immer noch?«, bemerkte lan hinter ihr auf Deutsch.
    »Du weißt doch, dass du es nicht rauskriegst. Sag Sarah, sie soll um Himmels willen ihre Cousine schicken, damit deine Laune besser wird.«
    »Oh, lass mich in Frieden!«, fauchte sie und knallte mit der Küchentür.
    Sarah war nur auf sehr umständliche Art zu erreichen. Der Tankstel-lenwart von Sam's Garage wohnte in Kwa Mashu neben ihr. Über ihn ließ sie Sarah eine Nachricht zukommen, und schon am nächsten Tag stand eine gemütliche, untersetzte Zulu vor ihrer Tür. »Ma'm, ich bin Augusta«, verkündete diese.
    »Meine Güte, das war aber prompt!« Henrietta öffnete erfreut die Tür. »Hier hat sich wirklich nichts geändert. Die Buschtrommel ist immer noch höchst effektiv. Komm herein.« Sie zeigte ihr rasch alles Nötige und bekam bald den Eindruck, dass Augusta eine erfahrene Haushälterin war. Glücklich baute sie ihre Staffelei auf und begann den Nektarvogel zu skizzieren, der in ihrem Zitronenbaum nistete und in der Morgensonne Farben sprühende Kapriolen schlug.
    Sarah besuchte sie kurz darauf. Sie klopfte an die Hintertür, die Tür für Bedienstete und Lieferanten. Augusta öffnete. Henrietta, die das Abendessen vorbereitete, bemerkte verblüfft, dass sich die beiden schwarzen Frauen eindeutig auf feindselige Art musterten, nicht so, als wären sie verwandt. Am Herd stehend, durch den Spalt der halb offenen Küchentür, lauschte sie ihrer Unterhaltung.
    68
    . ,. .
    »Was willst du?«, fragte Augusta mürrisch.
    »Ich will deine Madam sprechen.« Sarah schob aggressiv ihr Kinn vor.
    »Wir brauchen kein Mädchen.« Augusta knallte die Tür zu. Sarah setzte einen Fuß dazwischen, ein gefährliches Funkeln stand in ihren Augen. Augusta ruderte aufgeregt mit den Armen und feuerte eine Salve klickendes Zulu ab. Ihr üppiger Körper geriet dabei in wilde

Weitere Kostenlose Bücher