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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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meiner Seelen-lage einebneten, abends, wenn Ralf aus dem Büro kam, half ich mit einem kleinen Cognac nach, manchmal wurden es auch zwei.« Ihre Worte verloren sich. ^ den Bordfernsehern über ihnen lief eine Folge der Politkomödie
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    »Yes Prime-Minister«. Eine Welle von Gelächter schlug über den Passagieren zusammen. Henrietta lachte nicht. »Deswegen fliegst du jetzt nach Südafrika?«, fragte sie endlich.
    »O nein, nicht deswegen.« Ein Lebensfunke schien sich in Susi zu rühren, ihre Stimme wurde stärker. »Gestern ist Ralf nach Moskau geflogen, für zwei Tagen, wie es hieß. Während seiner Abwesenheit wollte ich Kathrin Lorentz besuchen.
    Ich kann nachts nicht gut allein bleiben, Träume plagen mich, Geräusche werden lauter, Schatten schwärzer, ich kann Traum und Wirklichkeit nicht trennen, sehe aus jeder dunklen Ecke Spinnen und Mäuse hervorkriechen.« Sie schüttelte sich. »Kathrin aber hatte keine Zeit und meinte, dass ich mir einen Liebhaber suchen sollte. Der würde mich nachts schon auf andere Gedanken bringen, Ralf würde ja auch dafür sorgen, dass er nicht zu kurz kommt. Sie war richtig gemein, du kennst ja Kathrin.« Sie nickte. Sie kannte Kathrin.
    »Ich blieb also wütend zu Hause, ließ nachts alle Lichter brennen und saß bis Sonnenaufgang vor dem Fernseher.« Susi zog ihre Brauen zusammen. »Ich könnte das gar nicht, einen Liebhaber nehmen. Männer sind so entsetzlich kompliziert, finde ich. Der Purser deckte ab und brachte den Kaffee. »Einen Cognac, Madam?«
    »Ja bitte.« Den konnte sie jetzt gebrauchen. »Du auch, Susi?« Abwesend schlürfte Susi zwei davon und erzählte dann weiter. »Heute Morgen bin ich in die Stadt gefahren, mein Kleiderschrank ist eine öde Wüstenei, und der nächste Frühling kommt bestimmt. Also zog ich mich schick an, Nerz, hohe Hacken. Mir ging es richtig gut heute Morgen. Ich kaufte mir sogar ein Eis«, ein klägliches Lächeln, »mitten im Winter. Ich stand vor einem Schaufenster mit der neuesten Frühjahrsmode, viel Gelb und Pink, breite Schultern, schmale Taille, engen Rock, und ich sah mein Spiegelbild in Größe vierundvierzig neben den Schaufensterpuppen stehen, was mich heute überhaupt nicht störte.« Ihre Stimme zeigte keinerlei Wirkung von den zwei Cognacs. »Dann aber passierte es.« Henrietta hing an ihren Lippen. »Hinter mir lief ein eng umschlungenes Paar durch das Spiegelbild.
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    Die Frau war blond, gertenschlank und hübsch auf eine etwas schrille Art Beide lachten. Ich drehte mich um. Der Mann war mein Mann, Ralf der eigentlich in Moskau war. Die Frau war Kathrin.« Tränen kullerten aus den braunen Augen und tropften auf Susis rotes Kleid. »Alle Geräusche um mich herum entfernten sich, mein Blick engte sich ein. Ich sah nur Ralf. Ich starrte ihn an. Er starrte mich an. Nie vorher hatte ich sein Gesicht so nackt gesehen, so bar jeder Maske. Es war, als blickte ich hinein in die geheimsten Winkel seiner Gedanken, in die dunklen Gefilde seiner Seele. Es war einer unserer intimsten Momente.«
    Sie hielt es nicht mehr aus. »Und da bist du zum Flughafen gefahren, hast das nächste Flugzeug genommen, zufällig ging das nach London, und zufällig bist du dann in diesem Flugzeug gelandet, das nach Südafrika fliegt - du weißt doch, dass wir uns auf dem Weg nach Südafrika befinden, oder?«
    »Südafrika?«, wiederholte Susi abwesend, »ach ja, ja, natürlich. Aber nicht gleich. Sei nicht so ungeduldig. Entschuldigt mich, bitte.« Sie verschwand in Richtung der Toiletten.
    Henrietta seufzte verstohlen, signalisierte dem Purser, ihr einen Kaffee zu bringen, und glitt auf lans Schoß. »Es scheint eine lange Nacht zu werden«, flüsterte sie mit ihren Lippen auf seinen. Sein Nachbar sah diskret aus dem Fenster.
    »Die hat doch einen Vogel, sie ist vermurkst«, kommentierte lan, »total vermurkst.« Während seine Eltern in der Welt umherzogen, hatte er am Tegernsee gelebt, und sein Deutsch war deutlich bayerisch gefärbt. Er rollte das »r« von
    »vermurkst?« mit Hingabe. Er liebte dieses Wort. Vermurkst war jeder, dessen Psyche er nicht mit seinem nüchternen Intellekt erfassen konnte. »Wenn du ihr noch weiter die Schulter zum Ausheulen hinhältst, haben wir sie den ganzen Urlaub auf dem Hals, und dazu habe ich gar keine Lust!« »Ich weiß, Liebling, ich auch nicht. Aber vermurkst oder nicht, wenn u denkst, dass ich jetzt schlafen kann, bevor ich weiß, wie sie auf dieses Flugzeug gekommen ist und warum, hast du dich geirrt.

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