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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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in Johannesburg umzusteigen brauchten, sondern von London direkt nach Durban flogen.
    Jan und Julia brachten sie zum Flughafen. Julia hatte ihren Skiurlaub abgesagt. »Irgendjemand muss doch auf euer Haus aufpassen.« Sie lachte wie ein übermütiges kleines Mädchen.
    »Meine Lieblinge!« lan nahm seine Familie in die Arme, sie standen zu viert, drückten ihre Gesichter aneinander, fühlten einander, atmeten im selben Rhythmus.
    »Passt auf euch auf, hört ihr?«, sagte Julia heftig, »ruft sofort an, wenn ihr bei Robertsons seid.« Sie trat zurück. »Und geht den Balkons aus dem Weg.«
    Ohne sie noch einmal anzusehen, bahnte sie sich ihren Weg durch die Menge.
    »Was meint sie?«, verblüfft sah Jan seiner Schwester nach. Henrietta lächelte.
    Sie erkannte den hoch gewachsenen jungen Mann, der sich zu Julia hinunterbeugte. »Oh, ich glaube, die haben seit kurzem eine ganz neue Bedeutung für sie.« le gingen durch die Sperre, legten ihr Handgepäck auf das Band für
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    die Sicherheitsprüfung, winkten Jan ein letztes Mal, und dann begannen sie ihre Reise.
    Durch eine Verspätung ihres Fluges von Hamburg kamen sie in London als Letzte an Bord. Ihre Plätze waren oben im Buckel des Jumbos in der ersten Reihe. Sie wollte sich gerade in den bequemen Sitz sinken lassen, als sie in der siebten Reihe eine junge Frau entdeckte, schwarzbrauner Lockenkopf, sehr füllig, weiße Haut. Ihre Schultern bebten.
    Als sie eben überlegte, an wen die Frau sie erinnerte, hob diese ihr Gesicht, das fleckig und verquollen war und nass vor Tränen. Ihre Augen aber waren das Besondere. Groß, dunkel, leidenschaftlich, wie die einer Südländerin, umrahmt von dichten, schwarzen Wimpern. Es war Susi Popp, ihre Cousine.
    »lan, da sitzt Susi - hallo, Susi!« Sie lief winkend den Gang hinunter zu ihr.
    »Was um alles in der Welt ist los? Wie kommst du hierher? Wo ist Ralf?«
    Als Antwort kam ein unverständliches Gestammel, das in einem Tränensturz unterging. Das Zeichen zum Anschnallen leuchtete auf, sie musste zurück auf ihren Platz. Suchend sah sie sich um. Hinter ihnen hatten zwei Geschäftsleute Platz genommen, der eine hemdsärmelig, bronzefarbenen gebräunt, besaß die robuste Ausstrahlung eines Holzfällers, der andere trug ein tadellos gebügeltes Hemd, Schlips, teure Brille, Feinsinn und Kultur strömten ihm aus jeder Pore. Das geeignete Opfer!
    Gewinnend lächelnd begann sie, auf ihn einzureden. Er hielt ihr nur kurz stand und tauschte mit Susi den Platz. Dann bat sie lan, Susi seinen zu geben.
    »Die hat mir gerade noch gefehlt«, brummte er und erhob sich widerwillig.
    »Nun sei nicht so, ist doch nur für kurze Zeit«, raunte sie, zog Susi auf den Sitz neben sich und schloss ihre Sitzgurte, denn die Maschine wurde startklar gemacht. »So, was ist passiert? Wo ist Ralf?«
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    cchwarze Mascarabäche liefen über Susis Wangen, das rechte Schul-rerpolster ihres roten Strickkleides saß als Beule auf ihrem Rücken. Bei dieser Schlampe!«, stieß sie hervor und heulte ihr schwarze Flecken auf den weißen Rollkragenpulli.
    Mittlerweile hatten sie den Steigflug hinter sich und die Reisehöhe erreicht.
    Der Purser bot Getränke an. Henrietta nahm einen Wein und zwang ein größeres Glas Cognac durch Susis Kehle. Sie hustete, bis sie krebsrot war, und hatte dann nicht mehr genug Luft zum Heulen. Geräuschvoll putzte sie sich die Nase.
    »Nun erzähl mal von Anfang an, wen meinst du mit >Schlampe    lan hinter ihr räusperte sich auf eine bestimmte Weise, die zu ihrem Ehecode gehörte, und sie wusste, dass er das für eine dumme Idee hielt und dass er wieder neben ihr auf seinem Platz zu sitzen wünschte. Sie warf ihm einen KUSS
    zu und zuckte mit den Schultern. Susi spülte eine Pille mit dem Rest des Cognacs herunter, wischte sich das verschmierte Make-up weg. Ihr Gesicht wirkte absurd jung und sehr verletzlich. So lange Henrietta erinnerte, war ihr Selbst-bewusstsein ziemlich wackelig gewesen.
    »Du weißt ja«, begann sie jetzt, ihre Stimme war noch kratzig von den Tränen,
    »dass ich gerade mein Medizinstudium abgebrochen hatte, weil ich kein Blut sehen konnte, und im ersten Semester Psychologie war, als ich Ralf traf. Er war so stark, so männlich. Er wollte nicht, dass ich weiter studiere.

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