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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Block zuschob. »Könnte das Ihre Freundin sein, Sir? Eine sehr gute Adresse, wenn Sie vorhaben, ihr einen Besuch abzustatten. Mitten im historischen Viertel. Wir arrangieren gern die Reise für Sie …«
    Dalziel hörte nicht zu. Er hörte etwas anderes.
    Ciss, beinahe hättest du alles ruiniert. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, daß sie ihn heute nachmittag nach Williamsburg bringen.
    Bist du sicher? Er fährt heute nach Hause?
    Klar bin ich sicher. Pack schnell deine Sachen. Ich möchte auf halbem Weg in Williamsburg sein, wenn dieser Kerl aufwacht.
    »Sir, Sir!« sagte die Frau, in deren Stimme sich zu guter Letzt ein Anflug von Ungeduld geschlichen hatte. »Möchten Sie unsere Hilfe nun in Anspruch nehmen oder nicht?«
    »Natürlich möchte ich das«, sagte Dalziel in verletztem Ton. »Was sollte ich sonst hier?«

Neun
    »Alles ist so ohne Beispiel, so verändert, so überraschend und so widrig, daß ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht.«
    P ascoe wachte auf.
    Quer über sein Bett fiel die Sonne, und während er sich unter ihrer Berührung wie das Scharbockskraut öffnete, war er einen Moment lang wieder in der Kindheit, als der Schlaf noch die Kümmernisse des Vortages tilgte und jeder Morgen frisch und strahlend auf ihn wartete.
    Dann fiel sein Blick auf den Wecker, und er machte einen Bocksprung.
    Es war fünf Minuten vor neun, und er sollte um halb zehn in Trimbles Büro sein.
    Nach einem Eilmarsch durch die kalte Dusche zitterte er sich innerhalb von zwei Minuten null Sekunden in seine Kleider. Er sah, daß auf seinem Anrufbeantworter mehrere Nachrichten eingegangen waren, während ihn Pillen und Alkohol außer Gefecht gesetzt hatten. Beim Kaffeetrinken hörte er ihn ab und aß eine sehr trockene Kruste, die er in Orangenmarmelade tunkte.
    Die erste Nachricht war von Ellie, von Viertel vor zehn am Vorabend.
    »Hallo, wo steckst du? Durchstreifst du die Straßen, um uns alle zu beschützen? Oder machst du einen drauf mit den anderen hohen Tieren? Tut mir leid. Ich weiß, daß du anrufen würdest, wenn du könntest. Rosie geht es übrigens gut, und Mama ist … ja, ich glaube, es ist schlimmer, als ich dachte, nur nach dem, was sie mit Paps durchgemacht hat, will sie nichts davon wissen und gesteht es weder sich selbst noch mir ein. Mir fiel auf, daß sie immer später ins Bett ging, und als ich sie soweit hatte, daß sie darüber sprach, kam heraus, daß sie morgens oft aufwacht und nicht mehr weiß, wo sie ist, oder sogar, wer sie ist, und deshalb hat sie Angst, ins Bett zu gehen. Ich habe noch einmal mit der halbwüchsigen Ärztin gesprochen, aber die hat nur mit den mageren Schultern gezuckt, so daß ich zu guter Letzt ins Krankenhaus bin und den Facharzt für Geriatrie verlangt habe. Herrgott, man hätte meinen können, ich käme aus Irland und wollte dem Innenminister ein Päckchen auf den Schreibtisch legen, so sind die in die Defensive gegangen! Schließlich habe ich die Geduld verloren … Okay, ich habe sie angeschrien! Die Krankenschwester war so ein Ekel … Herr im Himmel, ich habe Streikposten gestanden, damit die mehr Lohn kriegen! Tut mir leid. Du hast wahrscheinlich schon kapiert, daß Diplomatie versagte. Deshalb habe ich folgendes beschlossen. Ich bringe meine Mutter ins Privatkrankenhaus von Lincolnshire und lasse sie gründlich untersuchen. Ja, du hast richtig gehört. Ich lasse sie privat behandeln, und du weißt, was ich davon halte, aber ich muß einfach sicher sein, daß alles Menschenmögliche getan wird. Sie war überraschend leicht zu überreden, als sie das magische Wörtchen ›privat‹ hörte. Es ist das erste Mal, daß ich dankbar für ihre gutbürgerlichen, konservativen Ansichten bin. Eigentlich bin ich froh, daß du nicht zu Hause bist, Peter. Das gibt dir nämlich Gelegenheit zu üben, eine völlig neutrale Stimme zu behalten, wenn du als nächstes mit mir sprichst, denn ich schwöre dir, wenn ich auch nur eine Spur von ›Hahaha, das habe ich dir von Anfang an gesagt‹ höre …
    Egal. Ich weiß, daß ich wahrscheinlich nichts weiter tue, als das Eingeständnis vor mir herzuschieben, daß sie auf demselben Weg ist wie Paps, aber ich muß es einfach versuchen. Meine ganzen Prinzipien sind flöten, nur um ein wenig Zeit zu gewinnen, was? Peter, ruf mich an. Und vergiß, was ich vonwegen ›hahaha‹ gesagt habe. Es würde mir guttun, herzlich mit dir zu lachen, auch wenn es auf meine Kosten wäre. Tschüs.«
    So eine Scheiße! Er sah auf die Uhr. Er würde

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