Ins Leben zurückgerufen
Ding.«
»Ach ja? Dann schauen wir doch mal. Aber diesmal kein American Express, Andy. Peilen wir ein bißchen englische Reserviertheit an, ja?«
Er holte tief Luft, dachte an England, den Geist von Dünkirchen, und noch einmal in die Bresche, Rule Britannia …
»Andy, man sollte dich einsetzen, um die Staatsverschuldung abzustottern«, sagte Linda Steele. »Okay, wenn ich unter die Dusche gehe?«
»Bedien dich«, sagte er.
Er lag auf dem Bett und lauschte dem laufenden Wasser. Dann stand er leise auf und durchsuchte ihre Handtasche. Nichts von Interesse außer einem Journalistenausweis und mehr Kondomen, als ein anständiges Mädchen in der Handtasche haben sollte. Kondome ließen seine Gedanken zu »Ja-Sagerchen«-Stamper wandern. Zu William Stamper, Kriminalschriftsteller und Rundfunkpersönlichkeit. Zu seiner Stimme in der Sendung
Das Goldene Zeitalter des Mordes
…
meine Mutter war
…
eine Bellmain aus Virginia, nicht mehr und nicht weniger
… Zu der Empfangsdame in der Klinik …
Mr. Bellmain darf 15 Minuten Besuch erhalten
.
Kohler war zu einer Klinik gegangen, in der ein Patient namens Bellmain von Scott Rampling besucht wurde.
Viel Sinn machte es nicht. Normalerweise war er geduldig. Alles ergab einen Sinn, wenn man sich Zeit ließ. Vielleicht sogar das Leben. Aber Zeit war an diesem verrückten, quirligen Ort erheblich rarer als in Mid-Yorkshire. Dort hatte er sich oft über den kleinen Pascoe lustig gemacht, der die Angewohnheit hatte, um einen Fall herumzuhüpfen und Hypothesen zu produzieren wie eine durchfallkranke Ente Kacke, aber hier und jetzt hätte er nichts gegen den verwirrenden Wirbel seiner Ideen gehabt. Vielleicht würde er ihn gleich anrufen.
Linda Steele kam aus der Dusche und glühte wie Holzkohle auf dem Grill.
Vielleicht, dachte Dalziel, rufe ich Pascoe später an.
»Die Dusche steht zu deiner Verfügung«, sagte sie. »Wärst du gekommen, um mir den Rücken abzureiben – was hätten wir an Wasser gespart.«
»Nein, Mädel. Wahrscheinlich wären wir noch immer da drin«, sagte er und wollte sie greifen. Sie entwand sich ihm wie ein walisischer Halbspieler, kam hinter ihm zu stehen und schob ihn in Richtung Dusche.
»Ich muß mich beeilen«, sagte sie. »Meinen Terminplan kann ich vergessen.«
»Dabei helf ich dir gern«, sagte er. Aber er leistete keinen ernsthaften Widerstand. Es wäre erniedrigend gewesen, wenn seine Augen größer als sein Magen gewesen wären, und wenn man sich darüber hinaus nicht sicher war, was die Leute wirklich wollten, war es am besten, ihnen ihren Willen zu lassen.
Er verschwand in der Dusche und stimmte grölend eines der Rugby-Lieder seiner sumpfigen Jugend an. Nach einer Weile sang er leiser und näherte sich der angelehnten Tür.
Durch den Spalt sah er Linda Steele, wie sie sich über seinen Koffer beugte. Sie war noch nackt, und der Anblick überzeugte ihn, daß die Sorgen wegen seines Appetits überflüssig gewesen waren. Nun schloß sie den Koffer und nahm sein Jackett, das mit den anderen Kleidungsstücken auf dem Boden lag. Du lieber Gott! Die Bibel und seine Notizen der Unterhaltung, die er nur halb mitgekriegt hatte, steckten noch in seiner Jackentasche! Er drehte den Kopf nach hinten und rief: »He, Schätzchen! Schenk uns ein Glas ein, ja? Ich kann es nicht ausstehen, von innen trocken zu sein, wenn ich von außen naß bin.«
»Wird gemacht!« rief sie. Sie erlaubte sich noch, einen Blick in seine Brieftasche zu werfen, ließ aber alles ziemlich schnell fallen, als er die Dusche abstellte, und hatte ihre Hosen an und ein Glas in der Hand, als er, in ein Handtuch gewickelt, auftauchte.
»Miserabler Service«, sagte er.
»Geh zur Geschäftsführung«, sagte sie.
Das hängt davon ab, um wen es sich dabei handelt, dachte er, während er seinen Whisky schlürfte und ihr beim Ankleiden zusah.
Er sagte: »Und wie geht es nun weiter?«
»Ich bin für lange Verlobungszeiten«, sagte sie. »Oder hast du die Kohler gemeint? Du bist der Polizist.«
»Nicht hier«, sagte er. »Wie schon gesagt, ich bin spontan nach New York gekommen. Ich weiß nicht, was ich mit ihr angestellt hätte, selbst wenn Waggs mir keine verpaßt hätte.«
Er nahm einen großen Schluck und beobachtete sie durch den Boden des Glases. Er hatte erwartet, daß sie enttäuscht wäre, daß auch er nichts weiter als ein blöder Bulle war, dem außer seinem Knüppel nichts einfiel. Sie zog nur ein nachdenkliches Gesicht.
Sie warf auch einen Blick auf ihre
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