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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sowieso schon den heiligen Christophorus in Anspruch nehmen müssen. Keine Zeit für die zweite Nachricht, und wenn es der liebe Gott höchstpersönlich wäre … Jesusmaria, es war seine Stimme! Er blieb in der Tür stehen und hörte zu.
    »Was treibst du denn, du Herumtreiber? Hör zu, ich fahre morgen in eine Stadt, die sich Williamsburg in Virginia nennt. Ich wohne im Plantation Hotel, die Nummer weiß ich nicht, sie dürfte aber leicht feststellbar sein. Ruf mal an und laß hören, was los ist. Wenn du Dan Trimble siehst, gib ihm einen deftigen Schmatzer von mir. Und wenn du Adolf siehst, marschiere mal schnell im Stechschritt sein Hinterteil hoch. Tschüs!«
    Er stellte den Apparat ab und rannte aus dem Haus.
    St. Christophorus und der grüne Gott der Ampeln gingen zu seinen Gunsten eine Verschwörung ein, so daß er mit nur acht Minuten Verspätung in Trimbles Büro eintraf. Doch sein Chef saß mit der geschlagenen Miene eines Menschen hinter seinem Schreibtisch, dem Raum und Zeit nicht mehr viel bedeuteten. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag ein Blatt der Boulevardpresse.
    »Tut mir leid, Sir, aber der Verkehr war total zum Erliegen gekommen«, log der undankbare Pascoe.
    »Was? O ja. Wir müssen …« Er holte tief Luft, dann sagte er: »Was zum Teufel interessiert mich der Verkehr? Meine Tochter hat eine Reise in die USA gemacht, Mr. Pascoe. Gestern abend kam sie zurück. Sie hat mir einen Liter sehr alten Cognac mitgebracht, dessen Tage jäh gezählt waren, weil sie mir auch das hier mitgebracht hat.«
    Er drehte das Revolverblatt um und schob es über den Schreibtisch. Pascoe sah die Schlagzeile CROCODILE DALZIEL . Unaufgefordert setzte er sich hin und las den Rest. Es dauerte nicht lange. Die Zeitung ging von der Konzentrationsfähigkeit eines lebhaften Fünfjährigen aus.
    »Ist das denn wirklich so schlimm, Sir?« fragte er in dem fröhlichen Ton des Schiffsarztes, der von Lord Nelson wissen wollte, was ein einarmiger Mann mit zwei Augen wolle. »Wenn überhaupt, dann rückt es doch Mid-Yorkshire in ein recht vorteilhaftes Licht.«
    Trimble sagte. »Rechnen Sie mal nach, und Sie werden sehen, daß das alles in seinen ersten zwölf Stunden auf amerikanischem Boden passiert ist. Was stellt er in einer Woche an?«
    »So wie sich das anhört, rottet er das organisierte Verbrechen aus«, sagte Pascoe. »Vielleicht läßt man ihn ja gar nicht mehr gehen.«
    Trimble lächelte wehmütig, dann setzte er eine kühle offizielle Miene auf und sagte: »Sie fragen sich vielleicht, warum ich Sie nicht umgehend degradiere. Der erste Grund ist, daß die rücksichtsvolle Geste meiner Tochter mich daran erinnert hat, daß Sie noch immer das geringere von zwei Übeln sind. Der zweite ist, daß Mr. Hiller der Auffassung zu sein scheint, er habe sich nicht so klar ausgedrückt, wie er es hätte tun sollen, daß er Ihrer Unterstützung nicht bedarf. Für mich ist das zwar ein Rätsel, da ich persönlich gehört habe, wie er Sie in so klaren Worten darüber in Kenntnis gesetzt hat, daß ein retardierter Sportkommentator ihn verstanden hätte. Aber ich habe dadurch einen Vorwand, keine Entschuldigung, Sie wieder einmal laufenzulassen.«
    »Es tut mir leid«, sagte Peter Pascoe.
    »Nein, das tut es nicht. Noch nicht. Aber es wird Ihnen leid tun, wenn Sie noch einmal Anweisungen zuwiderhandeln.
Meinen
Anweisungen, die über jede Unklarheit erhaben sind. Sie werden mit niemandem in Verbindung treten, der mit Mr. Hillers Ermittlungen zu tun hat, weder persönlich noch per Telefon noch durch einen Vertreter oder auf welchem Weg auch immer. Wenn Sie von jemandem angesprochen werden, verweisen Sie ihn sofort an Mr. Hiller. War ich deutlich genug?«
    »Ja«, erwiderte Pascoe. »Und nein.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, Sie haben sich klar ausgedrückt, Sir«, sagte Pascoe. »Aber ich kann den Anweisungen keine Folge leisten.«
    Trimble fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
    »Habe ich richtig gehört?« fragte er verwundert.
    »Was ich meine, ist, ich brauche erst noch eine Zusicherung von Ihnen. Als alles anfing, habe ich mich nicht korrekt verhalten, das gebe ich gerne zu. Aus Loyalität Mr. Dalziel gegenüber – Sie sagen vielleicht aus falscher Loyalität – habe ich mich nicht an die Vorschriften gehalten. Das war wahrscheinlich falsch. Vom beruflichen Standpunkt aus war es mit Sicherheit falsch, denn ich hatte keine fundierten beruflichen Gründe. Doch nun liegen die Dinge anders. Um es kraß auszudrücken, ich glaube an

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