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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Unterhaltungsbranche herumgetrieben, um nicht zu riechen, wenn eine Sache ganz gewaltig stinkt.«
    »Meinst du?« sagte Westropp. »John, du mußt mir glauben, daß es mir leid tut …«
    »Ja, ja, ich muß nachsehen, ob Cissy okay ist. Aber das ist noch nicht das Ende, Stiefpapa. Da können wir noch jede Menge Meter Film rausholen.«
    Er drehte sich um und schob sich an Dalziel vorbei.
    »Der arme John«, sagte Westropp. »Wenn man bedenkt, daß er sein Geld damit verdient, Ideen zu verkaufen, ist es doch traurig, wie sehr er mit seinen Voraussagen danebenliegt.«
    »Wenigstens macht er sich Sorgen um die Frau da draußen«, knurrte Dalziel.
    Westropp zuckte mit den Schultern. Es sah aus, als schüttele er Knochen in einem Sack. Dann wandte er sich seinem Sohn zu.
    »Pip, wir waren uns nie so nahe, wie ich mir das gewünscht hätte. Ich habe zuviel von deiner Kindheit verpaßt, aber ich mußte dich zur Schule schicken, bis ich endlich mit Marilou zur Ruhe gekommen war …«
    Sein Sohn erwiderte: »Paps, bitte, es ist okay, hake es ab …« Der Kummer machte sein Gesicht weich. Er lehnte sich über Westropp, als wolle er ihm einen Kuß geben, doch der Kranke wandte den Kopf ab und tätschelte ihm die Schulter. In diesem Augenblick erkannte Dalziel, wie widerlich ihm die Erinnerung an seine tote Frau noch war.
    Philip richtete sich auf. Westropp sagte: »Wir sprechen später darüber. Frag bitte Marilou, ob sie nichts dagegen hat, nicht eher hereinzukommen, bevor Mr. Dalziel geht.«
    Der junge Mann wandte sich ab, sah Dalziel an, als wolle er etwas sagen, verließ dann aber wortlos das Zimmer.
    »Komisch«, sagte Dalziel.
    »Was?«
    »Eine Menge Menschen würden sich mehr aus einem lebenden Sohn als aus einer toten Tochter machen.«
    »Sieh an. Ein Moralist erscheint von ungefähr, der Himmel weiß, was ihn zu diesem armen Fleck geführt. Sie sind vielleicht selbst Vater, da Sie so viel von diesen Beziehungen verstehen?«
    »Nein, aber ich kenne mich gut genug aus, um zu erraten, daß der Junge wirklich zu bedauern ist. Ich würde um Geld wetten, daß es Ihre Frau war, die darauf bestanden hat, ihn aus dem Internat zu holen und hier bei Ihnen wohnen zu lassen.«
    Er merkte, wie er ins Schwarze getroffen hatte, und hieb in die Kerbe. »Arbeitet er schon lange für Rampling?«
    »Wie bitte?«
    »Wußten Sie nicht, daß er zu dessen Leuten gehört? In Hotelzimmer einzubrechen ist eine seiner Spezialitäten. Das heißt, eigentlich nicht, denn besonders geschickt hat er sich dabei nicht angestellt. Hat es wohl auch nur deshalb gemacht, weil man ihm gesagt hat, daß der Typ, um dessen Zimmer es ging, eine Bedrohung für seinen lieben alten Papi sein könnte.«
    »Sie sprechen von Ihrem Zimmer? Das hat Pip gemacht? Sieh an.« Westropp runzelte die Stirn, dann sagte er: »Aber das lenkt uns ab. Dafür habe ich keine Zeit. Sie wollen etwas von mir, nehme ich an?«
    »Die Wahrheit.«
    »Tatsächlich? Und Sie würden mir als Gegenleistung ein oder zwei kleine Gefälligkeiten tun?«
    »Zum Beispiel?«
    »Man verläßt das Badezimmer immer so, wie man es vorfinden möchte. Das war eine der Maximen meiner alten Kinderfrau. Für mich ist die Zeit gekommen, Klarschiff zu machen. Als erstes könnten Sie vielleicht das hier entsorgen.«
    Er holte eine kleine automatische Pistole unter seinen Kissen hervor. Dalziel nahm sie mit spitzen Fingern, prüfte, ob sie gesichert war, und wollte sie in die linke Tasche stecken. Als er merkte, daß die bereits besetzt war, disponierte er um und steckte sie in die rechte.
    »So bleibe ich im Gleichgewicht«, sagte er. »Wie Sie.«
    »Glauben Sie?«
    »Man muß sehr ausgeglichen sein, um das durchzumachen, was Sie durchgemacht haben, ohne einen Knacks abzukriegen. Oder von Anfang an einen gehabt haben.«
    »Dazu kann ich nichts sagen. Ich weiß nur, daß die menschliche Leidensfähigkeit ein großes Hindernis auf dem Weg zum Fortschritt ist. Ach!, sowie das Herz wird langsam älter, steht es vor solchem Anblick kälter und seufzt nicht mehr …«
    Dalziel dachte sich, daß es ein Gedicht sein müsse. In denselben komischen Tonfall verfiel der kleine Pascoe, wenn er sich ans Zitieren machte. Doch sein Gesicht war dabei nie so von Schmerz und Müdigkeit durchfurcht wie Westropps.
    »Soll ich einen Quacksalber rufen?«
    »Nein, danke. Ich habe meine Medikamente.« Er öffnete die Hand, um ihm ein Pillendöschen zu zeigen. Der Deckel sprang auf, als er ihn mit dem Finger berührte. Er entnahm der

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