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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Dose eine grünschwarze Kapsel und musterte sie fragend.
    »Manchmal muß man Eulen nach Athen tragen«, sagte er. »Fangen Sie.«
    Er warf die Dose Dalziel zu, der sie in der Luft auffing und dann das Wappen auf dem Deckel ansah.
    »Ist alles in Ordnung. Ich habe sie nicht in Windsor mitgehen lassen. Sie gehört mir, ich habe sie geerbt.«
    »Wird eine Kleinigkeit wert sein.«
    »Wahrscheinlich. Behalten Sie sie. Als Souvenir.«
    »Ich brauche nichts zur Erinnerung.«
    »Ja, das brauchen Sie wirklich nicht. Das ist interessant. Behalten Sie sie trotzdem. Sie haben gesagt, daß Sie mir beim Aufräumen helfen würden. Machen wir schnell. Es bleibt nicht viel Zeit.«
    »Ich dachte, Sie hätten noch Wochen vor sich.«
    »Nicht Wochen, in denen ich mein eigener Herr bin. Wochen wachsender Schmerzen und zunehmender Hilflosigkeit. Nein, danke. Ich räume lieber selbst auf.«
    »Mit meiner Hilfe?«
    »Richtig. Aber es ist keine harte Arbeit. Was genau Sie hier machen, Mr. Dalziel – ich will nicht so tun, als wüßte ich es, und ich habe keine Zeit, es herauszufinden. Ich habe den Verdacht, daß Ihre Motive und Ihre Tätigkeit bei weitem alles überschreiten, was man als dienstlich bezeichnen könnte. Aber Sie geben einen, dessen bin ich mir sicher, eindrucksvollen Boten ab. Und Sie brauchen keine Bedenken zu haben, es könne Ihnen schlecht ergehen, denn die Botschaft ist eine gute.«
    »Ach ja? Ich hoffe, sie ist auch kurz.«
    »Sagen Sie ihnen …«
    »Wer ist ›ihnen‹?« unterbrach Dalziel ihn.
    »Keine Sorge. Sie erkennen sie ohne Schwierigkeiten. Sagen Sie ihnen, daß ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte gewesen sei, als Sie mich das letzte Mal sahen, und meine Versicherung, daß ich alles aufgeräumt hinterließe, überzeugend fanden.«
    Dalziel dachte einen Augenblick nach, dann schüttelte er den Kopf und sagte: »Nein!«
    »Nein? Ist die Nachricht vielleicht zu lang? Soll ich sie aufschreiben?«
    »Komisch«, knurrte Dalziel, »was Sie da über Vollbesitz und Geisteskräfte sagen. Dafür brauche ich eine Menge mehr Beweise. Wie zum Beispiel die Wahrheit. Hören wir mit dem Rumgefurze auf. Haben Sie Ihre Alte nun umgebracht oder nicht?«
    »Habe
ich sie
umgebracht?« sagte Westropp sinnierend. »Das klingt, als ob Töten die einzelne Tat einer einzelnen Person an einer anderen einzelnen Person sei.«
    »Schluß mit dem verdammten Gelaber!« sagte Dalziel wütend. »Da draußen steht eine Frau, die wissen muß, was passiert ist.«
    Westropp bedachte ihn mit einem dünnen, vielsagenden Lächeln.
    »Muß
sie
es wissen, oder müssen
Sie
es wissen, Superintendent? Um wessen Seelenfrieden machen Sie sich Sorgen?«
    Selbst Pfeile, die ins Schwarze treffen, können einen Büffel im Angriff nicht ablenken.
    »Sie war Ihre Geliebte. Sie waren ein Paar. Sie sind es ihr schuldig!«
    Westropp schüttelte den Kopf.
    »Wenn ich ihr wirklich etwas schulde, ist es soviel, daß ich es sowieso nicht wiedergutmachen kann. Welches Wissen ist für sie am besten? Denn ich habe sie diese ganzen Jahre für schuldig gehalten, Dalziel. Nicht notwendigerweise im Sinne des Urteils, aber dennoch für schuldig. Und ich denke das noch immer. Dergleichen tut man sich nicht an, es sei denn, man ist schuldig!«
    »Oder besessen.«
    »Schuld. Besessenheit. Genau besehen, sind sie ein Gespann, das zusammengehört. Wie Sie wohl wissen. Verstehen Sie die Frauen, Dalziel? Ich nicht. Und die Männer auch nicht, habe ich den Verdacht. Ich hatte eine Frau, die sich als Hure entpuppte. Nun, damit konnte ich leben. In der Oberschicht hat das eine alte Tradition. Alles ist in Ordnung, solange man nicht die Pferde scheu macht. Ich hatte noch nicht einmal allzu viel dagegen, als Mick auch noch einstieg. Doch es hat unsere Freundschaft kaputtgemacht. Er hat mich verachtet, weil es mir nichts ausmachte! Der liebe alte Mick. Seltsamer Mann. Aber er mußte natürlich dafür büßen. Pam wollte nämlich nicht nur seinen lilienweißen Körper, sie war wie besessen, sie wollte … alles! Ich habe von Zeit zu Zeit die kleine Cissy mit ins Bett genommen. Sie war jung, sie war attraktiv, sie war in Reichweite. Aber ich will verdammt sein – auch sie war irgendwann wie besessen! Warum erzähle ich Ihnen das alles eigentlich, Dalziel?«
    »Weil ich Sie an Ihre Mutter erinnere. Und auch, weil Sie Angst davor haben, daß Ihre Frau, wenn Sie es ihr erzählen, nicht besessen genug sein könnte, um Sie weiterhin zu lieben. Also weiter. In groben Zügen. Das ist

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