Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill

Vom Netzwerk:

gelegenen Newark wendete, in dessen Feste jener König John starb, der widerstrebend die Magna Charta unterzeichnete, jene erste schwache Regung bürgerlichen Freiheitssinns.
    Pascoe verlangsamte die Fahrt. Im selben Moment war der Dicke wach.
    »Halten wir an? Großartig. Ich könnte ein Faß austrinken.«
    »Ehrlich gesagt habe ich mich gefragt, ob Sie wohl etwas gegen einen kleinen Umweg hätten. Wegen Ellie. Sie hatte sich so große Sorgen um ihre Mutter gemacht, daß sie sie ins Lincolnshire-Krankenhaus gebracht hat. Die Untersuchungen waren gestern, und ich weiß, daß Ellie heute hinfährt, und da es sich nur um 20 Kilometer oder so handelt, dachte ich …«
    »Es ist dein Auto, Junge. Ins Lincolnshire? Du meinst doch nicht etwa das Privatkrankenhaus? Na, da wird man ihr aber die Kniescheiben durchschießen, wenn ihr Trotzki-Fanclub davon erfährt!«
    Pascoe lächelte gequält. Vielleicht war seine Idee doch nicht so gut gewesen.
    Es stellte sich heraus, daß der Umweg in Richtung Osten etwas länger als 20 Kilometer war, aber Dalziel sagte nichts.
    Auf dem Krankenhausparkplatz kratzte er sich gründlich, gähnte und sagte: »Ich geh mal davon aus, daß die da drin eine Bar haben.«
    »Da hab ich meine Zweifel«, erwiderte Pascoe.
    »Soll das ein Witz sein? Warum sind sie dann privat?«
    »Einen Kaffee kriegen Sie mit Sicherheit.«
    »Danke vielmals. In Krankenhäusern trinke ich grundsätzlich nichts, was nicht gebraut oder destilliert ist. Da schwirren mehr Keime rum als in einem Karnickelbau.«
    Gemeinsam gingen sie durch die Reihen der dichtgeparkten Autos.
    Pascoe sagte: »Ehrlich gesagt stehe ich noch immer auf der Leitung. Sie und Sempernel haben einander angegurrt wie ein liebestolles Taubenpärchen, aber was zum Teufel steckt dahinter? Und kommen Sie mir ja nicht damit, daß die Ihren Koffer durchsuchen wollten. Das hätten sie auch mühelos fertiggebracht, ohne Sie auf den Highland Park loszulassen!«
    »Deine Birne ist seit meiner Abreise also doch noch nicht völlig weich geworden? Gut!« sagte Dalziel befriedigt. »Was also hätten sie sonst nicht gekriegt?«
    Nach einigem Nachdenken erwiderte Pascoe: »Nichts – außer unser Gespräch … Gütiger Gott, wollen Sie damit sagen, daß Sempernel mitgehört hat?«
    »Ja, Junge. Und er wird damit wahrscheinlich auch noch eine Weile fortfahren. Deshalb rede ich hier mit dir. Ich kann schließlich nicht immer einschlafen, um zu verhindern, daß du blöde Fragen stellst.«
    Das war noch schwerer zu ertragen.
    »Das Auto? Sie gehen tatsächlich davon aus, daß die das Auto verwanzt haben? Das glauben Sie doch selbst nicht!«
    »Und warum nicht? Wessen Idee war es, daß du mit Adolf nach London fährst und mit mir zurück?«
    »Mr. Trimbles.«
    »Und wer hat ihm den Floh ins Ohr gesetzt? Wer hat ihm beispielsweise verraten, mit welchem Flugzeug ich komme?«
    »Aber was in drei Teufels Namen wollten die denn hören?«
    Dalziel setzte sein Wolfsgrinsen auf.
    »Hören
wollten
sie genau das, was sie zu hören bekommen haben.«
    »Das heißt …« Pascoes Gedanken rasten durch einen Irrgarten, wurden aber immer wieder zurück in die Mitte gezwungen. Dalziel beobachtete ihn mit der Ungeduld eines alten Pädagogen. Wenn er einen Stock gehabt hätte, hätte er damit ermutigend gegen seine Wade geschlagen.
    »Das heißt, alles, was Sie über Westropp gesagt haben, daß er seine Frau umgebracht hat und daß es von den Sicherheitsbehörden vertuscht worden sei, war nicht wahr?«
    »Genau. Wie der Boden im Hühnerstall, ein Haufen Scheiße.«
    »Und wer hat sie dann …?«
    »Mickledore natürlich. Wer denn sonst? Und zwar genau aus den Gründen, die Wally aufgedeckt hat. Die arme Cissy hatte ihn beinahe in flagranti erwischt. Er wußte, was zwischen ihr und Westropp lief, deshalb hat er sich blitzschnell das Lügenmärchen ausgedacht. Sie war so in Westropp verknallt, daß sie es ihm abgenommen hat. Ob sie es auf Dauer getan hätte, wenn das mit dem kleinen Mädchen nicht passiert wäre, weiß Gott allein. Doch als sie endlich wieder ihren Verstand beisammenhatte, saß sie schon seit Monaten ein und war nur von dem einen Wunsch beseelt, die Nacht auf Mickledore Hall gründlich zu vergessen.«
    Pascoe schüttelte den Kopf, nicht ablehnend, sondern um seine Gedanken zu klären.
    »Aber dann ist doch alles bestens, das ist doch genau das, was Sie beweisen wollten, mehr oder weniger. Cissy Kohler ist zwar in die Falle getappt, aber daß sie brav drin sitzen blieb