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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Verbindung zwischen ihr und Pip Westropp herstellte, war ihr Schicksal wahrscheinlich besiegelt.«
    »Gehört hat …?«
    »Du bildest dir doch nicht etwa ein, daß ihre Wohnung nicht verwanzt war? Und als die freche kleine Nanny einem pfiffigen Bullen gegenüber kleine Hinweise fallenließ, nun ja, da mußte jemand Abschied nehmen. Nur daß du noch immer keine Ahnung hattest, und sie sich gerade zu fragen anfingen, wie viel Nanny Marsh wirklich wußte.«
    Worüber nur? fragte sich Pascoe verzweifelt.
    Was war denn noch schlimmer als ein weitläufiges Mitglied der königlichen Familie unter dem Verdacht, seine Frau umgebracht zu haben?
    »Hast du’s?« fragte Dalziel, der wie immer Gedanken lesen konnte. »Denk dran, daß es 1963 war.«
    »Ich hab’s!« sagte Pascoe. »Westropp hat Kennedy ermordet.«
    Es sollte ein Witz sein, vielleicht ein ziemlich geschmackloser, aber die gefielen Dalziel gewöhnlich. Es war unglaublich und absurd, doch der Dicke war weit davon entfernt amüsiert zu sein, sondern nickte statt dessen ermutigend.
    »Warm«, sagte er. »Es wird warm. Januar 63 verschwand Philby in Beirut und tauchte im Juli in Moskau wieder auf. Im Herbst erwischten die komischen Hengste Anthony Blunt zum ersten Mal. Mit ihm schlossen sie einen Kuhhandel. Warum? In der Hauptsache, weil er mal im Buckingham Palace geholfen hatte, die Bilder zu putzen oder so ähnlich! Wie würden sie dann wohl reagieren, wenn …«
    »… Westropp, wenn ein Mitglied des Königshauses, sich als ein weiterer Spion der Kommunisten herausstellen würde. Verdammt!«
    »Reife Leistung, Peter. Als hätte man einen Nonnenchor gezwungen, ›Eskimo Nell‹ zu singen. Wenn du Maienkönigin werden willst, mußt du noch etwas an Gedankenschärfe zulegen.«
     
    Dalziels Vorwurf war ziemlich von oben herab und auch nicht ganz ehrlich. Es stimmte zwar, daß Dalziel die Lösung gefunden hatte, aber doch erst, nachdem man ihm gewaltig auf die Sprünge geholfen hatte. Die Hinweise, die er Pascoe gegeben hatte, waren vergleichsweise nachgerade sibyllinisch gewesen.
    Westropp hatte unbedingt reinen Tisch machen wollen. Später wurde Dalziel klar, daß Westropp Angst gehabt hatte, er könne Marilou auf dem Sterbebett alles beichten. Als Dalziel also zu ihm sagte: »Sie waren nicht nur einer der Unsrigen, sondern auch ein verdammter Spion der Roten!«, verzog sich sein ausgemergeltes Gesicht zu einem beglückwünschenden Grinsen, das in einem Horrorfilm nicht fehl am Platz gewesen wäre.
    »Und das war denen 1963 bekannt?«
    »Man war sehr, sehr mißtrauisch, obwohl man es natürlich einfach nicht glauben wollte, was mir half. Ich glaube, Tony Blunt hat ihren Verdacht bestätigt. Seltsamerweise war Scott Rampling der erste, der es laut aussprach. Er hatte keine Hemmungen vor der königlichen Verwandtschaft. ›Weißt du, James‹, sagte er, ›es würde mich überhaupt kein bißchen überraschen, wenn sich herausstellen sollte, daß du auch einer von den Cambridge-Kommunisten bist.‹ – ›Ach ja? Und was würdest du in einem solchen Fall tun?‹ Er erwiderte: ›Zum Teufel, wenn ich den Beweis hätte, würde ich gar nichts unternehmen. Ich könnte dich und die Bande von Amateuren, für die du arbeitest, nach allen Regeln der Kunst nach meiner Pfeife tanzen lassen.‹ Er hatte recht, das war die Antwort eines Profis, aber zum Glück hielt er den Beweis erst in Händen, als es schon längst zu spät war. Geschwätzigkeit ist die amerikanische Volkskrankheit. Es ist ihm nicht im Traum eingefallen, daß meine Freunde mir etwas geben würden, womit ich ihn mundtot machen konnte.«
    »Was haben die komischen Hengste nach Mickledore Hall mit Ihnen angestellt?« fragte Dalziel.
    »Sie haben mich blitzschnell in der Versenkung verschwinden lassen. Das hätten sie ohnehin getan. So läuft es immer, wenn jemand in meiner Position zu sehr ins Rampenlicht rückt. Ich war nicht in der Verfassung, mich dagegen zu wehren, nicht nach Emilys Tod. Es war klar, daß es ihnen verdammt egal war, was wirklich passiert war. Man war noch nicht einmal besonders daran interessiert, ob ich nun Pam umgebracht hatte oder nicht. Sie wollten nur, daß ich auf jeden Fall als sympathisch rüberkam. Der verratene Freund, Witwer, trauernde Vater. Man wußte natürlich von Cissy und mir. Inzwischen ist mir aufgegangen, daß ihre irrwitzige Treue sich zu ihren Gunsten ausgewirkt hat …«
    »Gunsten!« rief Dalziel.
    »Ja. Als Mickledores Geliebte war sie sicher, na ja, ziemlich

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