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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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spielen, Mr. Dalziel.«
    »Wie ich schon sagte, nichts ist schwarzweiß. An jenem Wochenende wurden alle auf die eine oder andere Weise an der Nase herumgeführt, aber Sie mußten die Rechnung bezahlen.«
    »Sie vergessen Mick. Und Pam. Und die kleine Em. Ich lebe noch. Wenigstens bilde ich mir das ein.«
    »Was haben Sie also vor?«
    »Wer weiß? Meine Entschädigung kassieren, mich irgendwo niederlassen, einen Baum pflanzen und mich aufknüpfen.«
    Eine Sekunde hielt Dalziel den Atem an. Er musterte sie genau, die Frau, die er über einen Ozean verfolgt hatte, weil er von ihrer Schuld überzeugt gewesen war. Er wußte, daß er das, was sie in all den Jahren ausgehalten hatte, nie hätte aushalten können. Er hätte entweder seine Zellentür demoliert oder sich dabei den Nacken demoliert.
    Dieser Gedanke beruhigte ihn fast so sehr wie der feste Blick, mit dem sie seinem standhielt. Hier zeigte sich eine Stärke, auf die seine ansprach, so verschieden sie auch war.
    Er sagte: »Wählen Sie eine Eiche, Schätzchen. Lassen Sie sich ein wenig Zeit zum Nachdenken.«
    Eine Hand faßte ihn an der Schulter.
    Er sah auf und erkannte, daß er Waggs einen unnötigen Schrecken eingejagt hatte. Die beiden Männer vom Parkplatz waren am Tisch angekommen, und aus der Nähe sah sein frisch geschultes Auge, daß sie mit größerer Wahrscheinlichkeit zu Ramplings Jungs gehörten als zu den Schlägertypen von Hesperides.
    »Sind Sie Dalziel?« fragte der größere der beiden, nicht unhöflich.
    »Da bin ich mir nicht sicher, nicht bis ich weiß, mit wem ich die Ehre habe, mein Junge.«
    »Nun mach schon«, sagte der kleinere Mann aggressiv. »Natürlich ist das Dalziel. Siehst du sonst noch einen häßlichen Fettwanst hier?«
    »Nun sagt mir aber mal, wer euch diese Beschreibung gegeben hat?« sagte Dalziel nachdenklich.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte der höfliche, »Mr. Rampling möchte gern mit Ihnen sprechen.«
    »Das mag angehen. Aber seht ihr denn nicht, daß ich beschäftigt bin?«
    »Jesusmaria. Diese Angelsachsen sind wirklich zum Kotzen«, sagte der Kurze. »Nun hör mal gut zu, Kumpel, und schieb deinen großen fetten Hintern von diesem Stuhl runter und komm mit uns, okay?«
    »Sicher, daß ich aufstehen soll?« fragte Dalziel.
    »Was sollte denn das sein? Doch nicht etwa eine Drohung?« spottete der Kurze.
    »Bitte, Harry«, sagte sein Begleiter.
    »Scheiß doch der Hund auf bitte. Der Kerl scheint sich einzubilden, er ist tatsächlich so gut wie sein Ruf. Was hast du vor, Freundchen? Willst du mich mit deiner Wampe überrollen? Oder hast du da drin vielleicht eine Waffe versteckt?«
    »Nein, mein Junge«, sagte Dalziel, während er sich lächelnd erhob. »Die einzigen versteckten Waffen, die ich habe, sind die hier.«
    Er ließ die Hände in den Taschen verschwinden, und als er sie wieder hervorgezogen hatte, hielt er in beiden eine Pistole.
     
    »Das hättest du sehen sollen!« sagte Dalziel. »Ich kam mir vor wie John Wayne. Die beiden Typen haben einen Hechtsprung gemacht – wie im Film! Stühle und Tische flogen kreuz und quer! Der zum Kampf gebürstete Kurze setzte über das Terrassengeländer und landete auf einem Autodach. Dabei hat er sich den Arm gleich zweimal gebrochen. Hat dem Auto auch nicht gerade gutgetan. Und der andere hat versucht, eine Pistole zu ziehen, nur daß sie sich in seiner Jacke verhedderte und er sie nicht frei bekam. Ich hab schon befürchtet, er schießt sich gleich in die Eier!«
    »Man hätte Sie umbringen können!« protestierte Pascoe. »Und was haben Sie derweilen gemacht?«
    »Gemacht? Nichts. Gelacht. Ich bin beinahe vom Stuhl gefallen vor Lachen. Und nach einer Weile habe ich gemerkt, daß sie auch lachte. Nicht nur lächelte oder kicherte, nein, es war ein richtiges Lachen, das man einfach nicht bremsen kann. Bevor wir uns getrennt haben, wurde sie aber wieder ernst. Daß er wieder geheiratet habe, werfe sie ihm nicht vor. Draußen müsse man vergessen, sonst würde man verrückt, das habe sie gelernt. Aber ob er es wert gewesen sei? Ob er jemals so viel für sie empfunden habe, daß es die Sache auch nur für einen Augenblick wert gewesen sei? Und ich habe ihr darauf geantwortet, ja, er sei es wert gewesen. Er habe mir seine Pillendose gegeben, denn das Wappen sei seine einzige Entschuldigung für sein Verhalten. Nachdem er sein Gehirn wieder in Gang gebracht habe, habe er alles in Ordnung bringen wollen, nur wegen seiner Herkunft und Familienverbindungen habe man ihn

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